Lagerfeuer
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Lf. No. 7
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in Bildung begriffen sind und dadurch den Zugang zum Strome versperren und die Hochseeschiffart sehr behindern. In einigen Fällen ist das Befahren sonst schiffbarer Flüsse durch Seeschiffe unmöglich gemacht, in anderen müssen die Schiffe warten, bis die Flut ein Befahren der Barre gestattet. Das letztere trifft für uns zu, aber erst um 5 Uhr nahm. können wir unsere Reise fortsetzen um die etwa 25 km entfernte Hauptstadt zu erreichen. Noch ehe wir selbst an Bangkok herangekommen sind, begrüßt uns der auf einer Insel an der Mündung des Menams hübsch gelegene Tempel (Siam. Wat) Klang Nam. Er wurde im Jahre 1830 unter der Regierung des Königs PhraNangKlao (1824-53) vollendet und zeigt uns zum ersten Male siamesisch-buddhistische Tempelbaukunst. Hochaufragend leuchtet die kegelförmige, in Ringen abgesetzte, sich zu einer langen Spitze verjüngende Pagode herüber. Durch die untergehende Sonne wird der so schön gelegene Tempel blutrot beschienen. Wir haben Klang Nam passiert, als einige siamesische Zollbeamte an Bord kommen. Sie tragen weiße Halbschuhe, lange weiße Strümpfe, einen grünen oder blauen vorn und rückwärts zu einer Pumphose aufgerafften Sarong (siam. Panung, ein 1 m breites und 2 m langes Tuch, welches um die Hüften geschlungen wird und als Rock dient), der einen Teil der Oberschenkel unbedeckt läßt, darüber ein Jackett mit silbernen Knöpfen (altes siamesisches Geld), einen weißen Tropenhelm mit dem Wappen des Königs. In ihrer kleidsamen Tracht machen sie einen sehr guten Eindruck auf uns. Nach Einbruch der Dunkelheit geht der Dampfer in der Mitte des Stromes vor Anker, um erst am nächsten Morgen weiterzufahren. Wir sitzen auf dem Promenadendeck, von den beiden Ufern des Menams (siam. Meh=Mutter, Nam=Wasser,
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vollständiger Name des Flusses: MenamIschaePhya) leuchten die Feuer in den Hütten der Siamesen, klingen gedämpft siamesische Musikinstrumente und der melodische Gesang der Eingeborenen zu uns herüber. Millionen von Leuchtkäfern beleben die beiden Ufer, so daß es scheint, als seien Bäume und Sträucher mit unzähligen winzigen Lichtern bedeckt - ein herrlicher Anblick. Das Wasser plätschert leise gegen die vor Anker liegende „Delhi”, hin und wieder huscht ein Segelschiff oder ein Boot vorbei, sonst tiefe Stille. Nördlich sieht man einen hellen Schein, Bangkok. Leider wird unsere Träumerei bald gestört, denn unliebsam machen sich Plagegeister in Gestalt von Anopholes (Stechmücken), den Malariaträgern, geltend, und wir flüchten in unser Moskitonetz. Am nächsten Morgen erreichen wir Bangkok. Die Stadt liegt lang hingestreckt an beiden Ufern des Menams und zählt etwa 800000 Einwohner. Viele Kanäle durchziehen die Stadt, und ein reges Leben herrscht auf denselben. Bangkok ist eine noch junge Stadt, sie wurde 1772, nach der Zerstörung der alten Hauptstadt Ayuthia durch einen Einfall der Birmesen, gegründet. Durch König Tschulabongkorn drangen nach Siam, insbesondere nach Bangkok, europäische Kenntnisse und Kultur. Europäisch gedrillte Truppen in blauer Uniform und Tropenhelm marschieren durch die Stadt, an den Straßenkreuzungen stehen Schutzleute mit reinem Knüppel in der Hand und regeln den Verkehr, elektrische Straßenbahnen klingeln durch die Straßen, über eine Brücke keucht ein langer Güterzug, und vom Himmel heben sich die hohen Masten der Station für drahtlose Telegraphie. (Bangkok hatte drahtlose Verbindung mit unserer deutschen Station auf der Insel Jap.) Auf dem Menam liegen Kriegsschiffe, ihre Flaggen zeigen den weißen Elefanten auf rotem Grunde, Dampfer schleppen 20 bis 25 große Reisboote nach den Mühlen, überall wimmelt es von Sampan,
