Lagerfeuer
1-13-01 (251)
Lf. No. 13. Matsuyama, Sonntag, den 23. April 1916.
Die Philippinen
Seit dem spanisch-amerikanischen Kriege sind die Philippinen etwas mehr in den Vordergrund der Weltangelegenheiten gerückt, teils durch ihre großer werdende Beteiligung am Welthandel, teils auch durch die politischen Verwicklungen, mit denen sie immer wieder den Frieden im Osten bedrohen. Was die Philippinen heute sind, verdanken sie zum größten Teile den Amerikaner, denn Spanien hat zwar diese Inseln 3 Jahrhunderte lang besessen, aber dort weniger geleistet, als man selbst bei sehr niedrig gespannten Erwartungen hoffen durfte.
Als die Spanier nach der Entdeckung der Philippinen, 1521 durch Magalhaens, diese Inseln ihren Kolonialbesitz einverleibten, glaubten sie aus ihnen Schätze an Gold und Silber ziehen zu können wie aus Amerika. Als sie sich in dieser Hoffnung getäuscht haben, verschwand ihr Interesse bald, und man überließ die Inseln mehr oder weniger den verschiedenen geistlichen Orden zur Tätigkeit. Es führte dies dauern zu Zwistigkeiten zwischen dem Gouverneur und dem Bischof, wobei meistens der Gouverneur den Kürzeren zog. Die Orden erworben große Landstrecken, in jeder größeren Stadt bauten sie Klöster und riesige Kirchen, und es gab kaum ein Dorf, in dem nicht ein oder mehrere Priester saßen, und diese Leute waren es, die in Wahrheit das Volk regierten. Auf diese Weise sind all die Philippinenstämme, die mit den Spaniern in Berührung kamen, eifrige Katholiken geworden. Für Bildung des Volkes aber sorgten diese spanischen Machthaber nicht, spanisch sprechen lernten nur wenige Philippiner, die Landwirtschaft wurde auf die primitivste Art und Weise getrieben, von guten Landstraßen war keine Rede: Man kann wohl sage, daß bei der
1-13-02 (252)
ganzen Behandlung der Philippiner von dem Grundsatze ausgegangen wurde, daß der Leib wohl verderben dürfe, sofern nur die Seele gerettet werde.
Als diese Herrschaft der Pfaffen immer drückender wurde, kam es zur Revolution. Die ursprüngliche Idee der Revolutionäre war nicht etwa eine Loslösung des Landes von Spanien, sondern nur die Beseitigung der Mißwirtschaft der Orden. Als dann die Amerikaner infolge des spanisch-amerikanischen Krieges in die philippinischen Verhältnisse verwickelt wurden, besetzten sie die Inseln und versprachen den Philippinern ausdrücklich, daß die Besetzung der Inseln nur eine vorübergehende sein werde. Von dieser Zeit ab datierte der Unabhängigkeitswunsch der Philippiner, der den Amerikanern schon ernste Sorgen bereitet hat. Die gegen sie gerichtete Revolution haben die Amerikaner nur nach schweren verlustreichen Kämpfen niederwerfen können.
Heute herrscht auf den Inseln überall Frieden, mit Ausnahme von Jolo, wo man heute noch seines Lebens nicht sicher ist. Die Moros (Mohammedaner) waren schon die alten Feinde der Spanier und haben von diesen nie unterworfen werden können. Sie haben dauernd sowohl den Spaniern selbst, als auch den von ihnen unterworfenen Stämmen großen Schaden zugefügt, indem sie mit ihren großen Kriegsbooten bis nach dem äußersten Norden Luzons Beutezüge unternahmen, wobei Menschenleben nicht geschont wurden. Man sieht noch heute an den Küsten der Inseln große steinerne Wachtürme: wurde von diesen aus das Nahen der Moros gemeldet, so zog man sich möglichst weit ins Innere zurück, um bei seiner Rückkehr nichts als ein verbranntes Dorf wiederzufinden.
Der Haß der Moros richtete sich, wie erwähnt, gegen die
1-13-03 (253)
Spanier und gegen die christlichen Stämme. Diese christlichen Stämme (wir unterscheiden heute noch in den Philippinen zwischen den christlichen und nichtchristlichen Stämmen) bewohnen nur die in der Ebene gelegenen Teile der Inseln, d.h. also die Teile, die den Spaniern leicht zugänglich waren. Diese Stämme sind vor allem rund um Manila die Tagalogs, in den benachbarten Provinzen die Pampanzas, Batanzas usw., sowie auf den Inseln Negros, Panay, Cebu und Leyte die Visayas.
Unter den nichtchristlichen Stämmen sind außer den bereits erwähnten mohammedanischen Moros besonders die Negritos zu erwähnen, die wohl die Ureinwohner der Philippinen sind und von den nach und nach eingewanderten Malayenstämmen in die Berge und Urwälder verdrängt wurden, wo sie ohne feste Hütten in Schmutz und Elend leben.
