Lagerfeuer

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LAGERFEUER

Wöchentliche Blätter
der deutschen Kriegsgefangenen in Matsuyama, Japan.

No.3 Sonntag, den 13. Februar 1916.

Sibirische Wegelagerer.

Der Winter zeigt in Sibirien ein anderes Gesicht als in Europa, oder gar in unserem Matsuyama. Es ist nicht kalt, auch nicht sehr kalt, es ist....nun, es ist „lausig kalt“.
Wehe dem armen Teufel, der nicht ein warmes Heim sein engen nennt, der nicht die Mittel hat, sich warme Kleidung zu kaufen und seinen elenden Adam mit den nötigen Nahrungsmitteln einzuheizen.
Und solcher armer Teufel gibtes Tausende hier. Aber das schlimmste ist, es sind nicht nur arme Teufel, nein, es sind Teufel im wahren Sinne des Wortes. Hunger und Kälte zwingen diese Parasiten der Menschheit, über ihre Mitmenschen herzufallen wie reißende Tiere.
Wir anderen, die wir in gesicherter Stellung sind und uns wenig um unser Dasein zu sorgen brauchen, wir spüren diesen rauhen Winter nicht besonders. Mir erscheint in der Erinnerung – mit Ausnahme der Tage, da ich weit von Blagowostschensk entfernt in kleinen abgelegenen Orten

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war – der sibirische Winter nur recht frisch, der einem die Ohren und die Nasenspitze wohl rot anmalte und auch einmal die Zehen kitzelte, sonst war er manierlich und harmlos, so eisig seine Höflichkeit auch oft war. Eine ewig lachende Sonne, ein strahlender Himmel, trockene gesunde Kälte, die uns das Blut singen machte, das war alles. Ab und zu ein paar Tage an denen Schnee fällt und stiebt, da sitzt man gemütlich im Trockenen und „drischt einen fidelen Skat“.
Aber wo sind die Tausendevon Arbeitern, die im Sommer die Amurdampfer löschen, die an der Mittelamurbahn arbeiten, alle die, denen der kurze Sommer Arbeit und Brot gibt? Wo sind sie, diese Nachkommen von Verbannten, die Abkömmlinge der Zwangsansiedler? Am Tage verschluckt sie die Stadt, um sie des Nachts auszuspeien und um sie auf ihre Bürger los zu lassen.
Fünf ungeschriebene Gesetze gibt es für uns Ausländer hier draußen:
 1) Trinke nie ungekochtes Wasser.
 2) Ziehe im Winter stets Handschuhe an.
 3) Lege dich bei der ersten Bootsfahrt im Sommer nicht zu lange in die Sonne.
 4) Heirate keine Sibiririn.
 5) Gehe abends, besonders im Winter, bewaffnet aus.
denn:
mehrere meiner Kollegen starben an Typhus, einer erfror die Finger binnen 3 Minuten, ein dritter verbrannte sich seine Haut in der Sonne wie mit siedendem Wasser. Über die unglücklichen Heiraten will ich nicht reden, und wenn man ohne Revolver ausgeht, kann man leicht wieder als toter Mann nach Hause kommen.

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Vor Surascheffka war es. So Anfang Januar 1913. Surascheffka ist ein kleines Nest, jetzt Eisenbahnknotenpunkt der Mittelamurbahn, damals ein öder Ort von zwei bis dreitausend Einwohnern, zirka 200 km von Blagowostschensk entfernt, wo im Winter 1912/13 täglich ein Totschlag, alle 3 Tage ein Mord und unzählige Straßenüberfälle vorkamen.
Mit 2 meiner Kollegen mußte ich diesen Ort geschäftlich besuchen. Wir waren Tag und Nacht im Schlitten unterwegs. Ungefähr 40 km treten uns noch von dem einladenden Örtchen. Wir fuhren eine Straße längs des im Bau befindlichen Bahndammes entlang.
Alle paar Kilometer kreuzt ein erstarrter Wassergraben die Straße, der überbrückt ist. Es ist abends gegen 4 Uhr, schon bedenklich schummerig. Den Kutscher mit eingerechnet sind wir 4 die einzigen menschlichen Wesen in der trostlosen, schweigenden Gegend. Sind wir es wirklich nur? Einsam, unendlich einsam dehnt sich die weite Strecke vor uns aus. Es ist so still ringsum, daß wir die hohle Hand vor die Ohren halten. Die Müdigkeit legt sich auf uns wie ein Alp. Den ganzen Tag von früh an sind wir unterwegs. Die scharfe, frische Luft, die blendende Sonne und das grelle Weiß des Schnees haben unsere Augen entzündet und uns unsäglich müde gemacht. Allerlei Geräusche erfüllen die an Lärm gewohnten Ohren. Es ist oft, als ob Hunde bellten, dann wieder als ob Kinder weinen oder Musik spielt. Unheimlich drohend, wie erstarrte Ungeheuer huschen leere Baracken, ab und zu ein Baum an uns vorüber. Die Schellen sind den Pferden längst abgenommen. Denn die Schellen sind gleichsam die Lichter unseres einsamen Schiffes. Sie können Gesindel