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und gravitätisch schreiten Elefanten durch die Stadt. Auf den Straßen sieht man in ihren farbigen Gewändern Siamesen, Javaner, Camdodjaner, Chinesen, Malayen, Hindus, Birmesen und Ananiten. Wir nehmen einen Wagen um den Palast des Königs, der außerhalb der Chinesen- und Europäerstadt gelegen ist, zu besichtigen. Nach längerer Fahrt an der alten Stadtmauer vorbei taucht von weitem das auf einem Hügel gelegene Wat Saket auf. Von dort oben hat man eine herrliche Aussicht auf Bangkok und Umgebung. Wir kommen an vielen herrlichen Türmen vorbei, die in Gold und künstlerisch gewählten Farben prangen: Zeugen einer alten, ehrwürdigen Kultur. Jetzt wird der große Park des ehemaligen kronprinzlichen Palais passiert, der Wagen biegt um die Ecke, und vor uns liegt eine breite gerade Straße, auf beiden Seiten in regelmäßigen Abstande mit Tamarindenbäumen bepflanzt. Zur Linken erheben sich moderne Gebäude, wie z.B. das Kriegsministerium, der Justizpalast, um eine Kavalleriekaserne. Vor der Kaserne stehen als Schmuck viele Kanonen: es sind alte, von Frankreich und Rußland gekaufte Geschütze aus der Zeit Napoleons. Vor dem Kriegsministerium spielt die Regimentsmusik in ihrer kleidsamen Uniform europäische Weisen, und wundersam berührt es uns, so fern von der Heimat die „Lustige Witwe“ und „Sah ein Knab ein Röslein stehen“ zu hören. Im Hintergrund steht eine Abteilung Soldaten, die Gewehre pyramidenförmig zusammengestellt. Auf der breiten Straße promenieren Offiziere, Europäer und Angehörige fast aller Länder Asiens. Plötzlich kommt Bewegung unter die Lauschenden, die Menge teilt sich, und majes¬tätisch schreiten 3 große Elefanten des Weges einher, von je einem Mann geritten. Die Farbe der Tiere ist ein schmutziges Rosa und hinter den Ohren fast weiß. Die Tore
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der gegenüberliegenden Mauer öffnen sich, der letzte Elefant kehrt sich vor dem Durchgang noch einmal um, erhebt seinen Rüssel zum Himmel und macht eine tiefe Verbeugung. Es waren Siams weiße Elefanten, die wir gesehen hatten. Das Tor, durch das sie schritten, ist eine der Einlaßpforten zum Königspalaste, der die ganze gegenüberliegende Straßenfront einnimmt. In langer Reihe sieht man weiße und vergoldete Türme, die in ihrer wuchtigen Farbenfülle erhebend auf den Neuling wirken.
Der Favorit aller weiblichen Mitglieder seines Geschlechts auf der Bolschajaulitza und ihrer Nebenstraßen, der Pascha der „City“ von Bl., das war Tell.
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Tell war ein geborener Sibiriak, aber er fühlte sich ganz als Preuße. Sein Patriotismus ging sogar soweit, daß sein einziger Anzug den er besaß und den er Sommer und Winter, jahraus und jahrein trug, aus einem wundervollen weißen Pelz bestand, mit schwarzen Flecken auf dem Rücken, an den Beinen und am Kopfe.
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langhaariger Setter mit Pointerblut?. Hatte einen wunderhübschen glatten Kopf. Treue braune Augen. Er wandte nicht den Blick ab, wenn man ihn ansah. Ein idealer Jagdhund, ein scharfer Wächter. Er begleitete uns auf Bootsfahrten im Sommer, und auf Jagdausflügen und Schlittenfahrten im Winter. Wenn wir ihn nicht mit in das Boot oder in den Schlitten hereinnahmen, so lief er stundenlang am Flußufer entlang oder trabte meilenweit durch hohen Schnee. Kein Schelten, kein Steinwerfen half, wenn Tell sein Jagdfieber hatte. Er mußte mit von der Partie sein.
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oder gar einmal schlug! Dann sah er einen tage- und wochenlang nicht an. Und kein Schmeicheln, kein Zucker half. Sein Gemüt war unbestechlich.