Über die zahlreichen Philippinenstämme im einzelnen zu berichten, würde den Rahmen dieses Aufsatzes überschreiten; wer sich dafür interessiert, mag darüber in den Schriften von Dean C. Worcester (Geogr. Soc. N.Y. Jahrgang 14), nachlesen. Diese nichtchristlichen Stämme kommen zur Zeit für uns gar nicht in Betracht, da sie noch in einem von Zivilisation ungestörten Zustande leben. Von den 8 Millionen Einwohnern der Philippinen ist bisher nur ein gutes Drittel von der Kultur beleckt worden. Wie daraus erhellt, ist selbst die Zahl dieser sogenannten zivilisierten Philippiner so klein, daß einem gegen eine unabhängige selbständige Republik Filipina starke Bedenken aufsteigen müssen. Den Charakter des Philippiners zu beschreiben fällt schwer. Man stößt da auf die verschiedensten Typen.
Der alte Philippiner aus der spanischen Zeit ist eine ganz sympathische Erscheinung. Soweit er einer der besseren Familien entstammt, hat er eine verhältnismäßig gut Erziehung
1-13-04 (254)
genossen in einer der verschiedenen Ordensschulen in Manila, spricht ein recht gutes Spanisch, hat höfliche spanische Manieren, hat kein Vorurteil gegen Europäer (wohl aber gegen Amerikaner), ist sehr gastfreundlich und verwaltet seine Hazienda auf eine recht patriarchalische Weise. Im Gegensatz zu ihm steht der junge Philippiner, der die Segnungen amerikanischer Reinkultur genossen hat. Er ist ein trauriges Zerrbild, wie es eine derartige Übergangszeit vom Urzustand zur höchsten Kultur mit sich bringen muß. Er spricht mit Vorliebe ein unerhörtes Englisch, legt äußersten Wert auf Lackschuhe und auf gleichgefärbte Schlipse und Strümpfe, studiert mit Vorliebe die „Rechtswissenschaft“ und ist ein eingebildeter, ziemlich störender Mitbürger. Die Amerikaner haben einen großen Fehler gemacht, die sämtlichen Philippiner als gleichstehend zu betrachten, statt wie es die Spanier getan haben, Unterschiede zwischen den wohlerzogenen Bewohnern der Stadt und den völlig Ungebildeten zu machen. Auf diese Weise ist heute, vor allem in Manila, ein Geschlecht herangewachsen, das zu großen Teil aus Unbemittelten besteht, das sich einem Weißen gleichwertig glaubt, nichts kann, wenig arbeiten will und ständig unzufrieden ist, Halbgebildete, die bei irgend einem politischen Umschwungen nicht zu verlieren und alles zu gewinnen hätten, die die armen ungebildeten Kulis vom Lande zu allen möglichen Dummheiten verführen, Leute, denen die guten spanischen Manieren ihrer Väter fehlen, und die, wenn sie auf der Luncha in Manila beim Spielen des Star spangled banner ihren Filzhut fest auf dem Schädel behalten, wunder meinen was sie damit geleistet haben.
Der arme Mann vom Lande ist heute noch nicht viel besser dran, als vor Jahrhunderten. Er hängt völlig von den besitzenden Klassen ab, und sein Wissen ist gleich Null. Er ist ganz in der
1-13-05 (255)
Hand der vorhererwähnten Unruhestifter, der „Politicos“. So kommt es, daß diese Menschen, die wahrhaftig allen Grund hätten den Amerikanern dankbar zu sein, einen unüberbrückbaren Haß und ein Mißtrauen gegen Amerika haben, das nur den schlimmsten Unterdrückern gegenüber angebracht wäre.
Dankbarkeit ist ja eine dem Ostasiaten überhaupt unbekannter Begriff, und es ist bezeichnend daß der Stamm der Visayas in seinem weitverbreiteten Dialekt kein Wort für „Dank“ hat.
Wenn man auch die Amerikaner und besonders viele ihrer Vertreter in den Philippinen nicht als Ideale der Menschheit betrachten kann, so stellt doch das, was sie in den Philippinen in den letzten 15 Jahren geleistet haben, das Menschenmögliche dar, was unter den größten Anstrengungen in einer so kurzen Spanne Zeit geleistet werden kann.
Sie haben den Philippinern eine gerechte und gute Regierung gegeben. Der Generalgouverneur ist natürlich Amerikaner. Das Unterhaus (etwa 80 Mitglieder) wird nur von selbstgewählten Vertretern des Volkes, also Philippinern gebildet. Das Oberhaus hat 9 Mitglieder, von denen über die Hälfte Philippiner sind; freilich müssen diese neun alle von Washington bestätigt werden. Die Provinzen haben selbstgewählte Gouverneure, Manila Selbstverwaltung. Kurz, keine Macht in Europa hätte den Philippinern soviel Freiheiten gewährt, wie es die Vereinigten Staaten getan haben.
