Lagerfeuer

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Lf. Nr. 10 Matsuyama, Sonntag, den 2. April 16.

Zum 1. April

In Kampf und Sturmeswettern
Hält deutscher Zorn Gericht.
Im Sachsenwald in den Blättern
Spielt still das Sonnenlicht.

Laß sich die Feinde mehren -
Ihr Dräun reicht nicht bis hier.
Kein Kampfeslärm soll stören
Die ruhe Bismarck Dir.

Doch wenn im Lenzwindweben
Der Eichenwald sich regt,
Ist’s deutscher Schützengräben
Gruß, den er zu Dir trägt.

Ein Ring von Blut und Eisen
Liegt rings ums deutsche Land.
Blick auf Dein Volk! Sie weisen
Wie fest Dein Kitt sie band.
S.

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In Waldiwostock bei Kriegsausbruch 1914.

Vielleicht wird es für manchen unter uns, der die Zeit kurz vor Kriegsausbruch und diesen selbst in China oder Japan, also Ländern, die damals vom Krieg noch so gut wie unberührt waren, erlebt hat, nicht ohne Interesse sein, etwas über die Ereignisse jener Tage in Rußland zu hören, dem Lande,

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auf dessen Entscheidung wohl damals hauptsächlich aller Blicke gerichtet waren. Und wenn wir paar Leute aus Wladiwostok und Blagowestschensk diese Zeit auch nur im fernen Osten des russischen Reiches durchgemacht haben, so dürften die Ereignisse und Stimmung jener Tage in den genannten Städten und nach Lage aller Dinge wohl fast vollständig denen des europäischen Rußlands entsprechen. In diesem Sinne lasse ich nachstehend meine Tagebuchaufzeichnungen aus meinen letzten Tagen in Wladiwostok folgen.
Sonnabend, 25. Juli. 2 Uhr nachmittags verbreiten Extrablätter die Nachricht, daß Österreich an Serbien ein innerhalb 24 Stunden zu beantwortendes Ultimatum gestellt habe. Die Abendzeitungen kommentieren diese Nachricht bereits in langen Artikeln mit der Überschrift „Nakanunja woinue“--„Am Vorabend des Krieges“. Die Artikel selbst sind schon recht pessimistisch gehalten. Die Stellung Deutschlands zu der Frage wird dabei allerdings merkwürdig kurz behandelt. Im übrigen ist aber von einer besonderen Erregung noch nichts zu merken. Abends fahre ich auf die Datsche immerhin mit dem unbestimmten Gefühl, daß es vielleicht das letztemal sein wird, daß ich in Okeanskaja auf Schmetterlingsjagd gehen werde.
Sonntag, 26. Juli. Da ich den ganzen Tag auf der Datsche bin, kann ich nichts Neues in Erfahrung bringen. Mit Herrn B. und 2 anderen Russen noch einmal im Meer gebadet. Mittags etliche Glas auf den kommenden Krieg gehoben. Stimmung der Russen ist durchaus nicht feindlich. Herr B. glaubt, daß man es in Petersburg aus Befürchtung vor einer Revolution nicht zum Kriege kommen lassen wird.

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Montag, 27. Juli. Im Geschäft eigentlich noch dieselbe Stimmung wie früher. Ein neues Telegramm trifft ein, daß Rußland Verlängerung der Antwortfrist um 24 Stunden fordert. Frankreich stellt innerhalb 4 Stunden dasselbe Ansinnen, beide Staaten werden von Österreich abschlägig beschieden. Jetzt beginnt man schon etwas über die Lage nachzudenken. Kurs von Petersburg 46,75.
Diesntag, 28. Juli. Früh um 9 Uhr bereits Extrablätter mit der Meldung, daß der deutsche Kaiser von seiner Nordlandreise in Kiel wieder eingetroffen sei und dort sofort eine Beratung mit deutschen und österreichischen Diplomaten stattgefunden habe, von deren Ergebnis alles weitere erwartet wird. Spannung dadurch erheblich gesteigert. Abends 10 Uhr überrascht mich S. Im Bett über der Lektüre des „Deutschen Gedanken in der Welt“ mit einem knallroten Extrablatt: „Nastschalo woipue“ - „Kriegsanfang.“ Österrich hat Serbien den Krieg erklärt. Die Serben sollen die Österreicher auf der Donau bereits beschlossen haben. Wie im Fluge verbreitet sich die Nachricht im Hause. Alles sucht nach seinen Militärpapieren. Wir glauben alle, daß wir aus Wladiwostok bald hinaus müssen. Nach einem Glase Rotwein auf den Krieg mit Schall, penne ich aber doch ganz gemütlich ein.
Mittwoch, 29. Juli. Früh das erste ausführliche Extrablatt: „Woina objaiolena“ = „Der Krieg ist erklärt“. Das Gespräch dreht sich fast ausschließlich um den kommenden Krieg. Gearbeitet wird fast gar nicht mehr. Auf der Post werden keine chiffrierten Telegramme mehr angenommen. Ich will nach Hause telegraphieren. Das Telegramm wird zurückgehalten. Mittags Telegramm aus Petersburg : Kurs 48,20. Mit dem Kapitän des Dampfers „Specia“ längere Konferenz hinter