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anlocken. Es ist uns, als ob die etwas erhöhten Brücken auf uns zuspringen. Wie Katzen. Unermüdlich galoppieren die Pferdchen in die beginnende Nacht, in das bedrückende Schweigen hinein. Kollege L. beginnt trotz Filzstiefel und Stroh an den Füßen zu frieren. Kein Wunder, unser kleiner „Wärme“-messer zeigt 42 Grad Reaumur unter 0. Die Kognakflaschen sind längst geleert.
Etwa 50 m vor jeder dieser Brücken erhebt sich unser braver Kutscher vom Bock. Stehend peitscht er mit der Nahgaika auf die braven Tiere. Der Revolver blinkt freundlich aus seinem rechten Filzstiefel.
Warum? Nun es wimmelt hier von Wegelagerern. Und richtig! Plötzlich, wir haben wieder so eine verdammte Brücke vor uns, dreht sich unser bärtiger Pawel Michailowitsch um und ruft uns leise warnend „Straßenräuber“ zu.
Ich träumte gerade, ich säße untereinem blühenden Obstbaum in Rötha bei Leipzig. Aber jäh fahren wir alle drei aus unserem Halbschlummer auf. Alle Sinne sind im Nu aufs äußerte wach, jeder Nerv ist angespannt. Vor uns bemerken wir im Halbdunkel hinter der Brücke eine einsame Gestalt, die immer größer wird. Wir drei nehmen die Schrotflinten zur Hand. Die treffen besser als die Revolver.
Rasend, alles hergebend, stürzen die Pferde vorwärts. Nur durchkommen! Durch! Wir wissen genau: die einsame Gestalt ist nur ein Posten, ein scharfäugiger Spion. Seine Genossen stecken unter der Brücke.
Wehe dem Schlitten, dessen Insassen eingeschlafen sind, dessen Kutscher auf dieser schnurgeraden Strecke leichsinnig vor sich hindöst. Wehe dem Unbewaffneten! Sie sind verloren. Man nimmt ihnen das Geld, man reißt ihnen die

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weit kostbareren Pelze vom Leibe. Man zieht sie aus und wenn man barmherzig ist, schießt man ihnen eine Kugel vor den Kopf oder erdolcht sie. Denn sonst müssen die Unglücklichen elend erfrieren.
Aber wir sind wach, wir haben gute Pferde und was die Hautsache ist, wir sind bis an die Zähne bewaffnet. Pawel Michailowitsch schreit, die Zügel locker und doch festhaltend: „Weg frei!“ Er ist ein echter Sibiriak. Verschwindet der Kerl vor ihm nicht, so kommt er unter die Hufe der Pferde.
Rechts und links blicken die Läufe unserer Flinten. Wir liegen flach im Schlitten. Nach hinten hinaus starren die beiden Hände des dritten, in jeder Hand ein schmucker „Smith Weston“.
In toller Fahrt sausen wir haarscharf an dem unheimlichen Gesellen vorbei. Für den Bruchteil einer Sekunde blickte ich in ein wüstes pockennarbiges Gesicht, aus dem ein paar gierige, haßerfüllte Augen verbissen und grausam stieren. Nie kann und werde ich diesen Ausdruck vergessen.
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Doch wir sind durch!
„Vier Mann, gut bewaffnet“, meldet wohl der Elende seinen Gefährten. „Sie waren für uns zu stark.“
Wir fahren weiterdurch die unheimliche Nacht. Der Weg wird holprig. Es geht durch hohen, dichten Wald. Der Schlitten stößt an Baumstümpfe und biegt sich oft bis zu einem Winkel von 45 Grad zur Erde hinab. Wir umkrampfen uns fest gegenseitig. Doch die Pferde halten mit dem Krummholz den Schlitten.
Wie eine Fata Morgana tauchen endlich abends gegen

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9 Uhr die Lichter von Surascheffka auf. Wie im Traume hören wir das Gebell von Hunden und endlich die wohlbekannte Stimme Kapitán Kapitánowitsch!
„S prijesdom!“
„S nownemgodom!“
(FroheAnkunft! Glückliches neues Jahr.)