Als die Amerikaner nach den Philippinen kamen, da fanden sie das so viel gerühmte Manila, diese „Perle des Orients“ als ein verdrecktes ungesundes Nest vor, ohne Kanalisation, mit nacht kaum beleuchteten Straßen, durch die zu gehen ziemlich gefährlich war; denn alles wurde aus den Häusern einfach auf die Straße herabgeschüttet – und es war kein Eau de Cologne,
1-13-06 (256)
das man da heruntergoß. In Manila und auf dem ganzen Lande mußten die Amerikaner also vor allem erst gesunde Verhältnisse schaffen. Wenn Manila heute mit die gesündeste Stadt im ganzen Orient ist, so verdankt sie das der unermüdlichen Arbeit der Amerikaner, die neue Straßen mit Kanalisation und Wasserleitung bauten, ganze Stadtviertel, die vorher einen großen Supf gebildet hatten, auffüllten, große Krankenhäuser bauten und Ratten und Moskitos einen grimmigen Krieg erklärten. Langsamer ging es in den Provinzen vorwärts, die auch absichtlich dann Widerstand leisteten, wenn man erwarten sollte, daß sie der Ratschläge froh waren. So steht Iloilo, die zweite Stadt des Archipels „The Queen of the Visayans“ – jedes Jahr unter Wasser, wenn ein kräftiger Taifun vorbeigeht, bloß weil der selbständige Ingenieur der Stadt entgegen dem Rat der amerikanischen Provinz-Ingenieure die Straßen nicht höher legen will.
An Straßenbau ist in den letzten Jahren in den verschiedenen Provinzen Großes geleistet worden. Was früher so eine Reiserei selbst auf den sogenannten Hauptstraßen war, kann man sich kaum vorstellen. Heute setzt man sich in ein Auto, fährt über Betonbrücken und ärgert sich schon, wenn ein Bananenblatt quer über den Weg liegt.
Auch der Bau der Häuser in den einzelnen Dörfern ist bedeutend verbessert worden. Die alten philippinischen Häuser bestanden ganz aus Bambusgerüsten, den Bußboden bildete gespaltener Bambus, das Dach war aus Nipa-Palme; sie waren kühl, aber außerordentlich feuergefährlich. Heute werden in den Städten fast nur noch Holzhäuser mit Wellblechdächern erlaubt, ja es sind sogar in Manila, Cebu und Iloilo große Eisenbetongebäude mit festen Brandmauern in bestimmten
1-13-07 (257)
Geschäftsvierteln vorgeschrieben, nachdem die Versicherunggesellschaften viele Millionen bei den großen Bränden verloren hatten. Die Bauart der Häuser muß sich natürlich der Eigenart dieses Landes der Erbeben und Taifune und der damit verbundenen Überschwemmungen anpassen. In Manila selbst hatten schon die Spanier so gebaut, daß das Erdgeschoß Steinmauern von den unglaublichsten Dimensionen erhielt, während das Obergeschoß aus Holz war. Das philippinische Haus alten Stiles wurde als Pfahlbau zwar Erdbeben und Überschwemmungen gerecht, war aber dem Taifun gegenüber, der es einfach umblies, ungenügend. Das jetzt mehrbegünstigtes Haus aus festem Holz ist eine ganz bedeutende Verbesserung, während ein gut gebautes Betonhaus geradezu ideal ist. Und so bauen die Amerikaner die Schulen, Märkte, Gewerbeschulen usw. selbst in den entlegensten Provinzen, und der Philippiner lernt gleichzeitig, was Sauberkeit heißt.
Bevor ich nun über die Produkte der Philippinen berichte, möchte ich einiges über die Gestaltung des Archipels sagen. Die Küsten der Inseln sind sehr zerrissen und zerklüftet, meist sind Korallenriffe vorgelagert und tausend von kleinen Inseln und Felsen erschweren die Seefahrt. Die Formation der Inseln ist zum großen Teil vulkanisch. Die größeren Inseln werden fast ausnahmslos von Bergketten durchzogen, die von Norden nach Süden verlaufen und mit ihren gezackten Kämmen einen sehr romantischen Anblick bieten. Die Hauptinsel Luzon hat heute noch zwei tätige Vulkane, den Taal dicht bei Manila, dessen letzter Ausbruch 1910 große Menschenverluste mit sich brachte und den 2600 m hohen Mayon in der Albay-Provinz, wohl mit der typischste Vulkan der Welt, ein von allen Seiten vollkommener Konus. Da dieser Vulkan aus der Ebene von
1-13-08 (258)
Seehöhe aus isoliert emporragt, so macht sein Anblick einen gewaltigen Eindruck auf den Beschauer. Ein zweiter wunderschöner Berg der Philippinen ist der Kanlaon auf Negros, ein erloschener Vulkan von 2500 m Höhe. Sanft steigt die grüne fläche der Zuckerrohrfelder bis etwa 600 m Höhe an, um dann von dunklen undurchdringlichen Urwald verdrängt zu werden, bis schließlich an der Kuppe nur die nackten, starren Felsen senkrecht emporragen, die dann beim Sonnenuntergang glühend rot aufleuchten. Viele Flüsse und Flüßchen nehmen von ihm ihren Ursprung. In der trockenen Jahreszeit sind sie meist so flach, daß man zu Fuß oder zu Wagen bequem hindurch kann, kommt aber ein Taifun oder entlädt sich eines der unerhört starken Gewitter in den Bergen, so schwellen diese Flüsse zu reißenden Strömen an. In kurzer Zeit steigt manchmal ihr Niveau über 12 m, und wehe dem Menschen, der im Strombett von dieser heransausenden Wassermauer erfaßt wird. Riesige entwurzelte Bäume des Urwalds, ganze Bambusgruppen werden mit fortgerissen, die Felder werden überschwemmt, und Mensch und Tier, die sich nicht rechtzeitig retten konnten, vernichtet. Nach ein bis zwei Tagen ist alles wieder verlaufen, und friedlich zieht der Fluß in seinem tief gegrabenen Bette wieder dahin.
