Lagerfeuer
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Lf. Nr. 49/50. Matsuyama, Sonntag, 31. Dezember 1916.
Neunzehnhundertsechzehn.
Wieder liegt ein Jahr hinter uns. Wir blicken zurück auf das, was zwischen dem letzten Neujahr und heute liegt. Weniger klar als in den voraufgegangenen Kriegsjahren heben sich einzelne Haupthandlungen aus der Fülle des Geschehenen heraus. Die Kriegsereignisse haben sich mehr aufgelöst in zahlreiche Einzelhandlungen. Wenn wir ein zusammenfassendes Bild vom Erfolg dieses Jahres haben wollen, dann werden wir es vielleicht am ersten bekommen, indem wir fragen, wie die kriegführenden Staaten sich inzwischen innerlich gewandelt haben. Da ist wohl das bedeutendste Ereignis die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in England. Das England, das auszog, um den „deutschen Militarismus“ zu schlagen, ist selbst von der Flamme ergriffen worden, die es ersticken wollte. Es hat sich lange gewehrt, und Asquith hat die Ausführung der schon im Anfang des Jahres vom Parlament beschlossenen Gesetze immer wieder hinausgeschoben, bis ihn das Drängen seiner Verbündeten und die Not der Stunde dazu gezwungen hat. Ehe
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es seinen eigenen Söhne zum Kriegsdienst zwang, hat sich England redlich bemüht, erst die verfügbaren anderen Staaten in den Kampf zu schicken, und immerhin ist der Erfolg eine Liste von sechs Kriegs Erklärungen: Deutschland an Portugal, Italien an Deutschland, Rumänien an Österreich, endlich Deutschland, Bulgarien und die Türkei an Rumänien.Dafür schied aber einer der Kriegführenden schon zu Anfang des Jahres aus mit der Waffenstreckung Montenegros am 16. I.
Die zurückgebliebenen Bundesgenossen haben sich dafür in wiederholten Erklärungen um so enger zusammengeschlossen. Sie haben Belgien erneutver-sprochen, keinen Frieden zu schließen, ohne daß es wiederhergestellt und entschädigt würde; sie haben in Pariser Zusammenkünften eine immer einheitlichere Kriegführung zu erzielen gesucht und vor allem schreckliche wirtschaftliche Maßnahmen für die Zeit nach dem Kriege angedroht. Einen Vorgeschmack suchte England wohl mit der Liquidation der deutschen und österreichischen Firmen in Ägypten zu geben. Daß unsere wirtschaftliche Stoßkraft dadurch nicht berührt wurde, zeigen am besten die programmäßigen Erfolge der beiden Kriegsanleihen von zusammen über 20 Milliarden M, die dies Jahr uns brachte. Unmittelbarer hat uns die Knappheit der ausländischen Zufuhr in der Heimat getroffen, aber mittelst Brot-, Fleisch-, Butter-, Eier- und Fettkarten und der Eroberung der Walachei sind wir ihrer Herr geworden, und der „Vaterländische Hilfsdienst“ wird unserer Kriegswirtschaft neue Kräfte zuführen und gleichzeitig den Wehrpflichtgedanken allenthalben vertiefen helfen. Überall hat England schließlich sich in die Rolle der Kraft finden müssen, die das Böse wollte und Gutes schaffen mußte.
Am eigenartigsten hat aber die Ironie der Weltgeschichte mit England in der griechischen Frage gespielt. Das Land, das auszog, um die Neutralität Belgiens zu schützen, hat sich verwickelt in ein Netz von Neutralitätsbrüchen und Gewaltakten gegen das harmlose grie-
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chische Königreich, die alle aufzuführen von der Besetzung von KaraBurunund der Festnahme der Konsule in Saloniki, über die Besetzung von Korfu, Kandia, Kaphalonia, Argostoli, Phaleronusw. usw. bis zu Straßenkämpfen in Athen und der Raum mangelt. Mit der Verranntheit altnormannischer Berserker haben sich Engländer und Franzose auf ein Ziel gestürzt, bei dem man nicht weiß, ob man den Kopf mehr über die Rohheit des Getanen oder über die Sinnlosigkeit des Gewollten schütteln soll. All das Unrecht nur, um diesen „Junker von Bleichenwang“ zum Kampfgenossen zu gewinnen!
Mehr Erfolg hatte die Aufreizung der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. Die Tothetzung des Lusitania- und des Sussex-Falles hatte immerhin die Wirkung, uns zu gewissen Zugeständnissen über den U-Bootskrieg zu bestimmen, die den Abgang des Vaters unserer Marine, des Großadmirals von Tilpitz, zur Folge hatte und lange und mußte Kämpfe im Lager der deutschen Parteien hervorrufen. Es ist nicht an uns, Stellung zu diesen Kämpfen zu nehmen. Wir wollen uns nur stolzen Sinnes der Erfolge freuen, die unsere Seemacht auch unter dem neuen Staatssekretär von Lapelle errungen hat. Das Jahr 1916 ist wie kein anderes Kriegsjahr ein Ehrenjahr für unsere Marine geworden. Die Fahrten der „Möve“ nebst „Appam“, die Fahrt der "Marie“ nach Ostafrika und Niederländisch Indien, der Kampf an der Doggerbank am 11. II, (Versenkung des „Arabis“), vor allem aber der glänzende Seesieg vom 21. Mai am Skagerak gehören zu den stolzesten Erinnerungen aus diesem Kriege. Seit dem Juni gehört die Seeherrschaft in der Nordsee uns, nicht mehr den Engländern, denen wir nicht nur die Küste beschießen, sondern auch Machtschiffe in der Themsemündung versenken, und deren Transportschiffe wir aus dem Kanal als Prisen in unsere Häfen schleppen. Daß aber auch die U-Bootswaffe nicht stumpf geworden ist, das zeigen die Beutezahlen der letzten Monate, besonders seit U-53 und seine Schwesterschiffe
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bis an die amerikanische Küste streifen. Auch das war eine Antwort auf die amerikanische Einmischung, ein kriegerisches Seitenstück zu den Fahrten der „Deutschland“ u. der sagenumwobenen „Bremen“.