K.Bähr.
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Die Vorgeschichte der chinesischen Revolution 1911.

(Fortsetzung).

An den mittleren und Volksschulen war es oft besser. Wie wenig gründlich die Reform war, kann man daraus ersehen, daß es Schnellpressen gab, auf denen Lehrer alten Stils das neue Wissen in einem halben Jahre sich aneignen konnten.
Es konnte nicht ausbleiben, daß so eine gefährliche Halbbildung großgezogen wurde und mit einigem Geschick fiel es den Umstürzlern nicht schwer einen Teil dieser jugendlichen Elemente für sich zu gewinnen und dadurch immer mehr Zersetzungskeime in das Volk hineinzutragen.
Einen weiteren Zuwachs bekamen die Revolutionäre durch die Studenten, die die Regierung damals massenweise ins Ausland, hauptsächlich nach Japan und Amerika sandte. Diese jungen Leute, deren sich die Geheimorganisation der Ko Ming Tang in Japan mit besonderer Liebe annahm, griffen den gefährlichen und zugleich lockenden Gedanken der Rebellion nur allzu willig auf.
Gewiß hat ein Teil der ins Ausland gesandten Studenten sich eine gediegene, in sich gefestigte Bildung erworben, aber der Mehrzahl, die leider im Süden während der Revolution eine so hervorragende Rolle spielte, haftet doch ein trauriges

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Zeichen von Halbbildung und von amerikanisch angehauchtem Phrasentum an. Viele dieser Leute hatten mit dem Zopf und der chinesischen Tracht auch fast alles über Bord geworfen, was dem alten China geistige Nahrung und Stütze gewesen war. Sie hatten mit der alten Tradition gebrochen, konnten die Literatur und die Schriften des Konfuzius gar nicht oder nur oberflächlich und schwankten ohne rechte Grundlage zwischen zwei Kulturen. In diesen Kreisen wurde ein gefährlicher Radikalismus großgezogen, mit dem sich Selbstüberhebung und Fremdenhaß paarten. Die Leute waren von ihrem eigenen Werte so überzeugt, daß sie glaubten, sie brauchten die Fremden nicht mehr, sie würden China schon von allen Übeln befreien.
Dieser Typ von Studentenbrachte eine Menge Zündstoff mit in die Heimat und hat wohl manche Mißstände, die im Gefolge der Revolution auftraten, verschuldet. Die Regierung erkannte übrigens die Gefahr, die die Japanstudenten für das Land bedeutete und schickte seit 1907 keine Studenten mehr dorthin.
Eine größere Gefahr als die Auslandstudenten waren ihre Gefolgsleute in der Heimat, d.h. diejenigen, die sich einige Phrasen dieser Leute zu eigen gemacht und ihre halbverstandenen Ideen von Nationalstaat, China für die Chinesen und was dergl. Schlagwörter mehr sind, jedem der hören oder nicht hören wollte, zum besten gaben.
In den großen Verkehrszentren wie Kanton, Hongkong, Schanghai usw. fand und findet man auch jetzt noch mehr als Genug von diesen Jünglingen, die durch ihr überlautes und herrisches Benehmen der Zeit ein eigentümliches Gepräge geben. Wenn man diese jungen Gecken, in europäischer

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Kleidung, den Scheitel duftend nach allen Wohlgerüchen minderwertiger Pariser Essenzen und Pomaden, das Stöckchen in der ringgeschmückten Hand, durch die Straßen spazieren oder sich mit fragwürdigen Dämchen heruntertreiben sah, dann konnte einem angst und bange werden. Wo war da die dem Chinesen so eigentümliche ruhige Würde, der sichere Rückhalt, den alte Tradition und Erziehung gab, wo die tausendjährige Kultur? Wenn diese Leute sich durchsetzen würden, dann stand es schlimm ums Reich der Mitte! Aber gottlob sind das nur Auswüchse, krankhafte Erscheinungen, wie man sie in solchen Zeiten nationaler Unruhe, in denen für soviel und gewichtiges Neues erst die passende Form gefunden werden muß, immer antreffen wird.
Das Volk in seinen Tiefen ist davon kaum berührt. Jahrhunderte alte Gebräuche und Anschauungen kann ein Volk, das wurzelecht ist, nicht von heute auf morgen ändern. Und so beharrt auch China trotz der Revolution in seiner großen Masse beim alten. Es ist noch viel zu sehr von mittelalterlichen Anschauungen umfangen, noch lange nicht reif und aufgeklärt genug um politisch mitreden zu können. Man gehe nur einmal hinaus aufs Land und frage die Bauern nach Republik und Präsident. Die Leute haben selbst in dem aufgeklärten Kwantung nur sehr unvollständige Vorstellungen von all dem. Sie haben wohl einen gesunden Begriff von der Verwaltung ihres Dorfes, des Kreises und vielleicht nach der Provinz, aber darüber hinaus geht es meist nicht. Was wissen sie vom fernen Peking, was von konstitutioneller Monarchie oder Republik?
Man kann nicht stark genug betonen, daß die Revolution von einer im Verhältnis zur Volkszahl geringen Menge

