Lagerfeuer
2-5-1 (3-73)
II.Jg. Lf. No. 5.Mit dem Auto in Tsingtau.
2-5-2 (3-74)
und Dienstgrade waren vertreten vom Seesoldaten und Matrosen-Artilleristen über den Unteroffizier zum Vizefeldwebel hinauf. Berufsautomobilisten nur zweie, alle andern mehr oder weniger geübte Gelegenheitsfahrer: Kaufleute aus Tsingtau, Shanghai und Japan, ein Schiffsoffizier a.D. der H.t.L., Konsulats- und Bank-beamte, Warenhausbesitzer und Bauunternehmer, ein Kriegsfreiwilliger, der erst vor Kurzem in der Heimat sein Abitur gemacht und seine in der Kolonie lebenden Eltern besucht hatte, ein ehemaliger Staatswissenschaftler der von seinem irgend-wo im Teutoburger Wald ansässigen alten Herrn auf eine Weltreise geschickt und in Yokohama vom Kriegsausbruch überrascht worden war, und endlich waren uns in den nächsten Wochen noch zwei Tsingtauer Jungstürmer, die sich als Fahrer hatten ausbilden lassen, überwiesen worden, der eine 14 jährig, um wenige Jahre älter der andere.2-5-3 (3-75)
durch die Täler des Lauschans, von der Bucht bis hinüber nach Schatzykou am offenen Meer. Über Tsangkou, Koutapou nach Litsun und weiter nach Kouyai und Talaukuan. Die Walderseehöhen wurden erklettert und auf jämmerlich steinigen Wegen Schantungtou erreicht. Bis der große Witterungsumschlag kam, Regen, unheimlicher Regen bannte uns einige Tage ans Mattenzelt, von dessen Wänden die grasgrüne Wasserfarbe herabrieselte, mit welcher man den provisorischen Schup¬pen zum Schutze gegen Flieger, angepinselt hatte, und grün getupft waren die Karosserien der roten, blauen, grauen und schwarzen Protos-, Apollo-, Benz-, Stoewer-, Opel-, Loreley-, Hup- und Orerlandwagen. Dann aber als die wolken-bruch¬artigen Güsse wieder versiegt waren, gings von Neuem ans Werk. Dicke Bohlen als Notbehelf zur Überquerung aufgerissener Straßen und Wege wurden auf den Radiatoren festgeschnallt und dort, wo einst Furten durch die Bette der Litsun- und Tschangtsun-Flüsse geführt hatten, versanken jetzt die Wagen bis über die Achsen im Wasser und kämpften sich durch die Fluten zum jenseitigen Ufer hinüber. –2-5-4 (3-76)
Geschützfeuer mit Verwundeten zur Stadt. Befehle und Meldungen galt es für die detachierten Wagen zu vermitteln. Automobile und Motorräder flitzten über die Straßen, aus der Gefechtslinie zu ihren Kommandostellen und mit neuem Auftrag unter Granat- und Schrapnellregen durch, zurück in die vorderste Stellung.2-5-5 (3-77)
liegenden Batterien, abends aber die vorderen Werke und Stellungen an der Reihe. Und so fuhr ich selbst dann Tag für Tag um 6 Uhr etwa hinaus. Auf der Paßhöhe beim Artillerie-Depot verlöschten die strahlenden Scheinwerferbündel und weiter gings mit abgeblendetem Wagen in das schummerige Dämmern hinein. Beim Schützengraben am Watt wurde begonnen; hinter den Werken führte die Fahrt auf schmalen Verbindungswegen nach I.W. 1 und bei Tschan-Tschan wurde das Auto wieder heimwärts gelenkt.2-5-6 (3-78)
Ein großen Teil der Wagen hatte uns verlassen, und war ständig bei den außerhalb liegenden Verbandsstellen stationiert. Der Kreis beim abendlichen Appell wurde immer kleiner, schwächer das vom Bataillonsschreiber in das Dunkel gerufene: „Fahrer!“ – Und schwerer das Ausführen der Befehle. Von Granaten aufgerissen waren die Straßen und mit äußerster Vorsicht ging es durch die rabenschwarze Nacht, die nur erhellt war durch krepierende Granaten und platzende Schrapnells, mit welchen die Japaner die Wege planmäßig unter Feuer hielten. Eisern das Steuer umklammert fuhr man unter dem Hagel durch. Die Explosionen der klei-neren Kaliber waren kaum zu hören, nur wenn das Zischen und Krachen allzu vernehmlich wurde, gab man seiner Maschine Vollgas und fegte mit äußerster Kraft aus der gefährdeten Zone heraus.2-5-7 (3-79)
Unablässig schlugen am Abend die Granaten ins Dorf und krachend flogen die Hütten auseinander. In einem einigermaßen geschützten Winkel hatte der Wagen seinen ständigen Unterschlupf gefunden, und einsam und verlassen stand er in dem brüllenden Getöse, bis sein Fahrer aus den Stellungen wieder zurückkam, und ihn in brausender Fahrt nach der Stadt zurückbrachte. Dunkel lagen die Straßen-züge und ganz vereinzelt nur drang der Schein einer Petroleumlampe aus den verhängten Fenstern der wenigen noch bewohnten Häuser.2-5-8 (3-80)