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trieb uns aus dem Lande.
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Die erste deutsche Heringsfischerei-Gesellschaft wurde auf Veranlassung Friedrichs des Großen im Jahre 1765 in Emden gegründet. Sie existiert noch heute. Im ganzen gibt es heute im Deutschen Reiche ungefähr 10 Gesellschaften, die sich mit dem Heringsfang in der Nordsee befassen. Die deutschen Gesellschaften haben stark unter der schottischen, holländischen und norwegischen Konkurrenz zu leiden. Die Einfuhr nach Deutschland in Heringen aus diesen Ländern ist sehr groß. 1913: für 73 Millionen Mark. Die Einfuhr der frischen, d.h. ungesalzenen Heringe nach Deutsch¬land ist zollfrei, die des gesalzenen unterliegt einem Zoll von 3 Mark die Tonne.
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Der Kapitän und 15 Mann bilden durchschnittlich die Besatzung. Die Ladung eines Loggers besteht in der Hauptsache aus Proviant, der Kohle in den Bunkern, je 250 Heringstonnen gefüllt mit Kohle und Wasser für die Maschine und 150 Tonnen Salz. Im Netzraum liegt das Netz, dies teure Kleinod des Schiffes. Es ist 4 km lang und stellt allein einen Wert von 30000 M dar. Ist alles an Bord, so tritt der Logger die Fahrt an. Ungefähr 3 Tage nach Verlassen des Hafens ist er auf der Höhe der Shettlands-Inseln. Gegen Abend werden die Netze ausgeworfen. Zwei Stunden dauert die Arbeit. Die Maschine steht, nur das kleine Achtersegel steht, um das Schiff in Richtung zu halten. Fürs erste ist die Arbeit getan. Alles geht zu Bett, nur der Posten steht einsam Woche am Steuerruder. Kurz nach Mitternacht beginnt das Einholen der Netze. An der Seite des Schiffes wird das Netz an Bord gezogen, kräftige Hände schlagen es kurz auf und nieder und die Heringe fallen aus den Maschen auf Deck. Ist das Einholen beendet, begibt sich alles an die Bearbeitung der Heringe. Quer über Deck wird eine Latte gelegt. Der größere Teil der Mannschaft setzt sich darauf, zwei Schiffsjungen schieben ihnen in Körben die Heringe zum Kaaken zu, d.h. mit einem scharfen Messer wird den Fischen der Leib aufgeschlitzt und die Eingeweide herausgenommen. Den auf der Latte sitzenden Mannschaften stehen 2 oder 3 ältere Matrosen gegenüber, diesen werfen 2 Schiffsjungen Tonnen zu. Die gekaakten Heringe werden in die sogenannten Kaak-körbe geworfen und den älteren Matrosen zugeschoben. Diese legen die Heringe einzeln in die Tonne, Schicht über Schicht. Zwischen jede Schicht streuen sie ein oder zwei Hände voll Salz. Ist die Tonne gefüllt, wird sie abseits geschoben. Aus der Verbindung von Heringsblut und Salz entsteht die Lake.
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Sind alle Heringe gekaakt und in Tonnen verpackt, werden die Tonnen zugeschlagen und unter Deck verstaut.
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unter dem Namen „Bismarckhering“ einen Matheshering.
Ach wir leben so vorzüglich
Und wir klopfen unsre Decken,
Und wir wandeln hin und wieder,
Und wir lassen Drachen fliegen,
Und wir lassen Schiffchen schwimmen,
Quaken in dem Teich die Kröten,
Und wir widmen viele Stunden,
Lernen Knicksen, lernen stricken,
- Könnt' es einer wohl erraten,
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se ergeben mußten. Kamen dann trotz allen guten Willens einmal kleine Schön-heitsfehler in der Form vor, so wurde von den Vorgesetzten mit verständnisvollen Humor darüber hinweggesehen, - wovon die nachfolgende kleine Geschichte beredtes Zeugnis ablegt.
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Die Gestalt im Mantel: (geht an den Rand des Berges und sucht mit dem Glase das Meer ab) schweigend!
Von Singapore nach Bangkok.
Tell.