Die Ausdehnung des Wirkungskreises unserer U-Boote ist unter den techni-schen Leistungen dieses Jahres wohl die überraschendste. Leider kamen sie zu spät, um unseren westafrikanischen Kolonien Unterstützung vom Mutterlande zu bringen, im Februar mußte sich die letzte Garnison in Westafrika, Mora in Nordkamerun, ergeben, 20. II. Aber umgebrochen widersteht noch immer Deutsch-Ostafrika unter Oberstleutn. von Lettow-Vorbeckden überlegen Streitkräften des Feindes. Die Verleihung des „Pourlemerite“ hat sein tapferes Aushalten gelohnt. Auch im näheren Orient brachte das Jahr 1916 unseren Feinden wenig Freuden. Den Erfolgen der Russen in Armenien, der Einnahme von Erzerum (17. II) und Trapezunt von Februar bis April, stehen Fortschritte der Türken in Persien gegen-über, vor allem aber die Räumung Gallipolis durch die Engländer und Franzosen Anfang Januar und die Gefangennahme der Truppenmacht des Generals Townshend bei Kut-el-Amara am 28.
Das leitet uns hinüber zu den größeren Ereignissen des Landkriegs, über die wir eine kurze kurze Übersicht folgen lassen.
Am 21. Februar begann die deutsche Offensive gegen Verdun. Innerhalb weniger Tage waren die französischen Stellungen durchbrochen, und bereits am 25. fiel Fort Douaumont, das erste Werk ständiger Bauart von Verdun. Es begannen nun äußerst heftige Kämpfe um die sehr starken französischen Stellungen, die nicht nur von der Festungsbesatzung verteidigt wurden, sondern auch von einem großen Teil des französischen Feldheeres. Der Angriff hatte in den nächsten Wochen dauernde Erfolge, und die deutsche Linie wurde immer näher an die Stadt Verdun herangeschoben. Man kann über den Grund einer Offensive gegen Verdun verschiedener Ansicht
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sein. In der Hauptsache wird unser Angriff wohl den Grund gehabt haben, den Engländern und Franzosen zuvorzukommen und die Franzosen zu zwingen, an einem Punkte ihre Hauptkräfte einzuseten, auf den sie nicht gerechnet hatten. Die Überraschung der Franzosen war absolut gelungen, und unter großen Verlusten, namentlich an Gefangenen, mußten sie bis auf ihre Hauptverteidigungslinie zurückgehen. Der Angriff auf Verdun dauerte ungefähr vier Monate und endete mit einem Gewinn von rund 285 Quadratkilometern Landes, mit einer Beute von 311 Geschützen und 336 Maschinengewehren und rund 58,000 Gefangenen.
Schon während der ersten Hälfte des Monats März machte sich an der nord-russischen Front eine starke Patrouillentätigkeit der Russen bemerkbar, der Anfang einer russischen Entlastungsoffensive. Die russische Offensive, die in der zweiten Hälfte des März ihren Höhepunkt erreichte, brach Anfang April vollkommen und ohne jedes Ergebnis zusammen. Die Russen hatten nach einer Meldung des deutschen Generalstabes nach niedriger Schätzung 140,000 Mann nutzlos geopfert. Schon bei dieser Offensive versuchten die Russen, unter Anwendung enormer Menschenmengen unsere Linien zu durchbrechen. Ein deutscher Gegenangriff am 29. April brachte den russischen Ansturm vollkommen zum Stehen und endete mit einer Gefangennahme von rund 6000 Mann.
Am 16. Mai beganndie außerordentlich gut vorbereitete und durchgeführte österreichische Offensive in Tirol. Innerhalb 14 Tagen waren die italienischen Truppen vom österreichen Boden geworfen, und bereits am 31. Mai fielen die italienischen Forts von Asiago und Arsiero in österreichische Hände. Mitte Juni mußte die Offensive aufgegeben werden. Sie hatte den Österreichern einen Gewinn von rund 600 Quadratkilometern Landes gebracht. Bei dieser Zahl ist die Aufgabe von Asiago und Arsieromitgerechent. Außerdem hatten
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die Österreicher über 45,000 Mann gefangen und 316 Geschütze nebst 338 Maschinengewehren und Minenwerfern erbeutet.
Während die Österreicher in Italien diesen großen Erfolg errangen, hatten die Russen auf Veranlassung ihrer Verbündeten am 1. Juni eine außerordentlich groß angelegte Offensive begonnen. Der Zweck dieser Offensive war die Entlastung Italiens; aber man wollte auch die deutsch-österreichischen Linien an der russischen Front durchbrechen und durch einen Einmarsch in Galizien die deutsch-österreichischen Linien trennen. Unter Anwendung enormer Menschenmengen gelang es den Russen, die österreichischen Linie bei und nördlich von Luck zurückzudrängen. Allein der Durchbruch scheiterte an dem glänzenden Widerstande, den die Russen bei den Truppen der Generale von Linsingen und von Lothmar fanden. Die deutschen Linien waren durch russische Angriffe nicht zum Wanken zu bringen, und nur das Zurückgehen der Österreicher mußte Gen. v. Linsingen veranlassen, auch seinen Flügel zurückzubringen. Es scheint die Absicht des Generals Brusiloffs gewesen zu sein, sich Lembergs zu bemächtigen. Wir werden später sehen, wie der Plan, Lemberg zu erobern, aufgegeben wurde. Die Zahlen, die der russische Generalstab an österreichischen Gefangenen angibt, ist absolut erfunden. Nach Berechnung des deutschen Generalstabes haben die Österreicher etwa 100,000 Gefangene verloren. Im Juli wurden die Hauptangriffe der Russen auf die Bukowina gerichtet, und es gelingt ihnen auch hier, die österreichische Linie einzudrücken und die Bukowina zu besetzen. Um nun einen einheitlichen Oberbefehl an der Ostfront zu haben, wird am 5. August GeneralFeldmarschall v. Hindenburg mit dem Oberkommando der Ostfront betraut. Die russische Offensive ebbt im September zurück, um nur im Oktober noch einige Male wieder aufzuflackern. Die Verluste der Russen wurden nach Nachrichten des Erkennungsamtes in Kiew
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seit dem 1. Juni bis Anfang Dezember auf 100.000 Offiziere und über 2 Millionen Mann angegeben. Der unmittelbare Erfolg war nur die Eroberung der Bukowina, der mittelbare die Entlastung der Italiener, denen es infolgedessen gelang, am 9. August Görk einzunehmen.