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verschlossenen Türen. Resultat nicht bekannt. Anscheinend kommen keine Instruktionen für den Dampfer mehr durch. Im Magazin wird erzählt, daß Japaner in Wladiwostok Ausverkäufe machen. Die finnischen Schären sollen dem Verkehr verschlossen sein und alle Leuchtfeuer in der Osten gelöscht sein. Abends auf die Datsche gefahren, um meine Sachen zu holen.
Donnerstag, 30. Juli. 2 bis 3 mal erschienenen Extrablätter berichten von gewaltigen Sympathie-Kundgebungen für die serbischen Brüder in Petersburg und Moskau und gleichzeitig von sozialistischen Kundgebungen gegen den Krieg in Nord- und Süddeutschland. 20 deutsche Kriegsschiffe sollen in den dänischen Gewässer gesichtet worden sein. Sonst wird aus Deutschland nichts berichtet. Aus Petersburg Telegramm: Kurs 49,50 - 50,-. So hoch soll er seit Menschengedenken nicht gewesen sein. Börsen in Petersburg und Wien geschlossen. Aus Hamburg Telegramm, daß Assekuradeure die Kriegsklausel kündigen und nur noch freihändig zu einer bedeutend höheren Rate anzukommen ist. Extrablätter bringen das Manifest Franz Josephs. Das Verhältnis zwischen uns und den Russen ist schon etwas gespannt.
Freitag, 31. Juli. Belgrad wird von den Österreichern bombardiert. Die sonst so ruhige Anna Wassilewna nennt es eine Barbarentat, eine wehrlose Stadt zu beschießen. Die Gereiztheit der Stimmung zwischen uns und den Russen ist jetzt schon so weit gediehen, daß uns von oben ein Wink gegeben wird, uns in keinerlei politische Diskussionen mit den Russen mehr einzulassen. In Petersburg wieder große Manifestationen zu Gunsten Serbiens. Warschau berichtet, daß Güterverkehr gesperrt ist. Aus Petersburg keine Kursnotierung mehr.

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Nachmittags Extrablatt, daß das gesamte europäische Rußland mobil ist, desgleichen Frankreich. Von Deutschland wieder keine andere Nachricht als von sozialistischen Demonstrationen. Im hiesigen Gebiet werden die Truppen aus den Sommerlagern in die Kasernen zurückgerufen, ebenso läuft Kreuzer „Askold“ nach längerer Abwesenheit wieder im Hafen ein, wo er Proviant und Kohle übernimmt. Es schwirrt die Nachricht, daß Japan in ganz Korea mobil macht und die Flotte zusammenzieht. Abends Extrablatt, daß die Regierung in Tokio erklärt hat, im Falle eines Konflikts Englands, der Politik Englands zu folgen. Zusammenhang zwischen beiden Meldungen nicht zu erklären. Das Fortbestehen des Friedens wird nicht mehr für wahrscheinlich gehalten. Unter uns Deutschen große Begeisterung. Mit den Deutschrussen, die eine ausgeprägt deutschfeindliche Haltung annehmen, ziemlich erregte Auseinandersetzungen. Abends mit S. Und B. Im Stadtgarten gewesen. Wie üblich alle Tische besetzt mit Offizieren und Beamten mit ihren Damen bei reichlicher Sakuska. Man kann nicht merken, daß die Leute sich den Appetit durch Sorgen um das Kommende verderben lassen.
Sonnabend, 1. August. Im Geschäft die letzten unerledigten Sachen soweit als möglich aufgearbeitet. Früh die Nachricht, daß die Österreicher in einem Gefecht mit den Serben siegreich geblieben sind. Mittag: Belgrad gefallen. Die „Specia“ soll angeblich versucht haben, mit Shanghai drahtlose Verbindung zu erhalten. Jedenfalls wird ihre Telegraphenstation polizeilich versiegelt. Der Ausgang des Hafens ist durch Minen gesperrt. Nachmittags kommt Artilleriegeneral K. zu uns um sein Gepäck nach Warschau versichern zu lassen. Auf die Frage warum er dorthin reise: „Es wird Krieg geben.“ Von

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oben werden wir gebeten, von Besuchen des Chantants abzusehen. Wann wird die Kriegserklärung erfolgen? Abends alle Privatsachen geordnet.
Sonntag, 2. August. Früh auf der Straße eine ungewöhnlich große Menschenmenge, Männer aus der Vorstadt und Bauern vom Lande, meist in Gruppen zusammenstehend und gehend und sich beratend. Zahlreiche Militärpatrouillen durchziehen zu Fuß und zu Pferde die Stadt. Überall eine merkwürdig gedrückte Stimmung. Grund: Der Festungskommandant hat in allen bedeutenderen Straßenecken durch große, von dichten Menschenhaufen umstandene Plakate die Verhängung des Belagerungszustandes über Wladiwostok verkündet. Damit ist das ganze Küstengebiet dem direkten Befehl des Wladiwostoker Festungskommandanten unterstellt. Wir leben in einer Festung: Strenge Vorschriften regeln den Verkehr im Hafen und in der Umgebung Wladiwostoks und verbieten die Annäherung ans Ufer bis auf eine bestimmte Entfernung, die Polizei wird dem Militär unterstellt, wichtige Eisenbahnpunkte werden militärisch besetzt, für etwaige Unruhen scharfe Strafmaßnahmen angedroht, alle Lokale um 11 Uhr geschlossen. – Zum ersten Male bringen die Zeitungen einigermaßen glaubwürdige Nachrichten aus Deutschland von erfolgter Mobilisation, von Requirierung von Lebensmitteln, Automobilen usw. Das für heute angesetzte Wettsegeln muß abgesagt werden. Beim Frühstück laufen bereits Gerüchte von der erfolgten Kriegserklärung um, doch erst um 12 Uhr kommt R. St. in die Stolowaja und meldet, daß auf dem „Askold“ soeben die amtliche Nachricht von der Kriegserklärung Deutschlands an Rußland eingelaufen sei. Noch während wir bei Tisch sitzen, ziehen draußen auf der Straße dichte Menschenhaufen