Minuten später standen wir auf dem Lahnkörper, wo der Schienenstrang nach dem Hinterland führt. Vor uns lag das ganze Gefechtsfeld bis hinüber nach I.W. 2. Leuchtkugeln und Sternsignale zogen ihre Bahnen, die Gegend taghell beleuchtend und Scheinwerfer, soweit sie noch nicht dem Artilleriefeuer zum Opfer gefallen waren, huschten tastend über das Gelände hin. Infanterie- und Maschinengewehr-feuer rasselte und heulend und pfeifend flogen die Granaten und Schrapnells durch die pulvergeschwängerte Luft. Was wir sehen wollten und mußten, um berichten zu können, hatten wir gesehen und: „Heftiges Artilleriefeuer auf die ganze Werklinie und Infanterie- und Maschinengewehrfeuer aus der Richtung des I.W. 4!“ lautete die Meldung nach unserer Rückkehr. Etwa anderhalb Stunden später befand sich I.W. 3 in den Händen der Japaner und am frühen Morgen hatte Tsingtau seinen Todeskampf ausgekämpft! –2-5-9 (3-81)
tauchten über der leicht gekräuselten Einfahrt zur Bucht Trümmer und Menschen¬leiber auf in einer hochaufgewirbelten Wassersäule – – – – ein Minensucher war krachend in die Luft geflogen.2-5-10 (3-82)
kleinen zerschossenen Dörfer, über notdürftig wiederhergestellte Brücken bis nach Litsun. Trümmer, überall Trümmer, Mauerreste, teils von der Beschießung durch unsere Kanonen, teils noch von der Überschwemmung herrührend. Tunglitsun wurde passiert mit seinen ungeheuern Stapelplätzen von Kriegsvorräten, seinen Munitionslagern und Geschützwerkstätten und dem umfangreichen Rangier¬bahnhof der durchs ganze Schutzgebiet sich hinziehenden Geleise der Feldbahn. Und dann, etliche Kilometer weiter, erinnerte nichts mehr an den Krieg. Friedlich gingen die Bauern ihrer Feldbeschäftigung nach und nur selten begegneten wir einzelnen Japanern, bis hinter dem Paß von Tschaiko die See auftauchte und die Bucht von Schatzykou. – Zwischen 7 und 8 Uhr langten wir wieder bei den Kaser¬nen an. So recht die passende Zeit um hinaus nach Taitungtschen zu marschieren, und sich dort in einer der nur halb zerschossenen Hütten ein Nachtquartier zu suchen. Aber wir glaubten, unsern Ohren nicht trauen zu dürfen, als unser Be¬gleiter in gebrochenem Deutsch wörtlich meinte: „Sie werden sehr müde sein, meine Herrn! Wann wollen Sie morgen hierher kommen um nach Taitungtschen zu gehen?“ Rasch hatten wir uns natürlich auf eine der mittleren Vormittagsstunden geeinigt und dann hinab in die Stadt. Lange aber noch wird mir dieser erste vernünftige Ausspruch eines Japaners im Gedächtnis bleiben!
----------------------
2-5-11 (3-83)
Nachrichten aus dem Lager
Kaisers Geburtstag im Lager Yamagoe.
2-5-12 (3-84)
vervollkommendes Orchester mit der Wiedergabe von Mozarts „Eine kleine Nacht¬musik“. Das entzückende und technisch sehr hohe Anforderungen stellende Kammermusikstück kam leider im Freien nicht so zur Geltung wie es im geschlos-se¬nen Raum der Fall gewesen wäre und war wohl auch für eine derartige Veran-staltung ein wenig zu lang, sodaß sogar schon manche ängstliche Zuhörer befürch-teten, es würde am Ende gar noch eine richtige Nachtmusik daraus. Auch würde es sich vielleicht bei diesem Stück empfehlen, wenn unser unermüdlich tätiger Dirigent die ohnedies etwas zu sehr hervortretende Clarinette zur Seite legen und nur den Taktstock schwingen würde, um auf diese Weise mehr auf die Spieler einwirken und so die Schönheiten des Werkes besser zur Geltung bringen zu können. Ein recht erfreuliches Bild boten die von Sergt. Janssen gut einstudierten und vorzüglich klappenden Stabübungen; derartige Vorführungen, die das uns Deutschen so sympatische militärisch Exakte mit dem Turnerischen verbinden, können immer auf Beifall rechnen und sind um so eindrucksvoller, je größer die Zahl der Mitwirkenden ist. Die „Wacht am Rhein“, Musikstücke und zwei Faust-ballspiele vervollständigten das anspruchslose Programm, mit dem wir uns aber gerne begnügten – Wußten wir doch, daß uns am nächsten Tage ein ganz beson-derer Genuß noch bevorstand, unsere eigentliche Kaiserfeier, über die wir an anderer Stelle berichten.