In Luzon gibt es wenige bedeutende Flußsystem, nur der Cagayan-Fluß im Norden und der Rio Grande. Besondere Erwähnung verdient noch die Laguna de Bay bei Manila, ein enormer flacher Kratersee, der aber bei Sturm sehr unangenehm werden kann.
Als höchsten Berg der Philippinen sei noch der Apo, 3200 m, erwähnt, der in dem bisher wenig erforschten Mindanao liegt.
Das Klima der Philippinen ist ideal. Selbst in der heißesten
1-13-09 (259)
Zeit steigt das Thermometer selten über 100 Grad Fahrenh., um fast stets in der Nacht beträchtlich zu sinken. Die Regen- und Taifunzeit beginnt Juni-Juli, um bis Ende Oktober zu dauern. Hierbei ist besonders zu bemerken, daß Mindanao scheinbar außerhalb des Taifungürtels liegt und so für landwirtschaftliche Zwecke sicher die Insel mit der größten Zukunft sein dürfte.
Die Produkte der Philippinen sind vornehmlich landwirtschaftlicher Art, und zwar steht an erste Stelle die Kopra. Die größten Kokosnußplantagen befinden sich wohl zur Zeit auf Luzon, doch hat man inzwischen auch auf andern Inseln ganz gewaltige Landstrecken mit Kokospalmen bepflanzt, und in einem Zeitraum von 4-5 Jahren dürfte sich der Export der Kopra wohl um mehr als das doppelte erhöhen.
Der zweit wichtigste Exportartikel ist Zucker, vor allem auf den Inseln Negros und Panay, sowie auch auf gewissen Teilen von Luzon angebaut. Das Los der Zuckerrohrpflanzer ist zur Zeit nicht beneidenswert, da sie fast alle mit Geldschwierigkeiten zu kämpfen haben, da ihnen Taifune und riesige Heuschreckenschwärme zu schaffen machen, und da sie schließlich unter den großen Preisschwankungen schwer zu leiden haben. Auch ist der Philippiner noch nicht genügend kaufmännisch geschult, um mit seinem Gelde richtig zu wirtschaften, und viele Pesos werden in Autos und Schmucksachen für die Frauen angelegt, die besser für moderne Maschinen und Irrigationsanlagen angewendet würden. Der Anfang zur Besserung dieser trüben Verhältnisse ist schon gemacht: man will mehr und mehr große Zentralfabriken mit moderner Maschinerie aufstellen, an die die Pflanzer dann ihr Rohr zu liefern hätten.
Das nächst wichtige Produkt ist der Hanf, der vor allem
1-13-10 (260)
von der Insel Leyte kommt, sowie seit den letzten Jahren aus Mindanao in ganz vorzüglicher Qualität geliefert wird.
Ferner wird Tabak auf den Philippinen angebaut. Er gedeiht vor allem im Cagayan-Tale. Leider ist infolge des riesigen Exports nach den vereinigten Staaten in den letzten Jahren die Güte der Zigarren etwas zurückgegangen, doch gibt es wohl noch einige Marken, die sich ruhig mit denen der Habana messen können.
[-- img-113-1 --]
Reis, dieser wichtigste Nahrungsstoff der Philippiner (sie leben meist von Reis und Fisch), wird heute leider nur in ungenügenden Mengen angebaut, und jährlich muß für Millionen und Millionen Pesos Reis aus Indo-China importiert werden. Die Regierung versucht alles mögliche, um die Bevölkerung zum Reisbau zu bewegen. Sie hat sogar
1-13-11 (261)
versucht, eine Reiskolonie im Süden von Mindanao anzusiedeln, indem sie Familien von den Visayas dorthin verpflanzte und ihnen alle zum anfangen nötigen Dinge lieferte. Der Versuch ist aber recht kläglich gescheitert.
Erfolgreicher war man in der trockenen Insel Cebu, auf der Reis nie gedeihen wollte, und wo man die Philippiner zum Maisbau überredete. Nachdem einmal das Vorurteil gegen den Mais überwunden war, wird er heute auf den ganzen Insel angebaut und gegessen.
Die Versuch auf Mindanao Kaffee anzubauen sind noch nicht angeschlossen, doch ist die Qualität desselben vorzüglich.
Eine gute Zukunft dürften auch die neu angelegten Ananasplantagen haben.