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von Unzufriedenen ohne historische Notwendigkeit in Szene gesetzt ist, und daß das Volk in seiner Gesamtheit sich meist ohne eigenes Urteil hat schieben lassen.
Ich komme nun zur Darstellung der Ereignisse jenes denkwürdigen Revolutionsjahres 1911, in dem mancherlei Faktoren zusammenkamen, um den Umstürzlern nach zwei Menschenaltern zu einem allerdings recht zweifelhaften Siege zu verhelfen.
Das Jahr fing für China unglückverheißend an, indem die Lungenpest in den nordöstlichen Provinzen zahllose Opfer forderte. In Mittelchina machten große Überschwemmungen in Yangstetal, denen Mißernten folgten, viel Tausende brot- und heimatlos, ein Umstand, dem es zu danken ist, daß die im Herbst gebildeten Revolutionsheere einen riesigen Zulauf von seiten jener Unglücklichen bekamen, die nichts mehr zu verlieren hatten.
Die mangelhafte Flußregulierung war und ist auch heute noch einer der schwersten Mißstände, unter denen das Volk zu leiden hat. Alle 2 bis 3 Jahre vernichten enorme Überschwemmungen des Huang Ho, des Yangtse, des Sikiang und der übrigen großen Strombecken die Ernten und machen unendlich viele Menschen unglücklich.
Die Mandschus haben es nicht verstanden dem tatkräftig Abhilfe zu schaffen. Wohl wurden große Summen für die Stromregulierung ausgesetzt, aber diese verschwanden mehr oder weniger in den weiten Taschen der Beamten. Zu einem energischen Vorgehen kam es nie und alles blieb beim alten.
Auch in der Linderung der Not, die solche Katastrophen hervorriefen, ließ es die Regierung oft an dem Nötigsten

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fehlen. Wie gut man in Peking dies wußte; zeigen die großen Schenkungen aus der Schatulle der Kaiserin an das „arme, notleidende“ Volk, die gleich nach dem Gelingen des Putsches in Wutschang im Oktober gemacht wurden, um das Volk zu beruhigen.
Wie groß das Elend ist, das solche Naturereignisse hervorrufen, ist unbeschreiblich. Viel Tausende ertrinken oder verhungern. Die armen Eltern sehen sich oft gezwungen ihre Kinder zu verkaufen, ganze Distrikte werden entvölkert usw.
Es ist kein Wunder, daß sich die Umstürzler dies alles bei ihrer Agitation gegen die Regierung zunutze machten, und daß der Same der Rebellion bei diesen Unglücklichen nur allzu günstigen Boden fand.
Der Geistder Kritik am Bestehenden ist ja nur allzu leicht zu wecken. Es ist leider so, daß dem Einzelnen über seinem kleinen Eigeninteresse der Blick für das Große, Ganze oft verloren geht.
Der erste Versuch, die Dinge ins Rollen zu bringen, wurde in Kanton gemacht. Am 9. April 1911 wurde der Tartarengeneral durch ein Bombenattentat getötet. Eine enorme Erregung durchzitterte die Riesenstadt. Man fühlte, daß etwas in der Luft lag, und die Revolutionäre zauderten auch nicht mehr lange. Am 27. brachen sie los, sie versuchten das Yamen des Generalgouverneurs zu stürmen. Man hatte ihren Anschlag indes vorher geahnt nur entsprechende Gegenmaßregeln getroffen. Die Stürmer wurden von Mandschutruppen und Polizei überwältigt und was nicht fliehen konnte, wurde niedergeschossen oder hingerichtet. Der Putsch kostete 72 Mitgliedern