Einiges über die deutsche Hochsee-Heringsfischerei
Responsorium Matsumanianium.
und es geht uns höchst vergnüglich
und wir essen Reis und Fisch,
Fisch und Reis ist unser Fisch.
Brot wir essen ohne Butter,
und wir essen Fisch und Reis,
das ist unsre Magenspeis'.
falten glatt und gleich die Ecken,
und wir legen sie adrett,
zu dem schönsten Fremdenbett.
in dem Höfchen auf und nieder,
wandeln ab und wandeln auf,
das ist unser Tageslauf.
bis die Drachen Löcher kriegen,
20 m im Geviert,
das ist unser Flugplatzflirt.
Steinchen laden, Kohlen trimmen,
das ist unsre weite See.
schnitzen wir uns Kinderflöten,
rostiger Kessel, viel geflickt. -
das ist unsre Kurmusik.
unsern beiden Ehims-Hunden,
Frösche hupfen in Dressur,
Zirkus Schumann in Natur.
häkeln, schneidern, Hemden flicken.
Gib mir doch den Fingerhut,
weil der Finger wehe tut -
daß wir Krieger sind, Soldaten?? -
Ach, es weiß ein jedes Kind,
daß wir Tsingtaukämpfer sind.
Erinnerungen........
Ort der Handlung: Tsingtau. - Postenstand Wasserwerk.
Zeit der Handlung: Ein Spätnachmittag.
Der Posten patroulliert auf der Anhöhe. -- Eine hohe Gestalt in dunklen Mantel steigt den Berg hinauf, - nährt sich ihm.
Posten: Halt! - Wer da? - Parole!! -
Die Gestalt im Mantel: Wenn ein Offizier kommt, brauchen Sie nicht so laut zu schrein! -
Posten: (dauernd rührend) Ja, mir ist das aber extra gesagt worden, ich soll jedem nach der Parole fragen. - (überlegt) -Na, aber, dann kommen Sie man rauf! -
Pause. -
Lange Pause. -
Posten: (tritt neben ihn, weist mit dem ausgestreckten Zeigefinger seewärts). Sehen Sie mal da rüber! - Wenn Sie da genau hingucken, können Sie den Rauch von den japanischen Dampfern sehen! -
Die Gestalt im Mantel: (belustigt) Ich kann sogar noch mehr sehen! Ich sehe auch die Schiffe selbst!(Wendet sich nach andern Seite, - blickt über die Landbefestigungen).
Die Gestalt im Mantel: Mensch, was denken Sie sich denn? --Ich habe Ihnen doch schon einmal gesagt, daß ich Offizier bin. Wissen Sie denn nicht, wie Sie sich zu benehmen haben? --
Erstauntes Schweigen --- dann
Posten: (treuherzig) Nee! Das hat mir noch keiner gesagt!
Die Gestalt im Mantel: Sie sind wohl ein frischer Ersatzreservist?
Posten: Ja! Wer sind Sie denn? --
Die Gestalt im Mantel: Ich bin Kapitän zur See von H. Y. - im Stabe Seiner Exzellenz des Herrn Gouverneurs! ---
Erstaunen...
Kapitän z.S. von H.Y.: (Wendet sich lächelnd ab und geht den Berg hinunter.)
Rätselecke. Charade.
Gar mancher Zweite mußt' sein Fünftes geben
Dem Vaterland, manch Dritt' und Viertes, das
Mit Fleiß und Schweiß erbaut, das Feuer fraß.
Doch will der Feind ums Ganze wieder streiten,
Werden die Ersten Fünften unserer Zweiten
Ihm gründlich wieder seinen Wunsch verleiden!
Raetsel
Der schwarzgelbe Freund sagt das Erste zum Reich,
Und beide, sie singen wie Bruder und Schwester
Ein Erstes und Zweites mit starkem Orchester.
Und die hinterm Dritten, die kriegen bald dick
Deutschlands und Österreichs Schlachtenmusik.
Das Ganze, das lieget dort drüben im Westen,
Man rechnete es bisher zu den Festen,
Da rief der Franzose das Zweite und spricht:
„Das Ganze, das ist keine Feste nicht!
Hielt es denn „fest“? Ihr sagt ja selbst: Nein!
Wie kann so'n Ding dann 'ne „Feste“ sein!“
Auflösung des Silbenrätsels in No.5.
7) Kanal