Weitere wichtige Exportartikel sind Strohborten, Manilahüte und -Matten, teilweise von sehr feiner Qualität. Zufriedenstellende Ergebnisse hat ferner die Streichholzindustrie gebracht.
Die großen Holzbestände der Philippinen sind bisher nur in geringen Masse ausgebeutet worden. Die Regierung tut alles um Kapitalisten zur Aufstellung großer Sägewerke zu ermuntern, und mit der Zeit dürfte sich gerade in Holz ein bedeutender Export entwickeln.
Nun noch einiges über die Bodenschätze der Philippinen. Der Spanier hat, wie gesagt, vergeblich nach Gold gesucht. Sein geringes technisches Können hat ihn verhindert, Erfolge zu haben. Heute haben wir schon verschiedene sich mehr als gut rentierende Unternehmen, so in Masbate die Quarzminen, in Ostluzon die Fluß-Goldfelder. Hier hat eine Bagger-Gesellschaft, die Gumao, für 1 Jahr, 1913/14, 60% Dividende zahlen können. Man will letzthin auch in Mindanao sehr bedeutende Goldlager gefunden haben, wie Gold überhaupt auf so ziemlich allen Inseln nachgewiesen
1-13-12 (262)
worden ist.
Kupfer ist auch in beträchtlichen Lagern in der Bergen hinter Baguie gefunden worden, Transportschwierigkeiten haben aber eine Ausbeutung bisher unmöglich gemacht.
Auch Öl gibt es im südlichen Luzon, doch hat man sich bisher wegen der kostspieligen Bohrversuche noch nicht einigen können, da man wollte, daß die Regierung die Hälfte der Kosten trägt.
Die vorstehenden Ausführungen sollen in großen Zügen einen Überblick über die Philippinen und ihre Produkte geben. Man hört heute vielfach von den Philippinen als dem Lande des „mañana“. Das spanische „mañana“, zu deutsch „morgen“, soll andeuten, daß selbst die wichtigsten Arbeiten bis zum folgenden Tage verschoben werden, da es der Philippine nie eilig hat. Ich möchte die Philippinen auch das Land des „mañana“ nennen, aber in dem Sinne, daß die Zukunft diesen wunderschönen Inseln gehört, die dem geduldigen Arbeiter seine Mühe reichlich vergelten werden.
P. H.
--------------------
Sumo und Judo.
In den Straßen Matsuyamas bemerkten wir in diesen Tagen bunte Plakate mit Abbildungen von "Sumos", den japanischen Ringkämpfern, und auf den wenigen Wegen, die uns mit der Außenwelt verbinden, erfahren wir, in welcher Aufregung sich die Bewohner dieser Stadt befinden. Handel und Gewerbe ruhen, alles rüstet sich zu einem Feiertage. Ist doch auch Hitachiyama, der Meisterschaftsringer aus Tokio, nach dieser Stadt gekommen.
In Tokio finden im Januar die Entscheidungskämpfe vor einem nach Tausenden zählenden Publikum statt. Dann tun sich Gruppen von Ringern zusammen, um in den Provinzen Vorstellungen zu geben.
1-13-13 (263)
Die Ringkämpfer, deren riesigen unförmige Gestalten wir ja wohl schon alle auf Bildern gesehen haben, brachten schon manchen auf den Gedanken, daß diese Leute einer andern Rasse, als der kleinen japanischen angehören müßten. Dem ist aber nicht so. Wird in einer armen Familie ein besonders starkes Kind geboren, und sind die Eltern bereit es zu verkaufen, so erwirbt es gern ein Ringer, um es zu sich zu nehmen, zum mästen und mit Rücksicht auf seinen künftigen Beruf zu erziehen. Da es nach den regeln des Kampfes schon einen Voraus vorm Gegner bedeutet, wenn man einen schweren Körper besitzt, so ist bei der Ernährung des Kindes besondere Rücksicht zu nehmen. Die Nahrung besteht denn auch hauptsächlich aus dem leicht verdaulichen "Okai", einer Art Reisbrei, der schließlich in beträchtlichen Mengen vertragen werden kann. Mit Essen, Übungen für den Ringkampf und mit Schlafen verbringt der Schüler den Tag, bis er sich einst, wenn er einschlägt, einem Meister stellen kann.
Die Ringkämpfer sind in einer Gilde organisiert. Sie besitzt in Tokio die größte Halle, in der im Herbst und Januar die Kämpfe für die Meisterschaft stattfinden. Die Halle faßt mehrere 1000 Personen. Die Sitze sind amphitheatralisch angeordnet, in der Mitte befindet sich der etwa 20 qm große, etwas erhöhte Kampfplatz. Sieger wird, wer den Gegner aus dem Ringe herauszudrängen vermag. Ein Hinwerfen wird nicht gefordert. Nach einem zeremoniellen Aufmarsch, die Ringer angetan mit mächtigen Schürzen, ein Schwert wird vorausgetragen, beginnen die Kämpfe. Dem Sieger werden aus den Reihen des Publikums Hüte, Kleidungsstücke oder was man gerade zu fassen kriegt, hinuntergeworfen, Pfänder, die dann mit Sake oder mit einem Mahle eingelöst werden müssen. Da jeder Zuschauer seinen Lieblings-Sumo besitzt, den er durch Zurufe anfeuert, pflegt es zwischen Eifersüchtigen
1-13-14 (264)
oft zu Tätlichkeiten zu kommen.