Inzwischen hatte am 1. Juli die Offensive der Engländer und Franzosen an der Somme eingesetzt. Die Kämpfe an der Somme sind wohl die gewaltigsten des Kriegsjahres 1916 gewesen. Auch hier steht ein Geländegewinn von 280 Quadratkilometern in keinem Verhältnis zu dem Verlust an Mannschaften und zur Aufwendung an Material. Man schätzt die Verluste der Engländer und Franzosen an der Somme auf rund 800.000 Mann. Der Zweck der Offensive, die deutschen Linien zu durchbrechen, ist nicht erreicht worden. Weswegen die Engländer so spät mit ihrer Offensive begonnen haben, ist schwer zu sagen. Es mag sein, daß sie noch nicht fertig waren mit ihren Vorbereitungen. Es mag auch sein, daß sie, um ihre eigenen Leute zu schonen, sich zunächst abwartend verhielten, um erst dann, als sie sahen, daß die russische Offensive doch nicht ganz so verlief, wie sie es sich gedacht hatten, anzugreifen. Am 30. August wurde Generalfeldmarschall von Hindenburg zum Chef des Generalstabes ernannt. Nach einer kurzen Inspektionsreise an der Westfront scheint er zu dem Resultat gekommen zu sein, die Eroberung von Verdun aufzugeben und den Schwerpunkt der Operationen auf die russische Front zu verlegen. Bei Verdun wurden besonders gefährdete vorgeschobene Stellungen aufgegeben; es war ein Zufall, daß die Franzosen gerade in einem solchen Moment der Aufgabe vorderer Stellungen einen starken Angriff im Nordosten von Verdun machten, wobei es ihnen gelang, das Fort Douaumont zurückzuerobern. Infolge dieses Angriffs wurde von uns das Fort Vanse gesprengt und aufgegeben.
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In der Nacht vom 27. zum 28. erfolgte die Kriegserklärung Rumäniens an Österreich. Die Unterhandlungen zwischen Rußland und Rumänien waren schon seit Monaten im Gange gewesen, und um mit Rumänien zusammen mit dem Marschziel Budapest in Ungarn einzufallen, hatte General Brussiloff, wie schon angedeutet, seinen Plan, Lemberg zu erobern, aufgegeben. Diese Änderung seines Kriegsplans hat in der Hauptsache den Mißerfolg seiner Offensive herbeigeführt. Das Eingreifen der Rumänen brachte zuvor die erfolgreich begonnene Offensive der Bulgaren gegen Macedonien zum Stehen, es gelang den Rumänen auch, innerhalb ganz kurzer Zeit einen großen Teil Siebenbürgens zu besetzen, der von den Österreichern ohne ernsten Widerstand geräumt worden war. Die bald darauf eintreffenden deutschen Truppen setzten freilich jedem weiteren Vordringen der Rumänen ein Halt entgegen. Gleichzeitig, Anfangs September, hatte bereits Generalfeldmarschall von Mackensen in raschem Vorstoß einen großen Teil der Dobrudscha besetzt und die Festungen Tutrakan und Silistria genommen. Während nun die Rumänen eilends Truppen nach der Dobrudscha warfen, um Mackensen von der BahnGernavada–Constanza abzuhalten, begann General von Falkenhayn am 23. September mit seiner Offensive, die ihm Hermannstadt und Kronstadt zurückbrachte. Wieder erfolgte ein Umwechseln der rumänischen Truppen. Während nun die rumänischen Truppen zur nachdrücklichen Verteidigung der in die Walachei führenden Gebirgspasse herangeholt wurden, griff die Armee Mackensen von neuem in der Dobrudscha die vereinigten Russen und Rumänen an, eroberte Constanza und die Eisenbahn nach Cernavada. Wieder erfolgt ein Umgruppieren der rumänischen Kräfte. Aber kaum hatten Mackensens Angriffe aufgehört, als General von Falkenhayn erneut die Rumänen in den Transylvanischen Alpen angriff und sich am 18. November durch die Schlacht bei Tergu-jui den Eingang in die Walachei
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eröffnete. Der Vormarsch des Gen. v. Falkenhayn, der Donauübergang der Armee Mackensen sind noch in zu frischer Erinnerung, um darüber viel zu sagen. Am 101. Tage nach der Kriegserklärung war Rumäniens Hauptfestung und Hauptstadt in unserer Hand. Nach den und zur Verfügung stehenden Meldungen haben wir bis jetzt ungefähr 152.000 Rumänen gefangen, 521 Geschütze, 438 Maschinengewehre und 1.800 Eisenbahnwaggons erbeutet. Das besetzte Land beträgt rund 76.000 Quadratkilometer.
Zieht man die Summedes Jahres 1916, so ist unsere Lage eine ganz bedeutend bessere als Ende 1915. Der Gedanke, Deutschland auszuhungern, ist durch der Eroberung Rumäniens hinfällig geworden, und die größten Kraftanstrengungen der Verbündeten haben es nicht vermocht, unsere Linie an irgend einer Stelle zu durchbrechen. Wohl haben wir im Jahre 1916 etwa 37.000 Quadratkilometer teils österreichischen teils feindlichen Gebietes aufgeben müssen, dafür aber an anderen Stellen 115.000 Quadratkilometer gewonnen, und die Mittelmächte haben heute das Riesengebiet von über 500.000 Quadratkilometer feindlichen Bodens in ihren Händen.
Gewiß sind diese Erfolge nicht ohne schwere Opfer errungen, und auf dem Wege durch das vergangene Jahr geziemt es sich, mit stillem Danke auch an den Gräbern deren zu verweilen, die für uns gefallen sind. Wo wir einen Freund oder Verwandten verloren haben oder wo sich persönliche Eindrücke an den Gefallenen knüpfen, da heben sich einzelne Namen für uns heraus aus den Hunderttausenden. Das allgemeine Interesse persönlich auf sich gezogen haben wohl am meisten unsere Kampfflieger, von denen wir die fünf erfolgreichsten im Jahre 1916 verloren haben: Immermann, Bölke, Wintgens, Parschau und
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Mulzer. Auch zwei unserer Heerführer hat das Jahr uns entrissen, den Feld-marschall von der Goltz und den Gen.d.F. Gäde. Mit jedem der unzähligen Toten ist persönliches Heldentum und eine Fülle persönlicher Hoffnungen zu Grunde gegangen; aber die Trauer um sie muß in dieser harten Zeit zurücktreten hinter dem nüchtern rechenden Gedanken: Was bedeuten diese Verlusten für die Kampfkraft des Vaterlandes? Wir können uns nur schwer ein Bild davon machen, vor allem fehlen uns die letzten Angaben für die Verluste unserer Verbündeten. Aber es ist auch schon von Wert, die bisher bekannt gewordenen Zahlen zu Rate zu ziehen. Nach Reuter, der gewiß nicht zu unseren Gunsten abrundet, hatten wir im ganzen Kriege bis Mitte Dezember d.J. 3,9 Millionen Verluste, davon wund 890.000 Tote, außerdem werden unter den Verwundeten noch etwa 300.000 dauernd kriegsuntauglich bleiben. Wollen wir von der Bedeutung dieser Zahlen ein Bild gewinnen, dann müssen wir die Totenziffer vergleichen mit unserem Geburtenüberschuß, die dauernd dem Kriegsdienst entzogenen 1,2 Millionen mit der Zahl der neueingetretenen Rekruten. Wir haben bisher in jedem Jahre des Krieges 370.000 Tote verloren gegenüber einen Geburtenüberschuß von 800.000 Kindern oder rund 400.000 Knaben. Wir sind also an Volkszahl nicht ärmer geworden. Rund 500.000 Deutsche sind jährlich Kriegsuntauglich geworden gegenüber 7/800000 Gestellungspflichtigen, aus denen wir vor dem Kriege jährlich unser Heer ergänzten, von denen wir zwar nur etwa 350.000 aushöben, unter denen aber auch sicher noch 150.000 mehr waren, die durchaus für den Kampf verwendet werden konnten. Wir dürfen also das beruhigende Bewußtsein haben, daß unsere Kräfte bisher nicht rascher abgenützt werden als sie wieder nachwachsen. Ähnlich günstig, vielleicht sogar noch günstiger, werden die Verhältnisse in England (Gesamtverlust 1,3 Millionen) liegen. Ganz anders steht es für Frankreich. Sein Gesamtverlust bis Mitte Dezember wird zu 3,8 Mill.