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vorbei. Um ½1 Uhr wälzt sich bereits wie ein breiter Strom eine etwa 1000 köpfige und schnell bis auf 2-3000 Menschen anwachsende Menge die Straße entlang. In der Kirche hat ein Bittgottesdienst für die serbischen Brüder stattgefunden und nach Schluß des Gottesdienstes sind ganz zufällig! – auf einmal Zaren- und Muttergottesbilder und russische Fahnen unter der die Kirche verlassenden Menge aufgetaucht und sofort organisiert sich das Ganze zu einer imposanten Manifestation. Schnell findet sich - auch ganz zufällig natürlich - eine Kapelle ein, und so zieht der Menschenstrom, in seiner Mitte eine große Anzahl sogar höherer Offiziere, in der Hauptsache aber die typischen russischen Bauern, viele Frauen und Kinder, unter Absingen der Nationalhymne vor die Wohnung des Gouverneurs, des Flottenchefs und die behördlichen Gebäude, um jedesmal seiner Begeisterung durch besonders lautes Hochrufen auf Serbien und die russische Armee Ausdruck zu geben. Vor dem größten, früher deutschen Handelshaus wird das Hochrufen in wüstes Johlen und Pfeifen und die Rufe: „Dolai Germaniju“, „Dolai Awstriju“ = „Nieder mit Deutschland“, „Nieder mit Österreich“ verwandelt. Von Ferne können wir die Szene beobachten. Die eisernen Rolläden der Schaufenster sind herabgelassen. Schaden können die Manifestaten also nicht anrichten. Der Zug geht weiter vors deutsche Konsulat. Ein Steinwurf zertrümmert eine Fensterscheibe. Weitere Übergriffe der Menge werden durch ein Schutzmannsaufgebot verhindert. Reichsflagge und -Wappen müssen entfernt werden. Im Kasernenbezirk in Jegerscheld werden im Rausche der Begeisterung Soldaten und Unteroffiziere von den Manifestanten auf die Schultern gehoben. Der Zug vergrößert sich immer mehr und bringt zum Schluß vor dem

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vereinigten britisch-französischen Konsulat den zukünftigen Brudergenossen eine stürmische Oration dar, die der englische Konsul mit einem Hoch auf Rußland beantwortet. Dann verteilt sich die Menge und nur kleinere Trupps von 50-100 Mann, zuletzt meistenteils Kinder, halbwüchsige Burschen und betrunkene Männer, ziehen bis etwa 11 Uhr noch durch die Straßen, vergeblich versuchend, ihren „Manifestationen“ durch Rufen und Singen etwas Beachtung und Zuzug aus dem Reichen der Passanten zu verschaffen. –
Um 4 Uhr wird durch Maueranschläge der Ausweisungsbefehl des Festungskommandanten für alle Reichsdeutsche bekannt gegeben. Innerhalb 24 Stunden haben wir das Festungsgebiet zu verlassen. Abends erbittet sich ein äußerst höflicher Polizeioffizier persönlich unsere schriftliche Bestätigung über den Erhalt des Befehls. Vom Konsulat ist keine definitive Auskunft, wohin wir uns zu begeben haben, zu erlangen, da auf dessen Anfrage bei der Botschaft in Petersburg keine Antwort mehr durchgekommen ist. Wir Dienstpflichtigen sind daher übereingekommen, uns über Japan nach Tsingtau zu begeben. Der nächste Dampfer „Hozen Maru“ geht übermorgen, immerhin können wir morgen an Bord und sind dann auf neutralem Boden. Da fast alle Kajutenplätze für Frauen und Kinder reserviert werden, muß der größte Teil von uns Zwischendeck fahren. Um 4 Uhr wird die Stadt mit Extrablättern mit der bezeichnenden Überschrift: „Njementsko-Slavianskaja woina“ = „Deutsch-slawischer Krieg“, überschwemmt. Den letzten uns verbleibenden Nachmittag benutzen wir zu einem Spaziergang nach dem Amurski Saliw und über die Swjetlomskoja um Abschied zu nehmen vom Platze unserer bisherigen Tätigkeit. Die uns begegnenden Russen zeigen

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keineswegs eine uns feindliche Haltung, obgleich sie uns alle als „Njemzi“ kennen. Unbehelligt können wir unseres Weges gehen. Abends kommen die Leute, die gestern auf die Datsche gefahren sind, zurück und berichten, daß alle Zufahrtstraßen zu den Forts mit langen Artillerieparks besetzt sind, die auf ihre Verladung warten. (Anm. Bereits am andern Tage rollten lange Militärzüge nach Westen). Nach dem Abendbrot finden sich noch ein paar Leute im Kulb ein. Neues weiß niemand zu erzählen. Auch zu Hause beschließt ein Zusammensein im kleinen Kreise den letzten Abend unseres Aufenthalts in unseren Buden.
Montag, 3. August. Im Geschäft alles an meinen Nachfolger abgegeben. In der Bankabteilung wie zu erwarten, Sturm auf die Kasse. Auf die Großbanken soll der Run so groß sein, daß sie nachmittags ihre Kasse schließen. Bezeichnend ist die Ansicht vieler Leute, sogar von russischen Offizieren habe ich derartige Ausdrücke gehört, daß die Geschichte für Rußland doch wieder so ablaufen werde, wie der japanische Krieg vor 10 Jahren. Morgens schwirren vielerorts geglaubte Gerüchte umher, die deutsche Flotte kreuze 50 km vor Wladiwostock. Die Nervosität wegen der „deutschen Flotte“ einen bedenklichen Grad erreicht haben. Spätere Wladiwostoker Zeitungsnachrichten besagten, daß in einer jener ersten Nächte abgeblendet in den Hafen einlaufende russische Kriegsfahrzeuge beinahe von demselben Schicksal wie die englischen Kreuzer vor Hongkong ereilt worden wären.) Einige unbedeutende Umzüge finden heute statt. Teilnehmer sind hauptsächlich Bauern

