Lagerfeuer

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II. Jg. Lf. Nr. 2. Matsuyama, Sonntag den 14. Januar 1917

Chinesisch Neujahr am Westfluss

II. Im buddhistischen Kloster

Sehr freundlich nahmen uns die Mönche auf, denen wir uns mit unsern paar Brocken Nordchinesisch notdürftig verständlich machen konnten. Wir wurden bereitwillig in das Gastzimmer geführt, ein geräumiges Lokal, an dessen Wänden acht breite Pritschen mit dicken grünen Moskitonetzen aufgestellt waren. Die gesamte Klosterjugend umschwärmte uns. Die Jugend, von denen an die dreißig bis fünfzig im Alter, von 6 – 17 Jahren im Kloster waren, machten uns von Anfang an besonderen Spaß. Die kleinen glattgeschorenen Kerle in ihren grauen schmutzigen Röcken kamen gar nicht aus dem Staunen und Kichern heraus. Ein paar beherzte Wortführer riskirten“s dann und wann einen der weißen Männer am Ärmel zu zupfen oder naseweis in die Rucksäcke zu gucken. Der Jubel war besonders groß, wenn wir einem von ihnen einen Nasenstüber gaben, und schreiend stob die ganze Schar aus einander, wenn wir mit halb drohender, halb lustiger Gebärde auf sie losgingen. – Die kleinen Kerls sind von frühester Jugend bei den Mönchen, oft von gläubigen Bauern dem Klosterleben geweiht, oft auch armen Leuten abgekauft. Sie bilden den Nachwuchs des Klosters, das sie erzieht und mit ihrem 18. Lebensjahr feierlich in die Mönchsgemeinschaft aufnimmt, wobei ihnen die bekannten Reihen von Punkten auf den Schädel gebrannt werden, Male, die nie ganz verschwinden.
Eine gewisse Schwierigkeit glaubten wir in dem Einschmuggeln unseres Provi¬ants an Fleischwaren überwinden zu haben, aber die Mönche kümmerten sich durchaus

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nicht um unsere Sachen. Es war ihnen, denen die Ordensregel jeglichen Fleisch¬genuß verbietet, offenbar gleichgültig, ob wir im Kloster Fleisch aßen oder nicht.
Ganz eigetümlich berührte uns gleich bei unserer Ankunft ein sonderbarer Gesang, der nur selten abbrechend die Klosterräume durchtönte und weit in die Stille der Wälder hinaus verkündete, daß sich hier Menschen zum Gottesdienste zusammengefunden. – Wir wussten nicht, ob wir Zeugen der Andachtsübungen sein dürften und erkundigten uns danach bei einem unserer freundlichen Wirte, der uns bereitwillig zum großen Hof des Haupttempels führte, von dem aus sich uns ein eigenartiges Schauspiel bot. In der großen Halle, deren Mitte ein riesiger vergoldeter Schrein mit dem Bilde Buddhas und zwei Buddhisatvas ausfüllte, und vor denen ein Opfertisch mit Leuchtern, Räucherkerzen und hoch aufgehäuften Fruchtschalen aufgestellt war, war fast die ganze Mönchsgemeinde zur Andacht versammelt. Vor dem Schrein stand ein Vorbeter in reich verziertem Gewande, rechts und links von ihm symmetrisch aufgebaut vierzig bis fünfzig Mönche in schmucklosen graune Kutten. An gewissen Stellen der Liturgie kniete die ganze Schar auf dem Steinfliesen nieder und neigt die geschorenen Köpfe im Kotau vor den Bildern der Gottheit. Zeitweilig sang der Vorbeter allein, dann fiel der Chor ein, und die große Glocke, die an gewissen Höhepunkten angeschlagen wurde, tönte dumpf hinein. Von fern klang das Singen bald wie das Weinen eines Kindes, bald wie inbrünstiges Flehen. –
Wer ihren Gesang wie wir tagelang gehört hat, wird ihn nie vergessen. Noch Wochen später lag mir der eigentümliche Rythmus und die sich immer wieder-holende Melodie, die