Die Ringkämpfer werden nicht alt. Sie erreichen kaum 50 Jahre. Die Ursache finden sie selbst, wie mir Komagatake, ein Ringkämpfer, der auch inzwischen verstorben ist, sagte, im Trunk, zu dem sie durch die vielen Freunde gezwungen werden. Jedenfalls aber ist der reichliche Alkohol kein Förderer ihrer Kräfte, wie uns Alkoholinteressenten glauben machen wollen.
Die oberen Stufen des Sumo-Ranges erreichen nur wenige. Wir begegneten auf unseren Ausgängen schon öfter Japanern, weit über Durchschnittsgröße, mit einem noch alter japanischer Sitte hochgelegten kleinen Zopf. Das sind auch Ringkämpfer, denen aber wohl die Wege zum Ruhm verschlossen bleiben werden, da sie nicht die erforderliche Leibesfülle anzusetzen vermochten.
Dieser Ringkampf war stets und ist auch heute noch der des niederen Volkes, der großen Masse. Der, der ihm bis zur Periode Meiji verschlossen war, ist Jujitsu. Dessen Grundsätze wurden von den Rittern entwickelt, wenn auch die ersten Anregungen vielleicht aus China nach Japan gebracht worden sind. Doch ist das streitig Bekannt ist Jujitsu etwa seit 1500. Jujitsu diente zur Verteidigung, um einen Gegner zu erledigen, ohne zum Schwerte zu greifen. Wie in der Kunst des Fechtens, so wurde der junge Ritter auch im Jujitsu ausgebildet, von besonderen Lehrern, die an den Höfen der Ritter und Daimios lebten.
Dann kann die neue Ära und der Zivilisationstaumel der 70er Jahre, alles Hergebrachte mußte über Bord, Stiefeletten und steife Hüte hielten ihren Einzug, Jujitsu schien der Vergessenheit anheimzufallen, die einstigen angesehenen Lehrer waren brotlos geworden. Manche ergriffen ein Handwerk, andere ließen ihre Kunst für Geld sehen. Aber Ende der 80er Jahre besann sich der Japaner doch wieder auf sich selbst, viele legten
1-13-15 (265)
die europäische Kleidung wieder beiseite, das Interesse für "japanisches" erwachte wieder. Da kam auch Jujitsu wieder zu Ehren. Ihm die Stellung verschafft zu haben, die es heute ein nimmt, ist das Verdienst des Prof. Dr. Kano in Tokio. Damals ein armer Student, der die Vorteile körperlicher Übungen an sich selbst erfahren hatte, sammelte die literarischen Überreste über Jujitsu und lernte eifrig bei verschiedenen Lehrern die Kunst selbst. Aus verschiedenen Systemen bildete er ein neues, das in erster Linie die körperlich Ausbildung und erst in zweiter Linie die praktische Anwendung als Verteidigungsmittel betonte und nannte es Judo.
Wir haben unter Judo das zu verstehen, was von den Europäern im allgemeinen mit Jujitsu bezeichnet wird. Es ist eine Kunst, die sich den Schwung und die Kraft, die der Gegner auf den Angriff verwendet, zur eigenen Verteidigung zunutze macht, den Gegner mit seiner eigenen Kraft zu werfen sucht. Es kommt schließlich darauf an, den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Das wird um so leichter gelingen, je weniger stark er in der Nähe des Schwerpunktes des Körpers ist. Deshalb betont auch der Japaner die Ausbildung der Muskulatur des Bauches, während wir mehr Nachdruck auf die Entwicklung der Brust legen.
Im Judo selbst unterscheidet man vier Gruppen. Nagewaza; die Mittel des Werfens, Katamewaza; die Mittel den Gegner festzuhalten und Atewaza; die Mittel ihn zu lähmen, ihn scheintot zu machen und Kwappo; die Mittel zur Wiederbelebung.
Die Schüler, die sich Judo widmen, werden nach dem Grade des Könnens in Klassen geteilt. Die Anfänger sind shikyu, sie tragen einen grünen oder weißen Gürtel, dann wird der unterste Meistergrad, der shodan, mit einem schwarzen Gürtel erreicht. Bei besonderer Begabung und großen Fleiße können
1-13-16 (266)
dann auch höhere Stufen wie nidan, sandan erklommen werden. Der höchste bis jetzt erreichte Grad dürfte hachidan (achter Grad) sein. Es ist den Schülern zur Pflicht gemacht, von den ihnen beigebrachten Kniffen nicht ohne Not und um mutwillig Gebrauch zu machen, sie auch geheim zu halten. Bis zum Range des shodan wird nur Nagewaza und Katamewaza gelehrt und weitaus die meisten kommen darüber nicht hinaus. Die unter den Europäern weit verbreitete Ansicht, daß wohl jeder japanische Polizist ein ausgezeichneter Judoka, d.h. guter Judo-Kämpfer sei, ist durchaus irrig. Von den 100 Schützleute in Matsuyama ist angeblich, obgleich Judo zum Dienst gehört, noch keiner bis zum Shodan gekommen.