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und Arbeiter, teilweise betrunken, die mit ein paar russischen Fahnen und Zarenbildern ruhig durch die Straßen ziehen. Diesen Manifestationen wird keine Beachtung geschenkt. Allgemeinstimmung ist wohl überhaupt mehr ein Bedauern über unsern Weggang, keiner von uns hat auch nur den kleinsten Beweis von Feindseligkeit von seiten der Bevölkerung gesehen. Lang angesessenen Deutschen wird sogar auf eine Eingabe hin vom Festungskommandanten nachträglich erlaubt, auch über die gestellte Frist hinaus in Wladiwostok zu verbleiben. Der Abschied von den uns mehr oder weniger vertraut gewordenen Bekannten ist überall äußerst herzlich. Sicher ist ihr Abschiedsgruß „Auf Wiedersehen“ durchaus ehrlich gemeint und keine bloße Formsache. Beim Abschied vom Chef sagt dieser: „Sie wissen wenigstens, wohin Sie gehen, es wird schon alles gut gehen, Aber lassen Sie erst einmal die ersten deutschen Siegesnachrichten hier eintreffen, wer weiß welchen Unannehmlichkeiten wir dann ausgesetzt sein werden.“ Die Erinnerung an 1905/06 ist wohl in allen wieder lebendig geworden. Schließlich schwinge ich mich nach einer letzten gemeinsamen Tasse Tee in der Stolwaja aller derer, die nach Tsingtau fahren, um ½4 Uhr auf einen Jswostschick und fahre zum Dampfer. Ungefähr 100 Mann und verschiedene Frauen und Kinder finden sich auf ihm ein. Jeder neue Ankömmling wird mit Hallo begrüßt. Auch die Leute von der „Specia“ sind da. Der Dampfer ist beschlagnahmt, die 3 ersten Offiziere gefangen genommen. Die Stimmung ist ausgezeichnet. Fast das ganz Zwischendeck ist von uns besetzt. Alles ist fröhlich und mobil. Eine Wiener Damenkapelle, die Wladiwostok ebenfalls verläßt verspricht uns musikalische Unterhaltung während der Überfahrt. Von

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der Firma sind große Proviantvorräte und einige Kisten Bier an Bord gekommen, also alles in schönster Ordnung. Eine große von Neugierde getriebene Menge staut sich vor dem Dampfer, verhält sich aber vollständig ruhig. Auch viele Bekannte sind darunter, um uns ein letztes Lebewohl zu wünschen. Von den politischen Ereignissen in Europa hört man nichts Neues. Alles fragt: Geht England mit oder nicht mit: In Nikolaijevsk sind Dampfer „Dortmund“ und „Sabine Rickmers“ gekapert. Ein russischer Offizier berichtet, daß die Deutschen bereits 200 km östlich der deutschen Grenze stehen und die erste Festung bombardieren. Im Westen sollen wir die französischen Eisenbahnlinien an der Grenze zerstört haben. Die Engländer sollen Tsingtau bombardiert haben. Von anderer Seite wird wieder berichtet, daß England neutral sein soll. Ebenso ist es mit Italien. Die einen sagen, es habe Frankreich den Krieg erklärt, die andern behaupten es habe sich neutral erklärt. Das Schlimmste ist jedenfalls die Ungewißheit, wie verhalten sich England und Italien? Den Abend verbringen wir in angeregter Unterhaltung. Im Hafen sind, wie schon seit einigen Tagen, alle Feuer gelöscht. Nur die elektrischen Straßenlampen senden ihre Reflexe auf die dunkle Bucht. Im Mondschein erkennt man ganz deutlich die Umrisse des „Askold“ und „Schentschung“ und der paar im Hafen liegenden Torpedoboote. Es herrscht tiefste Stille. Um 10 Uhr legen wir uns auf unseren Pritschen schlafen.
Dienstag, 4. August. Früh treffen noch einige Ankömmlinge, darunter 2 Deutsche, mit dem 3 Tage verspäteten Expreß ein. Im Laufe des Vormittags kommen unsere russischen Freunde und Freundinnen an Bord und verließen den Dampfer erst nach dem ersten Signal der Dampfpfeife. Zum Abschied ist auch der Hafenkommandant Baron v. T. erschienen, um

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dem mit uns fahrenden Konsul das Abschiedsgeleit zu geben. Als der Dampfer vom Pier loswirft, erwidern wir den Zurückbleibenden am Kai und auf den Balkons der Häuser in der Stadt mit den Händen und dann mit Tüchern ihre Abschiedsgrüße, bis der Dampfer uns hinter Tschurkin ihren Blicken entführt. Kurz vor der Abfahrt hören wir unverbürgte Nachrichten vom Eingreifen Englands auf der feindlichen Seite. Keiner will dem Gerücht Glauben schenken.
Erst bei unserer Ankunft in Japan sollten wir darüber Gewißheit erlangen.