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ohne Frage aus religiöser Empfindung geboren ist, in den Ohren.
Wir richteten uns imKloster gemütlich ein und fühlten uns bald in der eigen-artigen Umgebung heimisch. Die Mönche waren gleichmäßig freundlich, die Jungens eine ständige Quelle der Belustigung, der dichte, wirr verschlungem Wald lut uns zu langen Streifereien und die Verheißung schöner Ausblicke weit hinaus in das von Hügelketten durchzogene Land, durch das sich wie ein helles Land der Westfluß schlängelte, drängte uns förmlich die Gipfel der Berge einem nach dem andern zu „nehmen“. Hier ließ sich“s ein paar Tage leben! Kein schönerer Platz, um Arbeit und Sorgen zu vergessen und die Freiheit in vollen Zügen zu genießen!
Wir hoffen, daß am Altjahrsabend eine besondere Feier im Kloster stattfinden würde. War es doch anzunehmen, daß diese Menschen, die ihr Leben der Beschau-ung geweiht, diese Tage besonders feierlich begehen würden. – Wir sahen uns nicht getäuscht. Als wir beim trübseligen Schein zweier Unschlittkerzen, müde von den Anstrengungen des Tages, in unserem Schlafraum saßen, forderte uns ein beson¬ders freundlicher Mönch auf ihm auch die breite Terrasse des Klosters zu folgen. Dort bot sich uns ein Anblick, den wir nie vergessen werden. Von dem tiefschwar¬zen Hintergrunde der alten Baumriesen, die das Kloster Umgaben, hob sich der grelle Schein kurz aufflackernder Und explodierender Firecracker und ein wilder Feuertanz Der Klosterjugend ab. Die Jungens hatten ein bis Zwei Meter lange Stränge Cracker angezündet und Schwangen die knatternden Feuerwerkkörper über Ihren Köpfen, indem sie wild jauchzend wie kleine

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Teufel durcheinander sprangen. Es war ein seltsames Bild: neben uns auf der Terrasse die graue Schar der Mönche, die sich an der Lust der Kinder freuten und unten die Jungens, dazu der große Hintergrund, das Dunkel der Nacht, die aufleuchtenden Flammen und das ohrenbetäubende Geknatter des Feuerwerks. Altjahrsabend! Hier feiertens die Leut“ nach Jahrhunderte alten Bräuchen. Wie manche hoffnungsvolle Generation hatte hier schon den Freundentanz der Jugend aufgeführt und war in diesen alten Mauern langsam selbst alt und grau und resigniert geworden!
Unsern Mentor schien unser ihm für seine Freundlichkeit ausgedrückter Dank erfreut zu haben. Er sprach sehr offenherzig über viele Einrichtungen des Klosters und sagte uns auf unsere Frage nach weiteren Feiern dieser Nacht von einer Zeremonie im Refektorium, zu der er uns rufen würde. Eine Stunde später kam er geheimnisvoll lächelnd angeschlürft und führte uns durch einen Wirrwarr von Gängen in das Speisezimmer der Mönche, einen kahlen Raum, in dem eine Reihe grober Tische in Hufeisenform aufgestellt war und um sie herum ebenso primitive Schemal. Vor den Tischen standen die Mönche des Klosters, eine stattliche Ge-meinde, in erwartungsvollem Schweigen. Auf einmal öffnete sich eine Seitentür, und von zwei jungen Mönchen begleitet trat der Abt des Klosters, ein vom Alter gebeugter Greis, mit ehrwürdigen Gesicht heraus. Langsam und feierlich schritt er vor den Haupttisch, legte die Hände zusammen und sagte mit zitternder Stimme: GungHsiFaatTschai. Der Bann der über den Mönchen gelegen, war gebrochen. Alle verneigten sich tief und murmelten:

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GungHsiFaatTschai ....GungHsiFaatTschai. Gleichzeitig dröhnten die großen Klosterglocken, dumpf wiederhallend in den weitläufigen Gebäuden. – Das neue Jahr war verkündet! –
In jener Nacht sind wir kaum zur Ruhe gekommen. Ohne Aufhören ertönte der Gesang der Mönche, schallten schrill die Becken und schwer die Trommeln, klang das Jauchzen der durch den Gänge huschenden Klosterjugend, - ein wahrer Hexensabbat. – Es mußte schon ziemlich spät in der Nacht sein, als das Singen und Getöse seinen Höhepunkt erreichte. Von Neugierde getrieben gingen wir leise über den Gang zum Haupttempel. Der Raum war durch große Laternen und Lampions taghell erleuchtet. Vor jedem Schrein brannten die Kerzen und Opfer¬rauch quoll in dicken Schwaden über die Andachtsstätte, umwölkte das Haupt der wild dreinblickenden Kwan Yin und ballte sich dicht unter dem Dachgebälk. In schier endlos scheinender Reihe durchzog die ganze Mönchsschar den Raum und ihr gleichförmiger Gesang untermischt mit den Stimmen der Glocken und Gongs klang unablässig in die Nacht hinaus. Die ganze Szene hatte etwas Unwirkliches, Spukhaftes: Der große Buddha lächelte vom hohen Thron sein geheimnisvolles Lächeln, die Kerzen flackerten unruhig im Winde, starr und gleichförmig war der Ausdruck auf all den vielen Mönchgesichtern, die eines nach dem andern vorüber-glitten, und über dem allen, alles noch unwirklicher erscheinen lassend, der betäubend duftende Weihrauch. – Auf einem Opfertisch saß merkwürdig heraus-geputzt ein Mönch in Buddhastellung, starr, unbeweglich, nur seine Lippen schienen leise Gebete zu murmeln. Ihn umkreiste eine Schar Mönche wie die Trabanten ihren Herrn, das Geheimnisvollste, das wir

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in jener Nacht sahen. Nur einen kurzen Blick wagten wir auf das seltsame Schauspiel zu werfen. Aus Furcht mit unseren freundlichen Wirten in Konflikt zu kommen, zogen wir uns schnell wieder zurück und überließen sie ihrenaltge¬-heiligten Andachtsübungen.
Als wir an nächsten Morgen nach unruhigem dauernd gestörten Schlaf erw-achten, tönte noch immer der Gesang der Mönche: O mi tofo, O mi tofo, großer heiliger Buddha, großer Buddha ....
Der Kuli meinte beim Frühstück empfehlend: „Master, tissidenumberonegoodchow – chow.“ Wir ließen uns davon bringen und fanden so viel Geschmack daran, daß wir uns zu mehr als einer Mahlzeit beim Bruder Küchenmeister anmeldeten. Lecker zubereitete Pilze – im Geschmack unseren Pfifferlingen ähnlich – dazu vielerlei andere Gemüse und den unvermeidlichen, aber hervorragend zubereiteten Reis. Bei unserem Rundgang durchs Kloster kamen wir auch in die Küche und staunten über die peinliche Sauberkeit dier geräumigen Anlagen, über die gewal¬tigen Kessel, die auf wohlaufgemauerten Herden standen und über das ganze geschäftige Treiben. Hier war das Reich der Laienbrüder und Klosterknechte, jener Leute, die die Wälder und Wege in Ordnung halten, die Felder bestellen und Handlangerdienste im Kloster tun. Ihnen lächelte aus seinem Schrein der feiste Küchengott gnädig zu und der Bruder Küchenmeister schien seiner Gunst in vollem Maße teilhaftig zu sein. Er war so dick und wohlzuwege, hatte einen rechten Buddhabauch und konnte sich wohl mit dem so oft auf Bildern verewigten Bruder Kellermeister mittelalterlicher Klöster messen.