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Mann angegeben. Rechnen wir davon den gleichen prozentsatz wie bei uns als tot und dauernd kriegsuntauglich, dann hat Frankreich jährlich 480.000 Kämpfer dauernd eingebüßt, davon tot 350.000. Dem steht ein jährliches Rekrutenmaterial gegenüber, das mit 300.000 sicher schon zu hoch angesetzt ist, und ein Geburtenüberschuß, der in dem besonders günstigen Durchschnitt von 1901/05 nur 64.000 erreichte. Frankreich nimmt also nicht nur dauernd an Kampfkraft ab, sondern hat jährlich mindestens den Geburtenüberschuß von 5 – 6 Jahren im voraus verbraucht. In Rußland (Gesamtverlust 8,5 Millionen) müssen wir sicher über 3 Mill. als dauernd ausgeschieden rechnen. Aber uns fehlen die Vergleichszahlen zur Bewertung dieser Ziffer. Ein Riesenreich wie Rußland muß imstande sein, trotz dieses Abgangs seine Soldatenzahl auf der Höhe zu erhalten; aber die Opfer werden von den verschiedenen Völkerstämmen und Bevölkerungsschichten des Reiches in sehr verschiedenem Maße gebracht. Welche Verschiebungen sich daraus innerhalb des Reiches ergeben, läßt sich von hier aus nicht beurteilen. Der ungeheure Offiziersverlust des letzten Sommers ist jedenfalls ein Punkt, der für die spätere Friedensentwicklung Rußlands sehr bedenklich sein wird.
Neben der Menschenzahl bestimmt das Kriegsmaterial die Kampfkraft. In der Vernichtung feindlicher Munition sind unseren U-Booten und unseren wirkungsvollen Zeppelinangriffen auf England eine auffallende Zahl von Riesenexplosionen zu Hilfe gekommen. Die Explosionen des Magazinsr. DoubleCouronne bei Paris, diejenige im Hafen von New-York, von Archangelsk und andere haben mit jenen zusammen Milliardenwerte vernichtet. Vor allem aber liegt unsere Überlegenheit nach wie vor in unseren Führern u. der Einheitlichkeit unseres Handelns. Das beruhigendste Ergebnis des Jahres ist jedenfalls, daß die gleichzeitigen, mit aller verfügbaren Kraft geführten Angriffe von Rußland, Frankreich, England, Italien und Rumänien unsere Linien nicht nur nicht durchbrochen haben, sondern nicht einmal verhindern konnten, daß wir die
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rumänische Kriegserklärung mit der Eroberung der Dobrudscha und Walachei beantworteten. Damit ist der Höhepunkt der feindlichen Kraftanstrengung überschritten, und daß unsere Regierung die endgültige Entscheidung zu unseren Gunsten tatsächlich bereits als gefallen ansieht, das zeigt bereits die Aufrichtung des Königreichs Polen, mit der wir die Neuordnung in unserem Sinne am 5. November begannen. Das zeigt ferner die jüngst an den Vielverband gerichtete Aufforderung, in Friedensverhandlungen einzutreten. Wird die Aufforderung abgewiesen – um so besser für uns! Dann dringen wir eben weiter gegen Osten vor, wo uns die Fertigstellung des Amanus-Tunnels eine wesentlich erhöhte Stoßkraft, vor allem gegen Ägypten, gegeben hat. Daß inzwischen unsere U-Boote auch die wirtschaftliche Lage Englands immer ernster bedrohen, zeigt die wachsende Erregung in London über die Lebensmittelfrage. Ein besonderes Licht auf das Wanken der gegnerischen Zuversicht wirft auch der Sturz Asquith’s. In keinem der feindlichen Länder sind mehr diejenigen Ministerpräsidenten am Ruder, die den Krieg beschlossen haben. In Rußland ist 1911 auf Goremykin Stürmer und dann Trepow gefolgt, der auch schon wankt; in Italien kam nach SalandraBoselli, in Frankreich hatte das Präsidium schon 1915 gewechselt, und ob Bratianu noch „am Ruder“ ist, bleibe dahingestellt. England hat in Kitchener seinen energischen Führer verloren, Jellicoe, der Zeitungssieger vom Skagerrak hat das Flottenkommando abgegeben, und auch in Frankreich hat der Wechsel im Oberbefehl sattgefunden, wenn sich auch noch nicht übersehen läßt, ob Joffres Einfluß in seiner neuen Stellung vermindert od. vermehrt werden wird. Selbst in dem „neutralen“ Nordamerika haben wir zwar nicht einen Wechsel im Präsidium erlebt, aber doch mit Ergötzen die Leichenreden gehört, die die Zeitungen für Wilson brachten, als einige Tage lang die Nachricht
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verbreitet war, er sei durch Hughes ersetzt worden. Wir gedenken noch mit Befriedigung der unfreiwilligen Komik jener falsch orientierten Nachrufe, die das anglo-amerikanische Land sicher nicht verstärkt haben. Überall erscheint die politische Welt erneuert und vorbereitet, den Gedanken des Friedens, wenn auch erst nach einigem Zähnefletschen, zu erörtern.