K. S.
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Ein Ausflug nach Ayuthia.

Ein herrlicher Tag verspricht zu werden, als wir früh 5½ Uhr von Bangkok aufbrechen, um die frühere 1772 durch einen Einfall der Birmesen zerstörte Hauptstadt Ayuthia (siam. Krong Kao) und die Sommerresidenz des Königs von Siam, Maha Vharjiawuth, „Ban Pain“ zu besuchen. Wir benutzen dazu die von den Deutschen erbaute Bahn. Dieselbe geht von Bangkok nach dem Norden Siams und ist heute bis Ban Ping, 530 km von der Hauptstadt, dem Verkehre übergeben. Sie wird durch das wilde Tran-ninh-Gebirge bis Tschieng Mon, der Hauptstadt des früheren, 1840 durch den siam. Herrscher Phra Nang Klao eroberten, und seinem Lande einverleibten Königreichs Lao weitergeführt. Mehrere Zweigstrecken Bangkok-Petriu (70 km), Ban Phji-Kotat (220 km) und Ban Dara-Sawankaloke (30 km) erschließen das östliche Siam für den Handel, während die südlichen Provinzen durch die noch nicht ganz fertiggestellte Petschaburi-Signora-Bahn Verbindung mit der Hauptstadt des Landes bekommen.

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Nach einer kurzen Wagenfahrt durch die bereits belebten Straßen Bangkoks erreichen wir den außerhalb der Stadt liegenden Hauptbahnhof der Königl. Siam Nordbahn. Schon von weitem sieht man die riesige Eisenkonstruktion der Halle des nach nicht vollendeten Neubaus. Nach Fertigstellung ist Siam um ein deutsches Meisterwerk reicher.
Schon wartet der Zug, um uns hinaus ins Land zu bringen. Wir besteigen einen sehr bequem eingerichteten Wagen, der Salon, Schlafkammer, Küche, Baderaum und Erker enthält. Elektrische Fächer kühlen das Innere des Wagens, die Küche hat sogar elektrische Kocheinrichtungen, und sämtliche Räume können elektrisch erleuchtet werden. Wir machen es uns im Erker, von dem wir eine gute Aussicht nach allen Seiten haben, auf den dort befindlichen Rohrstühlen bequem. Pünktlich 7 Uhr 12 gibt der Stationsmeister das Abfahrtsignal, ein langer Pfiff und der Zug setzt sich in Bewegung. Wir fahren langsam aus dem Bahnhofe, an den schönen Verwaltungsgebäuden vorüber, überqueren eine Brücke, von der man einen hübschen Blick auf das Wat Saket hat und dann lassen wir Bangkok hinter uns. An Baumbeständen -besonders die schöne Kokospalme ist häufig - an Lichtungen, Reisfeldern und dazwischenliegenden unbebauten Flächen vorbei zieht sich der Bahnstrang gegen Norden. Die Bahn ist eingleisig und hat bei jeder Station Überholungs- und Ladegleise. Neben uns liegt ein zweiter Schienenstrang, der uns jedoch 5 km von Bangkok entfernt verläßt, nach Osten ausbiegt und den wichtigen Handelsplatz Petriu an dem Klong Si Yat mit der Hauptstadt verbindet. Nachdem wir die großen Königl. Eisenbahnwerkstätten und mehrere moderne Kasernen von weitem passiert haben, erreichen wir

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Sam Sen. Die Station ist mit dem Königspalaste in Bangkok durch eine gut gehaltene Straße verbunden: der Herrscher pflegt von hier aus seine Reisen ins Innere zu beginnen. Eine große in weiß und Gold gehaltene Empfangshalle mit breitem Treppenaufgang zeugt von der Bedeutung dieser Station.

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Weiter geht die Fahrt durch die Menam-Ebene. Auf dem Menam herrscht lebhaftes Treiben. Neben den verschiedenartigsten Booten fallen die langen und zugleich ziemlich breiten Teakholzflöße auf, die in sausender Fahrt abwärts gleiten. Ein kleiner Dampfer schleppt ungefähr 30 Reisboote ins Innere, auf denen Siamesen und Chinesen untätig herumliegen. In den Dörfern, die vor unserem Fenster vorbeihuschen, sind Bananen und Kokospalmen malerisch zwischen Bambusstauden gruppiert. Auch der Mangobaum ist oft zu sehen. Das gelbe Fleisch der länglichen Frucht hat einen bitter süßen Geschmack und wird roh oder gekocht genossen. Arenga-Palmen mit herrlicher 30 bis 40 m hohen Stämmen stehen an der Bahn entlang. Zahme schwarze Büffel wälzen sich im Schlamme; bei Herannahen des Zuges setzen sie sich in Bewegung und flüchten dann 50 bis 60 m weit, um dann ihr mächtiges Haupt erhebend dem Dampfroß nachzublicken. In der Nähe oder auf dem Rücken der Büffel sieht man immer schwarz und weiß gefiederte Wasservögel mit langem gelbem Schnabel: sie lesen die zahlreichen Ungeziefer von dem Rücken ihrer grauen Freunde und finden dabei reichliche Nahrung. An den beiden Ufern sitzen hunderte von weißen Pelikanen. Aasgeier ziehen ihre Kreise in der Luft nach Beute ausspähend. Flamingos halten Beratung ab. An allen Ecken und Enden zwitschert und singt es. Aus dem Dumpfe erhebt sich eine Kette Wildenten. Ein Hirsch flüchtet in den dichten Urwald - ein Eldorado für den Jäger. Wir erreichen nun Ban Sai. Während des kurzen Aufenthalts bietet sich ein hübscher Blick auf die Mündung des Menam Yak Ban Sai in den großen Menam. Ban Sai hat als Wahrzeichen eine hochaufstrebende Phradjedi (siam. Phra=heilig; djedi=Verbrennungs- oder Begräbnisstätte eines hohen Buddhisten). Unter