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der Ko Ming Tang das Leben. Ich vergesse nie die Tage, die jenem Aufruhr folgten, die enorme Aufregung der Bevölkerung, die aufs strengste überwacht wurde. Es herrschte latenter Kriegszustand. Die Behörden gingen rücksichtslos vor, und jeder irgendwie Verdächtige wurde ohne Gnade einen Kopf kürzer gemacht. Ein mir befreundeter Händler, der der Ko Ming Tang angehörte, ließ durchblicken, daß man von dieser Erhebung alles gehofft hatte. Er hatte selbst einen Verwandten unter den 72. Die Teilnehmer am solchen Komplotten wurden übrigens durchs Los bestimmt. Auf die Bitte des Händlers suchte ich den Ort auf, wo man jene Unglücklichen verscharrt hatte und photographierte die Stätte, die ein halbes Jahr später der Wallfahrtsort aller freiheitlich Gesinnten werden sollte.
Es war eine große, aufgeregte Zeit. In dem fernen Kansu und in Schensi hatte die Ko Ming Tang Erhebungen veranstaltet – der in Kanton ähnlich –, die aber auch niedergeschlagen wurden. In Peking fanden Massenverhaftungen und Aburteilungen Verdächtiger statt. Dazu ging das Wort von der Aufteilung Chinas, das 10 Jahre geruht hatte, anläßlich Forderungen Rußlands und Englands durch den chinesischen Blätterwald und rief eine nationale Erregung ohne gleichen hervor.
An allen Orten wurden Gesellschaften der „zum Sterben Bereiten“ und freiwillige Bürgerwehren gegründet, die sich besonders in Kwangtung, Kwangsi und Yuennan schnell ausbreiteten. Die Regierung versuchte bald mit mehr oder minder großem Erfolge sie zu unterdrücken, da man in Peking richtig sah, daß diese Organisationen nur Bruststätten von Unruhen sein würden.

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Während die Zeichen des nahenden Sturmes sich ständig mehrten, setzte die Regierung ihre Reformpolitik stetig fort. Sie setzte es gegen den Widerstand der Provinzen durch, daß die Militärmacht nicht wie bisher den Provinzialbehörden unterstand, sondern einheitlich zusammengefaßt vom Kriegsministerium geleitet wurde. Ein wichtiger Schritt auf dem Wege zur Zentralisation, in dem die Regierung das einzige richtige Mittel sah, um der Gefahren, die ihr von außen und von innen drohten, Herr zu werden.
Aber schon waren durch die Verschwörer die zersetzenden Ideen ins Militär eingedrungen. Die Ko King Tang hatte es besonders in Süd- und Mittelchina verstanden eine Reihe von Offizieren und Mannschaften sich zu gewinnen, und das Heer war so nicht mehr die sichere Stütze der Regierung, die es hätte sein sollen.

(Fortsetzung folgt.) Vissering.
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Preisausschreiben.

An alle Kameraden inMatsuyama richten wir die Aufforderung, sich an einem Wettbewerb zur Erlangung von hübschen Titelbildern für unsere Zeitschrift zu beteiligen.
Preisgekrönt wird derjenige Entwurf, der in höchster künstlerischer Vollendung die Gedanken am besten verbildlicht, die wir mit dem Namen unserer Zeitschrift angedeutet haben. Für die drei besten Entwürfe haben wir
Drei Ehrenpreise
zwar Vergänglicher, aber geschmackvoller Art ausgesetzt. Das Amt der Preisrichter liegt in Händen der Herren: Major Kleemann, Oberleutant Martin, Leutnant d.R. Solger,

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Festungsbaufeldwebel Karius, Vizew. d.R. Goldschmidt.
Die Entwürfe müssen in Tuschestrichen ausgeführt und den hektographischen Kopierverfahren angepaßt sein. Die Blattgröße darf das Maß 12 x 19 cm nicht überschreiten. Der Name "Lagerfeuer" muß deutlich hervortreten. - Die preisgekrönten Zeichnungen werden als Titelbilder einzelner Nummern der Zeitschrift verwandt. Die Schriftleitung behält sich das Recht der Veröffentlichung auch für die übrigen vor.
Spätester Zeitpunkt der Ablieferung ist Dienstag, den 7. März 1916. Die Entwürfe sind verschlossen abzugeben und dürfen nur mit Kennwort versehen sein. Ein weiterer, verschlossener Briefumschlag, der den Namen des Bewerbers enthält, und der außen ebenfalls das Kennwort trägt, ist beizufügen. Mehrere Entwürfe des gleichen Bewerbers müssen mit verschiedenen Kennwörtern versehen sein.
Wir bitten unsere Leser, dieses Preisschreiben im Kreise ihrer Stubenkameraden bekannt zu machen.
Die Bekanntgabe der Preisträger erfolgt in der 2. Märznummer unserer Zeitschrift.
Die Schriftleitung.

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