Das erste was ein Schüler im Dojo, der Judoturnhalle lernen muß, ist das Fallen. Die Kunst, richtig zu fallen, besteht darin, bevor man im Fallen den Boden erreicht, dicht am Körper mit der Hand kräftig aufzuschlagen, um so den harten Anprall abzufangen. Hand und Arm wirken dabei wie eine Feder. Kraft darf bei den Übungen prinzipiell nicht angewandt werden, der Körper soll ganz locker sein und zunächst allen Bewegungen nachgeben.
Heute hat wohl jede japanische Stadt eine oder mehrere Judohallen, Dojo, wie sie im Japanischen genannt werden. In modern eingerichteten ruhen die tatami auf Federn und geben jedem Fall nach, so daß die Möglichkeit eines Unfalls sehr gemindert ist.
Der Turnanzug besteht aus kurzen Hosen und aus einem Jackett aus weißem Drill, das durch den Gürtel zusammengehalten wird. Von Zeit zu Zeit findet ein "Shobu" statt, eine Vorführung, bei der den Schülern die Möglichkeit geboten wird, einen höheren Rang zu erreichen. Erforderlich ist dazu, daß sie einen vom nächst höheren Rang zweimal "sauber" werfen. Der Gegner darf nicht aus Zufall sondern infolge des richtig angewandten Kniffes fallen.
1-13-17 (267)
Judo ist heute die staatlich anerkannte nationale körperliche Übung und als solche in allen Schulen eingeführt. Ein Verein Budoku Kai, an dessen Spitze der kaiserliche Prinz Fushimi steht und der 2 Millionen Mitglieder zählt, hat sich die Verbreitung und Unterstützung von Judo und Kenjitsu (japanisches Fechten) zur Aufgabe gemacht. Dieser Verein hat schon in Kyoto, in Osaka und anderen Städten, auch hier in Matsuyama, große Turnhallen errichtet, die nur dem Judo und dem Fechten dienen. An der Spitze einer solchen Halle steht ein Lehrer, der am Kodo Kwan, dem größten Dojo in Japan unter dem Gründer des Judo Prof. Kano, den Meistergrad errungen haben muß.
Auch junge Mädchen haben es schon zu viel Geschick in der Judokunst gebracht. Gelegentlich des letzten Besuches des Kreuzergeschwaders in Japan besuchte auch Seine Exzellenz Graf Spee eine Judovorführung in Tokio, bei der die Tochter des Lehrers gegen einen mit einem japanischen Schwert bewaffneten Mann auftrat.
So wie wir unser nationales Turnen haben, so nimmt bei den Japanern Judo diesen Platz ein. Baseball und andere "Sports" werden ihm nie den Rang ablaufen können.
E.
------------------------
Ein paar Zahlen.
Es wird hier viel von den großen Geldern geredet, um die sich dieses Land mit seinen 4600 Gefangenen bereichert. Grundlagen hat wohl kaum jemand. Da ist es vielleicht nicht ohne Interessen, einige Zahlen zu erfahren, die uns einen gewissen Anhalt bieten, was an Geld in unser Matsuyama-Lager hereinkommt und auch wieder hinausgeht.
An Schecks, Postanweisungen und in bar (per Wertbrief)
1-13-18 (268)
kommen in den ersten 12 Monaten Y 130100,- an. Der November 1914 erreicht mit Y 10 169,80 bereits fast den monatlichen Durchschnitt des ersten Jahres, der etwa
Y 11 600,- im Monat ist Während jener 12 Monate erhebt sich nur der Februar mit
Y 19 840,81 weit über die übliche Höhe. Die Ziffern bewegen sich sonst ziemlich regelmäßig um 10 000,- Y herum, um langsam zu sinken. Das 2. Jahr, der November 1915 beginnt mit einem Minimalbetrag von Y 7 800,- doch zeigt keiner der 3 folgenden Monate weniger als Y 10 000,-, so daß sich die Gesamtsumme der bis zum 29. Februar d.h. hereingekommenen Gelder auf Y 180 000,- stellt. Der letzte Monat (Februar) zeigt schon wieder - größere Einzel-Schecks - nicht gerechnet - einen starken Rückgang; wie auch der März, soweit sich heute schon übersehen läßt, kaum den Betrag von
Y 7000,- übersteigen dürfe. - Die Zahl der hereingekommenen Stücke ist indessen nicht kleiner geworden: Im November 1914 nur 32 Postanweisungen und Wertbriefe, um nächsten Monat Dezember schon 108, im März v. Jhrs. 185: die ersten Postanweisungen aus der Heimat! Die Anzahl hat sich auf dieser Höhe ungefähr gehalten, ist jetzt etwa 200. Die höchste Ziffer haben wir im Juni 1915 mit 217 Stück gehabt.