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Phradijedi versteht man einen turmartigen Aufbau aus sonnengebrannten Ziegeln und meist weiß oder weiß mit Gold abgeputzt. Phradjedis sind Erinnerungs- oder Grabstätten. Jetzt erreichen wir Klong Rangsit, malerisch an dem Klong Prakea (siam. Klong-Kanal) gelegen. Das Dorf ist ein beliebter Ausflugsort für Jäger. In den sumpfigen Niederungen bei Klong Rungsit gibt es Schnepfen, Rebhühner und Enten. Wir überholen hier einen langen Güterzug, beladen mit Eisenbahn- und Brückenbaumaterial für die Weiterführung der Nordstrecke bestimmt. Nach einiger Zeit tauchen am Horizont die ersten, etwa 100 m hohen Ausläufer des Don Pia Gebirges auf. Sie sind bis oben hin bewachsen und aus Kalk aufgebaut. Klar heben sie sich vom tiefblauen Himmel ab: nach langer Fahrt durch unüberfehlbare Ebenen ein wohltuender Anblick.
Wir nahen uns jetzt der Sommerresidenz des Königs von Siam, Ban Pain. Der Menam bildet hier eine kleine Insel, auf der eine Anzahl Tempel liegen. Wir verlassen hier den Zug, um den etwa ½ Stunde entfernten Palast zu besichtigen. Eine breite wohlgepflegte Straß führt uns durch herrlichen Laubwald, und im Schatten der auf beiden Seiten der Straße gepflanzten, den Wald überragenden Palmen ist trotz der heiß herniederbrennenden Tropensonne das Gehen ein Vergnügen. Über eine Marmorbrücke treten wir in den Schloßpark von Ban Pain, der durch Soldaten bewacht wird. Der weiße Palast, in europäischen Stile erbaut, ist mit Gold überladen. Kleine Pavillons liegen geschmackvoll zwischen den peinlich sauberen Wegen, die von modernen und antiken Statuen aus Marmor und von herrlich blühenden Bäumen und Sträuchern eingefaßt sind. Überall wehen die

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roten Fahnen mit dem weißen Elefanten, ein unvergeßlich liebliches Bild, von dem man sich nur schwer trennen kann. Um den nächsten Zug nicht zu versäumen, müssen wir eiligst nach dem Bahnhof zurückkehren.
Nach einer kurzen ¾ stündigen Fahrt erreichen wir Ayuthia. Die Station liegt 150 m vom Flusse entfernt und ist durch einen überdeckten Wandelgang mit dem Ufer verbunden. Die Ufer des schnell dahinfließenden Flusses sind sehr hoch, etwa 15 m und man muß über eine Treppe zu ihm hinabsteigen. Ayuthia selbst liegt auf der andern Seite und zählt etwa 3000 Einwohner. Die Bevölkerung setzt sich neben anderen Rassen aus Siamesen, Chinesen und Indern zusammen. Polizeistation, Post und die anderen Regierungsgebäude liegen auf einem kleinen Hügel. Die Stadt besteht meistens aus schwimmenden Häusern. Die Hauptverkehrsstraßen ist der Fluß, und ein reges Treben herrscht auf demselben. Hunderte von verschiedenartigsten Booten vermitteln den Verkehr. Mit einem kleinen Motorboot fahren wir nach dem Elefantenkral. Ein 100 m langes und 60 m breites Viereck ist durch einen 3 m hohen doppelten Palisadenzaum abgegrenzt. Der Zaun besteht aus 80 cm starken Teakholzpfosten. Eine 10 m breite Schiebetür schließt das Viereck von außen ab. Durch einen langen, nach außen hin sich trichterförmig erweiternden Palisadengang kommt man in das Innere. Das Schießen von Elefanten ist in Siam streng verboten. Jagden werden nur von König für seine Gäste veranstaltet. Durch Hunderte von Treibern und viele zahme Elefanten werden die wilden Elefanten im Beisein des Herrschers und seines Gefolges in den Kral gejagt, um entweder durch Hunger gezähmt oder wieder frei gelassen zu werden. Nach der Freilassung richten die sonst im dichten Schungel fern von Ayuthia lebenden Elefanten großen Schaden an den um

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die Stadt liegenden Feldern an. 1911 wurde sogar durch 2 dieser wilden Tiere, die auf den Schienen schliefen, ein Güterzug zur Entgleisung gebracht. Die Lokomotiven verschwanden fast vollständig in dem sumpfigen Boden, großer Materialschaden wurde angerichtet und mehreren Menschen kostete der Unfall das Leben; die Elefanten wurden durch den Zug zermalmt. Bei unserem Besuche sind leider nur einige zahme Elefanten anwesend, und wir beobachten, wie sie schwere Teakholzstämme aus dem Wasser ziehen. Der Kral selbst ist leer.
Die Ruinen der durch die Birmesen zerstörten Stadt liegen 4 km vom Flusse entfernt. Auf freiem Gelände sieht man die verwüsteten Überreste einer alten Kulturstätte. Zahlreiche zerfallene Phradjedis aus rötlichen Ziegelsteinen, umwuchert mit Schlingpflanzen, leuchten aus den Trümmern hervor. Köpfe, Arme und Beine von ehemaligen steinernen Buddhastatuen liegen überall herum. Auf einer sich nach oben verjüngenden Pagode haben 2 Bäume Wurzel geschlagen und hoch in der Luft auf der Spitze des Phradjedi bieten dieselben einen eigenartigen Anblick. Man sieht hier auf dieser Trümmerstätte deutlich den siegreichen Kampf der Natur mit menschlichen Machwerk. In der Mitte der ehemaligen Stadt befindet sich als Sehenswürdigkeit ein durch eine noch ziemlich gut erhaltene 6 m breite und 30 m lange Mauer umgebener Tempelplatz. Feigenbäume, Farne, wohlriechende Blumen wuchern nebn verfallenen Säulen. In der Mitte des Grundes steht in einem zerstörten Bau ohne Dach ein mächtiger 18 m hoher Steinbuddha. Sein rechter Arm liegt zerbrochen am Boden. Hohe geborstene Säulen umstehen die Statue. 6 kleinere über 3 m hohe Bronzefiguren verschwinden gegenüber diesem steinernen Koloß. Der aus Ziegelsteinen aufgeführte, mit Zement beworfene Tempelbau war einst