Auch bei uns und unseren Verbündeten sind ernste Veränderungen eingetreten. Am 21. November starb Kaiser Franz Joseph von Österreich. Sein Leben, begonnen in der Stürmen der 40er Jahren, überreich an schweren Schicksalschlägen, hat geendet in dem versöhnenden Glanze der Siege im Osten. Unter ernsten, aber glückverheißenden Vorzeichen hat der junge Kaiser Karl die österreichisch-ungarische Monarchie übernommen, um sie einer hoffunungsreichen, aber auch arbeitsschweren Zukunft entgegenzuführen, die junge und kräftige Schultern fordern wird.
Arbeitsschwer undhoffnungsreich zugleich wird auch die Zukunft sein, der das kommende Jahr unser Vaterland entgegenführt, und auch unsere Schultern werden in ihr wieder die Arbeit finden, nach der sie sich sehnen.
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Jahrestage des Krieges Oktober-Dezbr 1914 – 15.
In gedrängter Form holen wir im Folgenden die in den letzten drei Monaten weggebliebenen Übersichten über die Kriegsereignisse in den Jahren 1914 und 1915 nach.
Oktober 1914.
9.10. | Fall von Antwerpen. |
11.10. | Siegreiche Kämpfe auf der ganzen russischen Front. In Südpolen erreichen unsere Armeen die Weichsel. Entsatz von Przemysl. |
15.10. | Erste Eroberung von Lodz. |
29.10. | Eingreifen der Türkei in den Krieg. |
November 1914.
1.11. | Sieg unseres Kreuzergeschwaders bei Coronela.d. chil. Küste. |
7.11. | Fall von Tsingtau. |
9.11. | S.M.S. „Emden“ im Kampf mit dem australischen Kreuzer „Sidney“ vernichtet. |
11.11. | Erstürmung vonDixmüden. |
12.11. | Przemysl von neuem eingeschlossen. |
1.11/1.12. | Eingreiche Kämpfe in Russisch-Polen bei Wloclawek, Kutno, Lodz und Lowicz: 3000 Gefangene. |
22.11. | Kämpfe am Suezkanal. |
Dezember 1914.
2.12. | Erste Eroberung Belgrads, am 15.12. wieder geräumt. |
6.12. | Lodz wird zum zweiten Male erobert. |
8.12. | Seeschlacht bei den Falklands-Inseln. |
12.12. | Schlacht bei Limanowa, Rückzog der Russen auf der ganzen Front. |
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Oktober 1915.
Ende September bis 15. Oktober englisch-französische Offensive in der Champagne und bei Arras.
5.10. | Landung engl.-franz. Kräfte in Saloniki |
6.10. | Beginn der Operationen der unter Mackensens Oberbefehl stehenden Armeen Gallwitz und Köweß |
9.10. | Diese Armeen haben mit ihren Haptteilen Donau und Save überschritten und Belgrad erobert. |
14.10. | Beginn der Operationen der beiden bulgarischen Armeen Bojadjeff und Todorow. |
18./31.10. | Dritte Schlacht am Isonzo. |
27.10. | Verbindung zwischen Deutschen und Bulgaren hergestellt. Eroberung von Pirot. |
November 1915.
5.11. | Eroberung von Nisch. |
11./30.11. | Vierte Schlacht am Isonzo. |
15.11. | Siegreicher Abschluß der vierwöchigen Kämpfe um Czartorysk und an der Strypa. |
24.11. | Sieg auf dem Amselfeld, Eroberung von Pristina. |
26.11. | Schwere Niederlage der Engländer bei Ktesiphon, Rückzug auf Kut-el-Amara. |
28.11. | Mit der Flucht der Russe des serbischen Heeres sind die Großen Operationen gegen Serbien abgeschlossen. |
29.11. | Eroberung von Prizrend. |
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Dezember 1915.
5.12. | Eroberung von Monastir. |
12.12. | Eroberung von Doiran und Gjevjeli; die französisch- englischen Entsatz-truppen befinden sich in vollem Rückzug auf griechisches Gebiet. |
15.12. | Das Oberkommando der englischen Armee in Frankreich erhält Haig. |
19./20.12. | Räumung der englischen Stellungen bei Anaforta und AriBurun auf Gallipoli. |
20.12. | Einschließung von Kut-el-Amara. |
22.12. | Heftige Kämpfe um den Hartmannsweilerkopf. |
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Ein Jahr „Lagerfeuer“
Mit der vorliegenden Doppelnummer schließt der erste Jahrgang. Da mag es erlaubt sein, auch einmal von uns selbst zu sprechen, von unserer Entstehung und unseren bisherigen Schicksalen, von den Leiden und insbesondere Freuden gemeinsamer einjährigen Arbeit. Wäre doch das möglichst vollständige Bild, das wir in diesen Blätter von unserm Lager zu geben bestrebt sind, unvollkommen, wenn wir uns selbst dabei vergessen wollten.
Der Gedanke, eine Lagerzeitung zu gründen, schwebte lange schon, bevor er in die Tat umgesetzt wurde, in der Luft, fand aber zunächst unüberwindliche Hindernisse an den technischen Schwierigkeiten, welche die Vervielfältigung einer Zeitung bietet. Da kam im Dezember 1915 der entscheidende Anstoß von außen in Gestalt von Herrn Drenkhahn (Siemens-Schuckert, Tokyo), der als indirekter Begründer wie auch vor
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allem als unermüdlicher Helfer in der Geschichte unserer Zeitung stets einen Ehrenplatz einnehmen wird. Bei seinem damaligen Besuche nämlich fragte er, ob auch hier wie in anderen Lagern das Bedürfnis nach einer Lagerzeitung bestehe und erklärte sich gleichzeitig bereit, in zutreffendem Falle die Besorgung aller notwendigen Hilfsmittel zu übernehmen. Nun war nach Beseitigung aller technischen Hindernisse nur noch die eine, allerdings entscheidende Frage zu prüfen, ob in der Tat ein Bedürfnis für ein derartiges Unternehmen in unserem Lager vorlag und ob es auf die tätige Mitarbeit der Kameraden rechnen konnte.