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Die Mönchszellen kamen uns sehr einfach und erbärmlich vor: eine schmale Pritsche mit Moskitonetz, ein kleines roh gezimmertes Tischchen, mit einem Schemel davor, das war alles. Das Leben der buddhistischen Mönche ist der Armut und Entsagung geweiht, und diese hier hielten sich offenbar strikt an die Ordens regeln.
Interessant war der Leseraum, gleich neben dem Haupttempel gelegen. Von weitem schon tönte uns ein lautes, ununterbrochenes Klopfen entgegen, dazu das halb gesungene Sprechen vieler Stimmen. Um einen langen Tisch saßen wohl 20 – hauptsächlich junge – Mönche. Jeder hatte vor sich ein Heft mit buddhistischen Hymnen, die gleichförmig und fabelhaft schnell im Chor gelesen wurden. Der Takt wurde von allen mit Klopfern auf eine Art Holzfrosch geschlagen – ein altindisches Instrument, das Symbol der Wachsamkeit. Durch unser Eindringen ließen sich die Mönche nicht sehr stören. Unaufhörlich ging das Rattern der Gebetssprüche und das Tack tack, der Klopfer. Die uns zunächst Sitzenden hielten wohl für ein paar Augenblicke im Lesen inne, wiesen uns freundlich ihre Bücher vor und freuten sich kindisch, wenn wir das eine oder andere Zeichen entziffern konnten; - aber schnell fielen sie dann wieder in den allgemeinen Chorus ein, indem ihre Finger unablässig die Reihen in den Büchern ab – und aufwärtsglitten.
Ob die Andacht dieser Leute, die tagaus tagein beten und singen, singen und beten, wirklich eine tiefe ist, scheint zweifelhaft. Es kam uns beim Anschauen ihrer Andachtsübungen oft so vor, als ob die ewige Gleichförmigkeit die Seele genommen und daß das allermeiste ein

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Plappern „wie das der Heiden“ war. Doch wer kann in den unbeweglich starren Gesichtern der Chinesen lesen? Wer ihr Inneres wirklich ergründen?
Schöne Tage verlebtenwir bei den guten Mönchen, Tage voll von fröhlichem Jagen und Streifereien durch Wälder und Berge. Das Singen und Beten, das während der Festzeit viele Stunden der Nacht erfüllte, störte uns fortan nicht mehr. Wir schliefen wohl und tief nach den mancherlei Anstrengungen der Tage.
Sankt Hubertus war uns günstig, manch fetter Vogel fiel unsern Flinten zur Beute und die Krone des Jagdzuges war das Abschießen eines der in Südchina so seltenen Moschusrehe, eine stolze Beute.
Als unsere Zeit dort oben in den Bergen um war,und wir wieder zur Alltagsarbeit nach Schamien – Kanton – zurückgekommen waren, hatte unsere Fahrt noch ein lustiges Nachspiel. Die alten NimmrodeSchamiens entrüsteten sich arg darob, daß Leute, die erst ein Jahr in China – so grüne Youngsters – ein solches Jagdglück hätten. „Wir jagen hier nun jahraus, jahrein und nie ist uns ein Reh vor die Büchse gelaufen und die ziehen drei – viermal aus und bringen die Beute heim.“ Jeder, der sich auf der Insel Jäger nannte, kam das Tier in Augenschein zu nehmen, – das erste, das seit vielen Jahren nach Schamien gebracht war! Und als wir den Abend nach unserer Rückkunft nach Hause kamen, - war das Reh verschwunden. Der Koch kam verstört angelaufen: „Master, youshootiedatpiecedeer, some man havemakeestealemhim!“ Das war eine schöne Bescheerung! Wir witterten gleich Unrat und setzten ein großes Rundschreiben an

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alle Freunde und Bekannte auf, des Inhalts, daß der Spitzbube, der „das“ Reh gestohlen, Farbe bekennen solle. Aber niemand meldete sich. An der Bar gabs natürlich ein großes Gelächter. Als wir die Sache genügend „begloost“ hatten, und von den schadenfrohen Jägern tüchtig verspottet waren, lud uns ein Freund zum Abend essen ein und siehe da! auf seiner Tafel erschien „das“ Reh, lecker zubereitet und lieblich anzuschauen. – Daß die Abenteuer der Fahrt bei mehr als einem guten Glas Wein nochmals durchgesprochen und manch Jägerlatein dabei verzapft wurde, brauche ich wohl nicht besonders zu erwähnen.
Vissering.

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Wetturnen in Dairinji am 30. U. 31. XII. 16.