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sehr bunt bemalt. An mehreren Stellen sieht man noch Reste der blauen und roten Farbe. Wild wachsen jetzt auf diesen Heiligtum Bäume, Gräser und Schlingpflanzen. Eidechsen huschen über den Weg, riesigen blau schillernde Schmetterlinge gaukeln von Blume zu Blume und die Luft ist erfüllt von dem durchdringenden Gesang Tausender von Zikaden. Nach mehrstündiger Wanderung in den Ruinen müssen wir leider diesen hochinteressanten Ort verlassen. Schwer ist der Abschied, aber wir wollen noch den letzten Zug nach Bangkok erreichen und müssen uns beeilen. Ein letzter Blick auf die Ruinenstadt, und das Motorboot bringt uns zur Station zurück.
Der scheidende Tag bescheert uns noch eine unvergeßlich schöne Dämmerung. Hinter den Bergen geht die Sonne in gelber Pracht unter. Dem Sonnenuntergang folgt in gleicher Schönheit die Dämmerung. Sie setzt ungefähr um 6½ Uhr ein und dauert bis gegen 7 Uhr. Das Schauspiel beginnt mit der Rotfärbung der einzigen großen Wolke am südlichen Himmel. Ein rosa Lichtstrahl geht fast zu gleicher Zeit zum Zenit. Über den Hügeln im fernen Nordwesten dunkelviolette und orangefarbene Streifen, auf denen ein breiter, rosavioletter Schein liegt; darüber der saphirblaue Himmel. Bald verblaßt ein Teil der Strahlen, und der Abendstern leuchtet hell auf. Die Färbung im Nordwesten wird tief orangerot. Nach 6¾ Uhr beginnt scheinbar eine neue Dämmerung, die Strahlen erstehen nochmals im alten Glanze und nach 5 Minuten ist alles verschwunden. Nur der Westhimmel birgt noch im fahlen gelben Lichte die letzten Grüße der scheidenden Sonne.
Abends ½8 Uhr erreichen wir wohlbehalten Bangkok; ein unvergeßlich herrlicher Tag ist zu Ende gegangen.

J. Kneupelt.
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Wetturnen im Lager Yamagoe im November 1915

1.Fünfkampf.

Lfd. Name Preis Geräte- Stabhoch- Stein- Weit- Summe
Nr. turnen sprung stoßen sprung d. Punkte
1 Ameter I. 55 20 7 13 95
2 Schrader II. 55½ 15 14 10 94½
3 Probst III. 55 11 13½ 11 90½
4 Welz IV. 48 17 12 10 87
5 Röser 46½ 19 12 86
6 Bück 54 15 7 9 85
7 Diebold 47½ 11 11½ 12 82
8 Bronnert 53 9 8 9 79
9 Beckers 44½ 13 11½ 78½
10 Fehr 50½ 11 2 8 71½

Reckturnen Barrenturnen

Lfd. Namen Preis I. II. Summe Lfd. Namen Preis I. II. Summe
Nr. Übg. Übg. d.Punkte Nr. Übg. Übg. d.Punkte
1 Schrader 16 1 Schrader 10 8 18
2 Schiefer III. 10 18½ 2 Schiefer I. 9 10 19
3 Krieger 9 9 18 3 Krieger IV. 10 9 19
4 Brück 7 14½ 4 Steinemann III. 9 10 19
5 Kremer 9 17 5 Schmitz 9 9 18
6 Koch 0 9 9 6 Brück 8 9 17
7 Bruckmann 8 16 7 Kremer 9 9 18
8 Pfotenhauer 9 8 17 8 Koch 9 9 18
9 Bück IV. 9 9 18 9 Pfotenhauer 10 8 18
10 Diebold II. 10 9 19 10 Bück 0 8 8
11 Bronnert 9 8 17 11 Diebold II. 9 10 19
12 Fehr 9 9 18 12 Mißlin 8 17½

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Lfd. Namen Preis I. II. Summe Lfd. Namen Preis I. II. Summe
Nr. Übg. Übg. d.Punkte Nr. Übg. Übg. d.Punkte
13 Ameter 9 17½ 13 Fehr 9 9 18
14 Röser 10 9 19 14 Ameter 10 9 19
15 Probst 18 15 Röser 10 18½
16 Beckers 17 16 Probst 9 10 19
17 Steinemann I. 10 9 19 17 Beckers 19
18 Welz 8 17½
(Die Sieger im Fünfkampf außer Wettbewerb.
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1 Mißlin 1,50 1 Schmidt 5,87 I. Preis
2 Heinzmann 1,35 2 Härter 5,70 III. Preis
3 Denner 1,50 3 Meyer Chr. 5,51
4 Probst 1,55 III. Preis 4 Mißlin 5,46
5 Bergmann 1,45 5 Andrejewski 5,67
6 Schiefer 1,45 6 Steinemann 5,60
7 Beckers 1,45 7 Brück 5,78 II. Preis
8 Brück 1,55 II. Preis 8 Meinsen 5,45
9 Meyer Chr. 1,40
10 Krieger 1,55 I. Preis
11 Diebold 1,40
12 Neubert 1,40
13 Bück 1,45
14 Röser 1,40
15 Welz 1,45
16 Andrejewski 1,50
17 Jähne 1,50