Hinzu zu rechnen wären noch die Beträge, die die Einzelnen bei ihrer Ankunft mit sich trugen, sicherlich 4-5000 Yen. Sodann die Gehälter, die unsere Offiziere von den japanischen Behörden beziehen, und die Liebesgabengelder, insgesamt Y 11 200,-.
Wir erhalten so eine Summe von fast Y 200 000,-. Doch ist nicht dieser ganze Betrag an Orte verbraucht worden. Gut Y 33 000,- wurden nach auswärts gesandt. Auf der Bank und Post liegen fast Y 15 000,-. Das ziemlich richtige Ergebnis dürfte sein: Von uns Kriegsgefangenen wurden bisher gut Y 9 000,- im Durchschnitt monatlich in Matsuyama verausgabt.
1-13-19 (269)
Dem Lande sind von den hiesigen Kriegsgefangenen noch manche 1000 Yen mehr zugute gekommen. Das fortgesandte Geld ist zum größten Teile nach Yokohama und Kobe gegangen. Auch sind an diesen Plätzen zahlreiche Besorgungen für uns gemacht worden, zu Lasten unserer dortigen Conti. Falsch wäre es aber, von Matsuyama auf die anderen Lager einen Schluß zu ziehen. In Matsuyama liegen zur Hälfte wohl Reservenleute, die teils vom eigenen Gelde leben, teils nicht unbedeutende Unterstützungen von ihren Firmen erhalten.
Unberücksichtigt gelassen sind hierbei die für unsre Verpflegung von der Verwaltung gemachten Ausgaben, die Kosten für Licht und Heizung, die Miete für Gefangenheime u.a. Hiervon zu sprechen findet sich später vielleicht einmal Gelegenheit.
Z.
------------------------
Der Tokushima-Anzeiger
Auf dem Umwege über Rotterdam und New York kommt uns Kunde von einer von unseren Kameraden im Nachbarlager Tokushima (Shikoku) herausgegebenen Zeitung. Die New Yorker Staatszeitung druckt folgenden von dem „Nieuwe Rotterdam’sche Courant“ veröffentlichten Brief aus Japan ab. Darin heißt es:
„Eine interessante Zeitung für Kriegsgefangen trägt den Namen „Tokushima-Anzeiger“. Wie schon der Titel beweist, ist sie in Japan hergestellt und nach weiteren Angaben am Kopfe erscheint sie nach Bedarf und ist nur für das Gefangenenheim bestimmt. Der Inhalt läßt darauf schließen, daß sie hier in Betracht kommenden Gefangenen das uneingeschränkte Recht selbstständiger Meinungsäußerung besitzen und von diesem Recht einen auf alle Gebiete der Politik und der Kultur sich erstreckenden Gebrauch machen. So ist in dem Leitartikel,
1-13-20 (270)
welcher die Überschrift „1915/1812“ trägt, der von den Russen und ihren Verbündeten so oft zur Verschleierung der russischen Niederlagen gebrauchten Vorwand, daß die Russen sich absichtlich zurückgezogen hätten, um dem deutschen ein zweites 1812 zu bereiten, mit wohltuender Offenheit und Rücksichtslosigkeit als eine einfältige Verlegenheitsausrede gebrandmarkt. In einem zweiten Artikel ist die Bedeutung der Eroberung von Wilna einer ebenso aufrichtigen Würdigung unterzogen. Weiter Aufsätze behandeln die japanische Porzellanindustrie und die Bedeutung Richard Wagners als Dichter und Komponist. Die Zeitung enthält sogar eigene „Ecken“ für Karten und Schachspiel, sowie für deutschen „Sang“, und schließlich wird das Programm für das am 26. Sept. stattfindende „20. Konzert“ und der bevorstehende Beginn kaufmännischer Vorträge und eines Kurses ins kaufmännischer Buchführung bekannt gegeben. Erwähnt sei noch, daß die Zeitung mit Handschrift von gleicher Hand hergestellt, mit Illustrationen versehen und auf hektographischem Wegen vervielfältigt ist. Sie ist ein beredtes Zeugnis sowohl für die geistige Regsamkeit und vielseitige Betätigung unserer Gefangenen in Japan als für die verhältnismäßige Freiheit, deren sie sich, wenigstens in Tokushima, anscheinend zu erfreuen haben.
--------------------
Charade
Aus dem „Ersten“ und „Zweiten“ höchst chick und sehr munter
Zieh’n Englands Söhne zum Ganzen hinunter,
Vom „Ersten“ und „Zweiten“ trieb die Mode sie fort,
„Fashionable“, so hieß es, sei dort unten der Sport.
Nur der „Dritte“ und „Vierte“, der sagte: „Erlaube,
Ich mache mich schleunigst jetzt aus dem Staube.“
1-13-21 (271)
An sonnigem Meer oder auderswo
Trinkt er jetzt gemütlich den roten Bordeaux.
-dt.
---------------------
Auflösung des Rätsels in No 12.
Scherzrätsel
Der Buchstabe: A.