19 Mann stellten sich für den Turnwettkampf, und zwar 11 Mann aus der 1 und 8 Mann aus der 2. Riege. geturnt wurde:
1) Geräte: Reck und Barren
2) volkstümlich: Stabhochsprung, Hochweitsprung, Freiübungen, von der 1. Riege. Die 2. Riege turnte
1) an Geräte: Reck und Barren
2) volkstümlich: Hochsprung, Gewichtheben, Freiübungen.
Die für die Sieger zu erreichende Mindestpunktzahl war auf 85 für beide Riegen festgesetzt, sonst entsprachen die Übungen genau der Vorschrift, wie sie der Deut-sche Turnenverband festgesetzt hat. Eine Ausnahme wurde bei der 2. Riege inso¬fern gemacht, als beim Hochsprung von 1,20 m ab gewertet wurde, während die

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Vorschrift die Grenze erst bei 1,30 m festsetzt.
Aus der 1. Riege gingen von 11 Turnern 9 als Sieger hervor:

1) Schreiber Menke mit 113Punkten.
2) Gefr. Schoppe 112 „ .
3) Uzfw. Zimmermann 110 ½ „ .
4) Sees. Boncour 105 ½ „ .
5) Schreiber Möller 96 ½ „ .
6) Sees. Scharf 89 ½
7) Ob. Mt. Freyenhagen 89 ½ „ .
8) Pion. Gottschalk 88 „ .
9) „ Koch 87 „ .
Aus der 2. Riege erhielten von 8 Turnern 7 den Eichenlaubkranz – wobei das Eichenlaub allerdings mehr eine poetische Lizenz ist –
1) Mtr. Müller mit 95Punkten
2) Ob.Schrbr.Gst. Luthardt 92 ½ „ .
3) Pion. Dittmann 91 ½ „ .
4) Sees Kessler 90 ½ „ .
5) Sees. Otten 90 „ .
6) Gefr. Winkler 89 ½ „ .
7) Sees. Remaklus 87 ½ „ .
Als Schiedsrichter fungierten: Zahlmeister Scheider
Waffenmeister Gerbig
Vzfw. Eggert
Vzfw. Jeschke.
Als Höchstleistung im Stabhochsprung wurden erzielt 2,70 m frei, 2,75 m leicht berührt. Im Hochweitsprung wurde bei einem Abstand des Sprungbrettes von der Schnur von 2,90 m ein Hochsprung von 1,45 m erreicht.
Die Höchstleistung in der 2. Riege war 1,45 m frei, 1,50 m leicht berührt. Die Pflichtübungen an Reck und Barren waren verhältnismäßig schwer gewählt worden, wurden aber doch im allgemeinen gut ausgeführt.
Küntzel.
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Bei uns in Kiefernberg

Noten hier

1) [: Det war die reenste Sommerkur
bei uns in Kiefernberg. :]
Det Berg, mit Essen, Wohnung,
Heizung frei, man muß ja dicke wird‘n dabei.
Refrain: Ja! ja! ja! bei uns in Kiefernberg.

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2) Tatsache! Det war’n Leben
Bei uns in Kiefernberg  (2mal).
Essen, Trinken, Kejel schieben
Und denn in der Sonne lejen!
Ja, ja, ja, - bei uns in Kiefernberg.

3) Vasteck’ Dir – jetzt kommt Arbeitsdienst
Bei ...
DetBürschten, Scheuern, Locusfejen
Is manchmal recht unjelejen!
Ja, ja, ja – bei ...

4) Die Arbeit schätzen wir vorbei
Bei ...
Wir pennen lieber „n“ janzen Tag
Und hol’n uns noch ’n zweeten Schlag!
Ja, ...

5) Detisne feine Einrichtung
Bei ...
Lehnst Du Dir mal an eene Wand
Schon Kracht’s und Du liegst mittenmang!
Ja, ...

6) Da hab’n wir ooch n’ Jarten
Bei ...
Det Ding ist wirklich wunderscheen
Da kannste knapp zwee Schritte jeh’n!
Ja, ...

7) Im Jarten plätschert da’n See
Bei ...
Als Joldfischteich ist er bekannt
Doch sind da man bloss Karpfens mang!
Ja, ...

8) Da jieb’ sooch eenen Locus
Bei ...
Um achte mußt’ ick neulich jeh’n
Doch bis ick rankam, schlug et zehn!
Ja, ...

9) Da nebenan is’t Badehaus
Bei ...
N‘ Maler möcht’ ick dahin führ’n
Da könnt er Jrazi-e’ studier’n
Ja, ...