----------------
2-5-13 (3-85)
„Wallensteins Lager“ in Yamagoe.
28. Januar 1917.
2-5-14 (3-86)
selbst kanndaher keinen sicheren Maßstab bilden für die Güte des Gebotenen, sondern man muß schon untersuchen, auf welche Weise die Herren Bühnen-künstler jedesmal Erfolg erzielt haben. Da finden wir nun erhebliche Unterschide. Das erste Mal erfreute man sich daran, daß man die Kameraden X und Y in mehr oder weniger unwahrscheinlichen Kostümen und in noch unwahrscheinlicheren Bewegungen auf der Bühne sich produzieren sah, das zweite Jahr klatschte man, weil man sich über all die lustigen Einfälle der Schuspieler amüsierte, dies Jahr galt der Beifall der hohen Kunst selbst, man sah nicht mehr die Kameraden X und Y auf der Bühne, sondern Wallenstein“sche Reiter, man vergaß über dem guten Spiel die Spieler – das höchste Lob für Schauspieler und Regisseur!2-5-15 (3-87)
sind, Menschen, deren Arbeitskraft und Arbeitslust schon durch den Anblick eines Wächters gelähmt wird. Da blitzt bei einem unter ihnen ein Gedanke auf. Wir wollen Theater spielen, wir wollen alle Gespenster verscheuchen und wollen uns erfrischen an dem lebensfrohen, ewigen jungen Soldatenstück Schillers „Wallen-steins Lager“. Der Funke zündet. Die Lebensgeister werden neu entfacht, die Ängstlichen und Bedenklichen werden von den Tatendurstigeren mitfortgerissen, und schon ist der Entschluß gefaßt: „Wallensteins Lager“ wird aufgeführt.2-5-16 (3-88)
einem von ihnen allein den Lorbeer zu reichen, sie verdienen ihn alle gemeinsam, denn kaum einer stand dem andern nach, und das Zusammenspiel war vorzüglich. Besonders anzuerkennen ist, mit welcher Sicherheit auch die langen schwierigen Rollen, wie die des Wachtmeister und Trompeters und die der Holkischen Jäger bewältigt wurden. Der erste Holkische Jäger (Gefr. Kremer) und der Trompeter (Sees. Sandrock) lebten in ihren Rollen, und es war eine ebenso große Freude sie sprechen zu hören, wie ihr Mienenspiel zu beobachten, wenn die andern sprachen. Der Wachtmeister (Untffz. Hagemann) war ausgezeichnet, höchstens hätte er den alten Feldsoldaten noch etwas wuchtiger gestalten können. Umgekehrt hätte dem frischen Spiel des zweiten Jägers (Gefr. Brück) gelegentlich ein kleiner Dämpfer nichts geschadet. Die dankbaren Rollen der Gustel von Blasewitz (Gefr. Krieger) und des Kapuziners (Gefr. Brinker) wurden ganz vorzüglich gegeben. Der bei aller Gutmütigkeit wackeren Marketenderin konnte man aufs Wort glauben, daß sie schon manchen Strauß erlebt und viel Länder und Leute kennen gelernt hatte. Der Kapuziner zog bei seiner famos vorgetragenen Strafpredigt ein so infames Pfaffen¬gesicht auf, daß man ihm schließlich die zugedachten Prügel von Herzen gönnte. Wie geschaffen für den ersten Kürassier war der Gefr. Junker mit seiner stattlichen Erscheinung und seinem wohlklingenden Organ, mit dem er vor allem auch den ersten Teilen seiner Rolle warme Töne zu verleichen vermochte. Der zweite Kürassier (Sees. Bieber) stand ihm wenig nach. Der Gefr. Brundig gab treffend den ehrlichen aber philisterhaften2-5-17 (3-89)
Arkebusier, während Gefr. Fehr seinen Kroaten mit viel Humor ausstattete. Unter den Vertretern der kleineren Rollen verdient Sees. Hebting ganz besonders hervor-gehoben zu werden, der aus dem besorgten Bürgersmann eine feine Charakter-studie machte. Ebenso wurde der betrügerische Bauer von Pion. Rölgen wirkungs-voll gegeben und Sees. Heizmann machte aus der Muhme Kind aus dem Reich einen so munteren Backfisch, daß ein Ahnungsloser wohl Zweifel an der geschlecht¬lichen Qualität des Darstellers hätte haben können. Endlich sei noch des Pion. Hornmann (Rekrut), Pion. Werner (Konstabler), Pion. Wels (Scharfschütz), Sees. Niermeier (Dragoner) und Sees Herms (Bauernknabe) gedacht, die alle wacker mitspielten.2-5-18 (3-90)
Der Kroat im Pelzrock und Pelzmütze erschien so echt, daß schon der Gedanke seiner Nähe die Zuschauer in Versuchung brachte sich zu kratzen. Ganz vorzüg-liche Masken boten ferner der Kapuziner, die Marketenderin, der Bauer, der Konstabler, der Arkebusier und die andern nicht weniger.2-5-19 (3-91)
aufeinander einzuspielen, sondern vor allem, daß er es verstanden hat, seinen Schülern Liebe zu Schillers unsterblichem Werk einzuflößen, sodaß ein jeder mit Freuden sein bestes hergab, und die Aufführung von einer herzerqickenden Frische war. Und deshalb verkünden wir nicht nur Schillers Ruhm, sondern auch den der Aufführungsleistung, wenn wir sagen, wie es im Vorspiel heißt:Gerade für dieser Tag
War dies ein Stück vom rechten Schlag! –
------------------
Ergebnis des Faustballwettspiels Yamagoe.