Diese Frage wurde am 20. Dezember 1915, als die zukünftige Schriftleitung der zukünftigen, noch namenlosen Zeitung (Oblt. Martin, Lt.d.R. Solger, Vfw.d.R. Goldschmidt) zum ersten Mal sich zusammenfand, nach kurzer Beratung mutig bejaht und die Apparate sofort bestellt. Die erste Probe auf die Richtigkeit des Entschlusses waren erfolgreiche Besprechungen Anfang Januar mit den von uns erwählten Vertrauensmännern, Vfw.d.L. Prof. Küntzel für Dairinji und Sees. Dr. Bohner für Kokaido. Die freudige Bereitwilligkeit, mit der sie trotz vieler anderer Arbeiten ihre Kräfte in den Dienst der guten Sache stellten, die unemüdliche Arbeitskraft, mit der sie uns von Anfang an auf unserem Wege begleitet haben, wird ihnen stets nicht nur die Dankbarkeit der Schriftleitung, sondern des ganzen Lagers sichern.
Dochweiter in unserer Entstehungsgeschichte! Sofort mit dem Eintreffen des Hektographen begannen die von mannigfachen Rückschlägen und Mißerfolgen begleiteten praktischen Versuche. Gleichzeitig wurde von der Lagerbehörde die Erlaubnis für das Erscheinen der Zeitung erwirkt, freilich mit der Einschränkung, daß Artikel politischen Inhalts nicht gebracht werden dürften. Schließlich nach manchen Mühen und Sorgen erschien zu Kaisers Geburtstag die erste Nummer des „Lagerfeuers“, von der Künstlerhand des Uoffz. Henze mit hübschem auf unsere Namen hinweisenden Kopf geschmückt, in etwa 50 Abzügen.
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Aber bei aller Freude über dieses erste positive Ergebnis waren wir uns doch wohl bewußt, daß das meiste noch zu tun sei und daß wir noch mitten in den Krankheiten steckten. Immerhin bei etwa 50 Beziehern – mit mehr hatten wir in falscher Bescheidenheit nicht zu rechnen gewagt – hätte der Hektograph mit der Zeit schon das geleistet, was von ihm verlangt wurde. Keiner von uns neuge-backenen Schriftleitern hatte den Mut gehabt, auf eine solche Flut von Bezeihern zu hoffen, wie sie nun in den nächsten Tagen über uns hereinbrach. Schon in den ersten Tagen des Februar zählten wir 150 Abonnenten, und jeder Tag brachte neue hinzu. Wie sollten wir diese Riesenauflage mit unserem bescheidenen Hektographen, von dem bestenfalls 30 gute Abzüge zu machen waren, bewältigen? Und so sehr wir uns über das über alles Erwarten gute Einschlagen unseres jungen Unternehmens freuten, ebenso sehr hofften wir damals jeden Tag, daß wenigstens die heutige Post keine neuen Bezieher bringen möchte. Wir hatten ja schon über genug und mit dem besten Willen und der stärksten Anspannung unserer unermüdlich tätigen, treuen Hilfskräfte (Sees. Abelein und Gefr. Kremer) war es kaum möglich, diese Auflage in der kurzen Zeit einer Woche fertigzustellen.
Hei, das war eine sorgenvolle, arbeitsreiche, aber auch schöne Zeit, als wir in den kalten Tagen des Februar bei Schneetreiben und eisigem Nordwind in unserer „Redaktion“, die durch die liebenswürdigerweise zur Verfügung gestellte, nach allen Seiten hin offene Laube von Herrn Lt.d.R. Rumpf dargestellt wurde, von früh bis spät diktierten. Wurde das Wetter gar zu bunt oder dem Maschinenschreiber die Finger klamm, dann fanden wir in der warmen Bäckerei gastlichen Unterschlupf. Den ganzen Tag hindurch klapperte unsere brave Adlermaschine, die von Herrn Lt.d.Res. Mohr in besonders dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt, nun seit einem Jahre ihren gewiß nicht leichten Dienst tut und sich damit als echt deutsches Erzeugnis glänzend bewährt hat, solange, bis plötzlich das Papier zu Ende ging oder das Band streikte. Dann gab die Hektographenmasse
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trotz stärksten Druckens und liebevollsten Pressens bloß noch Abzüge her, bei denen zwar die großen Buchstaben noch ziemlich klar hervortraten, die kleinen aber durch ein selbst für die Redaktion kaum zu entzifferndes schwach violettes Etwas dargestellt wurden. Da aber unbestrittenermaßen gerade die kleinen Buchstaben von nicht zu unterschätzender Bedeutung für das Verständnis des wiedergegebenen Artikels sind, standen wir nun wieder vor neuen Sorgen und Schwierigkeiten.
Ja, seufzten wir damals mit Busch:
„Vater werden, ist nicht schwer,
Vater sein dagegen sehr.“
Wieviel leichter mag es sein, in einem kleinen Landstädtchen auf Frankreichs Boden das Chaos der Druckerei des Provinzblätschens wieder in brauchbare Ordnung zu bringen, als in einem Kriegsgefangenenlager eine Wochenschrift mit einer einzigen Schreibmaschine und einem nur 30 Abzüge liefernden Hektagrapfen herauszugeben. Aber alle diese Sorgen auf der einen Seite wurden andererseits wieder ausgeglichen durch den damals reichlich fließenden Strom der Beiträge. Später, in den Hundstagen des heißen Sommers und in der Regenzeit, die scheinbar beide in derselben Richtung wirken, wurde freilich der Zustrom manchmal zum dünnen Rinnsal, und freundliche, aber dafür um so eindringlichere Ermunterungen mußten ersetzen, was unsern Mitarbeitern an Arbeitslust fehlte. Doch dies gehört schon in eine spätere Zeit. Zurück zu unserm damaligen Großbetrieb. Inmitten der Arbeit an der dritten Nummer waren alle unsere Bänder vollkommen zu Tode gehetzt; der schon längst erwogene Ankauf einer neuen Maschine, die unserer stattlichen etwa 170 Köpfe zählenden Bezieherzahl vollkommen gewachsen war, mußte umgehend bewirkt werden, wenn wir nicht – welche Zeitung kann das noch von sich sagen? – unter der Masse von zuviel Beziehern kläglich ersticken wollten.
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Doch das Glück begünstigte uns. Als Retter in der Not fand sich in einem hiesigen Papiergeschäft eine mimeographischen Rotationsmaschine, die vor Jahren einmal von einer der hier befindlichen Banken probiert, aber als nicht geeignet wieder zurückgegeben worden war. Diese Maschine wurde also schleunigst erworben. Leider konnten wir aber die großen Hoffnungen, die wir auf sie setzten, einstweilen noch nicht in die Tat umsetzen, da es zunächst noch an den erforderlichen Wachsmatrizen fehlte, die erst von auswärts verschrieben werden mußten. So begnügten wir uns also zunächst mit dem Betrachten der neuen Maschine, von der wir erwarteten, daß sie auch eine zumal höhereBezieherzahl spielend bewältigen würde.