10) Jetzt jiebs da ooch ne Dumpe
Bei ...
Noch eh’ der Schwengel sich jedreht
Da war se schon längst dotjered’t
Ja, ...

11) Da hab’n wir ooch die Nichigots’
Bei ...
Die sind beliebt! bei jedermann
Wat jeder Jh’n bestät’jen Kann!
Ja, ...

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12) Da jieb’sne dufte Stube
Bei ...
Wird irgendwo mal Mist jemacht
Wer war’s? – Natürlich Stube 8!
Ja, ...

13) Da war ooch mal ne Streitigkeit
Bei ...
Und denkt bloss!: bei der Keilerei,
Da war keenNichigots’ dabei!
Ja, ...

14) Da hört man wat von Bushido
Bei ...
Doch wat nützt mir der Bushido
Wenn ick ihn niemals merken tu!
Ja, ...

15) Der Kommandor is Maikäfe’-r
Bei ...
Der schreibt und feixt und feixt und schreibt
Von wejen die Unor’ndlichkeit!
Ja, ...

16) Da hatt’n wir ooch den Shraishi
Bei ...
Jott lob ooch der Schmerz is vorbei
Der brüllt nie wieder: ikenei!
Ja ...

17) Uff diesen Schmerz folgt Jammertal
Bei ...
Ick fürchte bloss – detville Bier
Det macht ooch dem nich viel Pläsier!
Ja, ...

18) Nu aber kommt der schmierje Franz
Bei ...
Detiseenjanz Kurioses Tier
Mit Hosen – wie so Korkenzieh”r
Ja, ...

19) Da war ooch mal ne Inspektion
Bei ...
Oben war’t die reenste Pracht
Doch hätt’ der „n Boden uffjemacht!
Ja, ...

20) Da feiert wer’ Jeburtstag
Bei ...
Wat Mensch? – in een Jahr Stücker 4
Halt’s Maul! – doch bloss von wejen Bier!
Ja, ...

21) Da hab’n wir denn oocheen Klavier
Bei ...
Hör bloss, - wie süß det singt und klingt
Det‘s ee’n durch Mark und Pfennig dringt!
Ja, ...

22) Da hab‘n wir noch viel mehr Musik
Bei ...
Die Fiedel kratzt, der Seppel bellt
Da hat man doch watfor sein Jeld.
Ja, ...

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23) Und denn erst die Kapelle
Bei ...
Na, - wie det Ding die Ruhe stört,
Det hab‘n Sie selbst schon oft jehört!
Ja, ...

24) Detallens macht die hohe Kunst
Bei ...
Mit Bogen- und mit Pinselstrich
Da wüten wir janz fürchterlich!
Ja, ...

25) Und nun erst die Poeten
Bei ...
Ick sage Ih‘n: der Joethe kam
Doch nie an unse Dichters ran!
Ja, ...

26) Da arbeet‘ooch ne Redaktion
Bei ...
Und jeder, der mal zujesehn
Der weeß, dat die‘t Jeschäft vasteh’n!
Ja, ...

27) Da jiebt et ooch Stratejen
Bei ...
Und jeder will dat Richt‘je wissen
Glaubt mann‘s – is man angesch – miert!
Ja ...

28) Der Koofmannheeßt „Arimasen“
Bei ...
Kiek mal, wie der Kerl jetzt looft,
Wenn man oochblos für‘n Sechser kooft!
Ja ...

29) Ein schlaues Vieh is Seppel
Bei ...
Bellt jiftig jeden Japsen an!
Wie jut so‘n Vieh doch schuppern kann!
Ja, ...

30) Da wohnt ooch „wassernabel“
Bei ...
Den kenn’ ick doch von irgendwo? –
- Ja, richtig! – Aus‘n Berliner Zoo!
Ja, ...

31) Und last not least – der Taubenschlag
Bei ...
Die Taube gurrt so minniglich
Ach! – wär’ck doch ooch so’n Täuberich!
Ja, ja, ja – aber nich in Kiefernberg!

Text nach der Mel. „Bei uns in Tempelhof“ mit einigen
Veränderungen von H. E.
Gezeichnet v. GS
(= Gustav Möller)
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