Januar 1917.
Plätze | Nr. | Punkte | Bälle |
1. Untffz.Schulz,Krieger,Fehr,Albrecht | 7 | 18 | 1071 |
2. Brück,Niemeier,Beckers,Kremer | 1 | 12 | 1013 |
3. Sergt.Janssen,Faas,Ludwig,Neubert | 6 | 12 | 765 |
4. Untffz.Blaschke,Untffz.Neuneier,Heizmann, | 3 | 10 | 871 |
5. Bergau,Röser,Bruckmann,Ameter. | 8 | 9 | 818 |
6. MeyerJos,MeyerChrist,Niermeier,Jähne | 4 | 8 | 851 |
7. Probst,Sandrock,Brundig,Meyer O. | 2 | 7 | 765 |
8. Wichelhaus,Junker,Gottschalk,Büch | 10 | 6 | 725 |
9. Welz,Pfotenhauer,Knobek,Brinker | 5 | 4 | 696 |
10. Diebold,Schmidt(Sergt.Clauss)Fink,Meinsen | 9 | 4 | 663 |
------------------
2-5-20 (3-92)
Jahrestage des Krieges.
Januar 1915.10. I. | Heftige Angriffe der Franzosen in der Champagne. |
12.13. I. | Schlacht bei Soissons |
22. I. | Kämpfe in der Bukowina; Eroberung von Kirlibaba. |
24. I. | Seegefecht in der Nordsee; „Blücher“ gesunken. |
26. I. | Erfolgreiche Kämpfe bei Givenchy und bei Craonne. Heftige Angriffe der Russen bei Gumbinnen. Wiederoberung des Uzsok-Passes in den Karpathen. |
Ende | Januar: Erfolgreiche Kämpfe der Türken im Kaukasus. |
Februar 1915.
3. II. | Ayesha in Hodaida eingetroffen. |
6. II. | Angriffe der Türken am Suez Kanal. |
16. II. | Ende der Winterschlacht in Masuren. Die Österreicher erobern Kolomea. |
17. II. | Die Österreicher erobern Czernowicz. |
17. II. bis Anfang März. | Schlacht in der Champagne. |
18. II. | Beginn des deutschen Unterseebootskrieges. |
19. 25. u. 27. II. | Beschießung der Dardanellen d. engl. u. franz. Schiffe. |
22. II. | Beendigung der Verfolgung der Russen: 100000 Gef. 300 Gesch. |
25. II. | Eroberung von Prasnysz. |
Januar 1916.
8. I. | Großer Erfolg am Hirzstein. |
9. I. | Räumung von Seddul Bahr. Gallipoli vom Feinde frei. |
11. I. | Beginn einer russ. Offensive im Kaukasus. Eroberung des Lowcen. |
13. I. | Cetinje besetzt. |
16. I. | Montenegro streckt die Waffen. |
Februar 1916.
1. II. | Eintreffen der „Appam“ in amerikanischen Gewässern. |
10.11.II. | Seegefecht an der Doggerbank; engl. Kreuzer „Arabis“versenkt. |
20. II. | Deutsche Garnison in Mora ergibt sich. Kamerun in Feindes Hand. |
21. II. | Die Russen erobern Erzerum. |
22. II. | Beginn der Kämpfe um Verdun: erster Vorstoß auf3 km in 10 km Breite. |
25. II. | Eroberung von Dorf und Feste Douaumont. |
27. II. | Durazzo erobert. |
---------------