Vom Betrachten alleine wurde indes die Nummer 4 nicht fertig. Und so blieb in Ermangelung jeglicher Bänder nichts anderes übrig, als die Nummer mit der Hektographentinte handschriftlich fertig zu stellen. Die inzwischen durch einen sehr notwendig gewordenen „künstlerischen Beirat“ in Gestalt von Herrn Fstbfw. Karius vergrößerte Schriftleitung machte sich an die Arbeit und schrieb, bis ihr die Finger krachten: Zum richtigen Zeitpunkt waren 161 Exemplare fix und fertig.
Nebenher gingen aber auch schon eifrige Proben mit der neuen Wunderma-schine, die zwar rasch, aber dafür recht klecksig arbeitete. Unsere hohen Erwartungen mußten wir bald um ein beträchtliches zurückschrauben, unsere Hände aber, die über und über mit zäh haftender, fettiger und klebriger Druckerschwärze bedeckt waren, um so häufiger reinigen. Aber auch hier gelang es schließlich, der Tücke des Objekts Herr zu werden. Die Arbeiten an der Nr. 5 waren im schönsten Gange; Blatt auf Blatt kam mit sauberen schwarzen Lettern bedeckt aus der sich rasch drehenden Maschine heraus, schon dämmerte eine golden Zukunft vor uns ... da ereilte uns das Verhängnis und erinnerte uns daran, daß wir in japanischer Kriegsgefangenschaft seien. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf uns am 24. Febr.
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das Verbot der Lagerbehörde. Der Traum der Zukunft war zu Ende; die schöne Maschine mußte ihrem früheren Besitzer wieder zurückgegeben werden; der Hektograph wurde versiegelt; alles schien aus zu sein.
Mit nichten.Wenn die Form sich auch ändern mußte, der Gedanke blieb, mußte bleiben, nachdem die so rasch angewachsene Zahl der Bezieher den vollgültigen Beweis dafür erbrachte hatte, daß das „Lagerfeuer“ einem tatsächlichen Bedürfnis entgegengekommen war. Und so entstand unser Lesezirkel in seiner heute noch bestehenden Form.
Eine ernste Gefahr lag freilich bei dieser Ort der Weiterführung nahe. Sowohl dadurch, daß nun nicht jeder der Bezieher mehr sein eigenes Exemplar in die Hand bekam, sondern auf die spätere Drucklegung vertröstet werden mußte, wie auch durch die an sich unbedeutende Verzögerung, die mit dem Durchgehen durch mehrere Hände unvermeidlich ist, konnte das lebhafte Interesse und die unentbehrliche Mitarbeit der Kameraden erkalten. Dem gegenüber vertrat aber die Schriftleitung stets die Anschauung, daß nur den unmittelbaren Interessen des Tages gewidmete Aufsätze, wie sie die flüchtige Tagespresse bringt und bringen muß, überhaupt nicht in unsere Blätter gehören, daß dagegen ernste Artikel, die – was das Wichtigste für unser Leben hier ist – geistige Anregungen bieten, eine kleine Verzögerung recht wohl vertragen können. Ja, man darf sogar sagen, daß die Härte des Schicksals uns auf diese Weise von selbst auf eine höhere Stufe gehoben hat, indem in noch schärferer Auswahl und in stetem Hinblick auf die spätere Drucklegung all das ausgeschieden werden mußte, was nicht bleibendes Interesse beanspruchen durfte.
So wurde auch diese Klippe glücklich bezwungen. Der schönste Beweis dafür, daß untere Absicht, etwas über die Gefangenschaft hinaus Dauerndes zu schaffen, sich in die Tat umgesetzt hat, daß
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die Gedanken, die wir unserem Kinde im Geleitwort mit auf den Weg gaben, immer mehr an Boden gewonnen haben, und daß wirklich in manchem der Kameraden, wenn er später einmal in der gedruckten Sammlung blättert, erfrischende Erinnerungen selbst aus dieser trüben Zeit erwachen mögen, der Beweis für all das ist die Tatsache, daß unser Lesezirkel sich auch jetzt noch ständig vergrößert, und daß vor allem eine stattliche, stets wachsende Zahl von Kameraden schon für die späteren Drucklegung voraus bestellt.
Nie hätten wir aber diesen schönen Erfolg erringen können, wenn wir nicht so vielfache tätige Unterstützung gefunden hätten. An der Spitze all derer, denen unser herzlicher Dank gebührt, steht nächst den Herren Vfw. Küntzel und Sees. Bohner insbesondere unser „künstlerischer Beirat“ Herr Fstbfw. Karius, von dessen fleißiger Hand die vielen sauberen Karten und Tafeln stammen, die eine so wert-volle, ja unentbehrliche Ergänzung des geschriebenen Wortes darstellen. Von unsere sonstigen Freunden und Helfern seien noch genannt Seesoldat vonHolstein, der in bekannter Vielseitigkeit als Erfinder und Chemiker sich bleibendes Verdienst errungen hat, und Seesoldat vanderLaan, der seit einem Jahre die umfangreichen laufenden Geschäfte im Kokaido mit größter Pünktlichkeit für uns besorgt. All den andern Mittarbeitern, die wir hier nicht im einzelnen aufführen können, unsern herzlichsten Dank! Wir zweifeln nicht daran, daß sie uns auch fernerhin mit Rat und Tat unterstützen werden.
Es wäre indes ein großer Irrtum anzunehmen, daß das „Lagerfeuer“ nur hier, hinter den Stacheldrähten des Kriegsgefangenenlagers, Freunde und Anhänger gefunden hat. Für viele mag es von Interesse sein zu hören, daß unsere Zeitung auch zu Hause in unserm lieben Deutschland im Laufe der Zeit zu einiger Bekanntschaft und Berühmtheit gelangt ist. Den Anstoß hierzu gab eine kurze Notiz im zweiten Morgenblatt der Frankfurter Zeitung
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vom 8. April 1916, die anscheinend von der „Zeitschrift für Deutschlands Buch-drucker“ übernommen wurde und sich so immer weiter in der Heimat verbreitet hat. Aus allen Kreisen, aus Nord und Süd flogen uns Karten und Briefe zu, in denen um Zusendung des Lagerfeuers gebeten wurde. „Nagels Lustige Welt“, eine in Berlin – Schöneberg erscheinende humoristische Wochenschrift, stellte uns sogar ihre Scherze und Schwanke kostenlos zum Nachdruck zur Verfügung.