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1-10-22 (200)

Wetturnen im Lager Kokaido im Dezember 1915

Dreikampf

Lfd. Namen Weitsprung Steinstoßen Dreisprung
Nr.
I. II. III. I. II. III. I. II. III.
1 Rohde 4,40 4,35 4,45 4,30 4,60 4,80 - 9,10 9,60
2 Mucks 4,30 4,15 4,00 5,60 5,20 5,20 8,80 - -
3 Arps I 4,45 4,45 4,70 4,30 4,30 - 9,30 9,60 9,75
4 Hagemeyer 4,90 4,70 5,10 4,00 4,10 4,10 9,40 - 9,40
5 Erlebach 4,00 4,85 4,90 - - 3,80 10,30 10,55 10,45
6 Wegener 4,60 4,75 5,10 5,00 4,75 4,60 8,90 9,45 9,20
7 Feuerbach 4,65 4,60 4,85 4,30 4,40 4,50 9,50 9,85 10,30
8 Boeving 5,05 5,20 5,00 4,35 4,40 4,60 10,25 10,05 10,20
9 Rudolf - 4,60 4,65 4,10 4,25 4,35 10,20 10,05 10,20
10 Ostermann 4,80 5,00 4,65 4,10 - 4,20 - 9,30 10,10
11 Heink 4,45 5,20 5,10 4,30 4,55 4,35 9,10 9,70 -
12 Carstens 5,00 4,65 4,45 4,20 4,35 4,30 9,30 - -
13 Freese 5,05 5,20 5,10 4,55 - 4,30 10,70 10,80 10,50
14 Eggebrecht 4,85 5,00 4,75 - 4,95 5,15 10,20 10,20 9,90

(Übertreten bzw. Rückfallen macht den Sprung oder Wurf ungültig. Gemessen wurde bei Sprung und Stoß der hinterste Eindruck.)

Hochsprung
1 Arps I 1,60 12 Rohde 1,50
2 Boeving 1,50 13 Rudolf 1,45
3 Erlebach 1,45 14 Vissering 1,50
4 Euchler 1,50
5 Feuerbach 1,55 Stabhochsprung
6 Freese 1,40 1 Boeving 4,25 frei
7 Hagemeyer 1,50 2 Carstens 2,75 leicht ber.
8 Lätsch 1,50 3 Freese 2,55 frei
9 Meißner 1,45 4 Heink 2,75 leicht ber.
10 Mucks 1,45 5 Lätsch 2,55 frei
11 Ostermann 1,50 6 May 2,75 leicht ber.

1-10-23 (201)

Rätselecke

Dreisilbig.

Das „Erste“ und „Zweite“ gebraucht man zum „Dritten“,
Doch auch wenn für Kaiser und Reich wird gestritten,
Das „Ganze“ hat oft schon in einer Nacht
Manch reichen Menschen zum Bettler gemacht.
A.Dt.
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Scherzrätsel.

Wenn jährlich im Frühling die „Erste“ beginnt,
Zieh'n fröhlich hinaus Mann, Weib und auch Kind.
Der „Zweiten“ und „Dritten“ gewaltiges Chor
Kriecht brummend und summend und flieget empor.
Das „Ganze“ ist eine besondere Art
Der „Zweiten“ und „Dritten“. Es trägt einen Bart;
In Japan gibt's davon nur Exemplar:
Wir sehn's fast täglich seit anderthalb Jahr.
A.Dt.

Auflösung der Rätsel in Nr.7

Charade: Hartmanannsweilerkopf.
Rätsel: Douaumont.

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Jahrestage des Krieges.

April 1915.

1. IV.100. Geburtstag Bismarcks.
2/6. IV.Siegreiche Osterschlacht in den Karpathen. Der russische Durchbruchsversuch beiderseits des Laborez-flusses (beim Lupkow-Paß) wird zurückgewiesen. Eintreffen des deutschen Beskidenkorps am 3.IV. 10000 Russen werden in den Osterfeiertagen gefangengenommen. Der Gesamtverlust der Russen in den Karpathen-Kämpfen wir auf 500 000 Mann angegeben.
5. IV.Beginn des großen französischen Vorstoßes gegen die beiden Flanken der deutschen Kräfte zwischen Maas und Mosel. Die Kämpfe, die sich im Norden um Les Eparges und die Combres-Höhe südöstl. Verdun, im Süden um Apremont, Flirey und den Priesterwald konzentrieren, dauernden ganzen Monat über an, verlieren aber vom
14. IV.an Heftigkeit.
8. IV. Der deutsche Admiralstab meldet, daß „U29“ (Kptlt. Weddingen) bis jetzt nicht zurückgekehrt sei und daher als verloren angesehen werden müsse.
22. IV.Deutscher Vorstoß gegen Ypern. 45 Geschütze, 50 Maschinengewehre
bis
4. V. erobert. - Das vom Gegner östlich des Kanals behauptete Gebiet, das bis zum
22. IV. eine Frontbreite von 25 km und eine größte Tiefe von 9 km hatte, ist auf 13 km Breite und 5 km Tiefe zusammengeschrumpft.
25. IV.Landungen der vereinigten Engländer und Franzosen in Gallipoli und Kleinasien.
25. IV Wiedereroberung des Hartmannsweilerkopfes durch die Deutschen.
29. IV.Unsere Vortruppen erreichen in breiter Front die Eisenbahnlinie Duenaburg-Libau und kämpfen am
30. IV.bei Schanlen.

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