Frohen Mutes schreiten wir in den zweiten Jahrgang hinüber, als echte Kriegszeitung besonders deshalb so froh, weil die Aussichten, daß ein baldiger glücklicher Friede uns von dieser Arbeit zu weit größeren, ernsteren Aufgaben ruft, immer mehr an Gestalt gewinnen. Solange aber die Stunde der Freiheit nicht schlägt, wollen wir nicht zufrieden sein mit dem, was hinter uns liegt, sondern weiterarbeiten an unserm Werk in dem steten Bestreben, daß die Gedanken, von denen wir ausgingen, sich immer vollkommener in diesen Blättern widerspiegeln möchten. Gar wieder bleibt noch zu tun für die Zukunft. Dabei denken wir vor allem daran, allen die vielen noch zu gewinnen, die uns ihre Mitwirkung bis jetzt versagt haben, meist nur deshalb, weil sie vergessen, daß es außer Dairinji und Kokaido auch noch andere Kameraden hier gibt, denen ihre Erinnerungen und Kenntnisse fremd sind, und die jede Anregung und Belehrung dankbar begrüßen. Wir hoffen, daß mehr als bisher das Lagerfeuer ein Spiegelbild dessen werde, was deutsche Arbeit im fernen Fsten vor dem Kriege geleistet hat. In kaum einem Lager sind so gute Vorbedingungen für dieses Ziel gegeben wie gerade hier. Wir hoffen ferner, daß der bisher so arg vernachlässigte Humor endlich seinen Meister finden und in Wort und Bild zu gebührender Geltung gelangen möge. Und schließlich hoffen wir noch, daß von den vielen Anregungen, die wir der Kunstausstellung verdanken, auch manches für uns abfallen möge und
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daß die schaffenden Künstler, die sich unserm Unternehmen gegenüber bisher ein wenig kühl verhalten haben, im Gedanken an die spätern Drucklegung jetzt schon kräftig zu der bildlichen Ausschmückung des Lagerfeuers beisteuern werden.
„Wer rastet, der rostet.“ Nur wenn wir stets nach Vertiefung und Erweiterung der uns selbst gestellten Aufgabe bestrebt sind, dann werden diese Blätter in der Tat das, was wir ihnen bei ihrem Erscheinen wünschten, nämlich:
„Ein lebendiger Beweis dafür, daß wir Deutsche wie im Feldkampf, so auch durch Zermürbung nicht zu bezwingen sind, daß wir Arbeitslust und geistige Frische ebenso zur Wehrpflicht rechnen, die wir dem Vaterland schulden, wie Kriegsbereitschaft und körperliche Ausbildung.“
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Sonntagsvorträge im Lager Yamagoe 1916
Die Einrichtungder Sonntagsvorträge verdankt das Lager Yamagoe der tat-kräftigen Initiative von Herrn Hauptmann Maurer. Wie jede Anregung, unseren Geist von der Umgebung abzulenken, jede Gelegenheit, unser Wissen zu erweitern, stets auf Erfolg rechnen darf, so fiel auch dieser äußerst glückliche Gedanke auf fruchtbaren Boden. Jeden Sonntag Vormittag versammelt sich seit Mai eine große Schar von Zuhörern in einem der vier Mannschaftstempel, um an den Kenntnissen und Erlebnissen der Kameraden das eigene Wissen und den eigenen Gesichtskreis zu erweitern. Wie aus der nachfolgenden Liste der Vorträge zu ersehen ist, kommen dabei die mannigfachsten und interessantesten Gebiete zur Sprache. Eine besonders schätzenswerte ständige Einrichtung im Gang der Vorträge bilden die Bespruchungen über die Kriegslage, die Hptm. Maurer an der Hand sorgfältig gezeichneter Karte in großem Maßstab
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am Ende jeden Monats selbst abhält. Dadurch ist jedem Anlegenheit geboten, sich über die Kriegsereignisse auf dem Laufenden zu halten, auch wenn ihn die tägliche Arbeit oder der Mangel an Zeitungen von genauem Verfolgen der Ereignisse abhalten sollte.
21. 5. | Hauptm. | Maurer | Verdun |
28. 5. | Leutn.d.R. | Solger | Reiseerinnerungen aus dem Kaukasus. |
4. 6. | Hauptm. | Maurer | Von Konstantinopel nach dem Suezkanal. |
11. 6. | Seesoldat | Timm | Trupppentransporte zur See |
18. 6. | Hauptm. | Stecher | Japan. |
25. 6 | Hauptm. | Maurer | Kriegsereignisse |
2. 7. | Uoffz.d.R. | Strieder | Marokko |
9. 7. | Leutn.d.R. | Solger | Kohlen- und Erzlagerstätten. |
16. 7. | Leutn.d.R. | Göpfert | Erzeugung von Eisen. |
23. 7. | Leutn.d.R. | Solger | Abstammung des Menschen I. |
30. 7. | Leutn.d.R. | Solger | Abstammung des Menschen II. |
6. 8. | Hauptm. | Maurer | Kriegsereignisse. |
18. 8. | Leutn.d.R. | Göpfert | Formgebungsarbeiten des Eisens |
20. 8. | Ob.Leutn. | Martin | Moderne Artillerie. |
27. 8. | Hauptm. | Maurer | Kriegsereignisse. |
3. 9. | Hauptm. | Maurer | Mobilmachung |
10. 9. | Leutn.d.R. | Rumpf | Die Seeschlacht am Skagerrak. |
17. 9. | Pol.Wachtm. | Krewerth | Der Erkennungsdienst der Kriminalpolizei. |
24. 9. | Haputm. | Maurer | Kriegsereignisse |
1. 10. | Leutn.d.R. | Solger | Die Balkanstaaten. |
8. 10. | Leut.d.L. | Jaspersen | Eine Reise in die Mandschurei. |
15. 10. | Uoffz.d.R. | Strieder | Eisenbahnvorarbeiten |
29. 10. | Hauptm. | Maurer | Kriegsereignisse. |
5. 11. | Uoffz.d.R. | Strieder | Eisenbahnbau. |
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12.11. | Vzwmstr.d.R. | Goldschmidt | Rechtskunde. |
19.11. | Leutn.d.R. | Solger | Der Urmensch |
26.11. | Hauptm. | Maurer | Kriegsereignisse |
10.12. | Hauptm. | Maurer | Mit der „Emden“ nach der Südsee I. |
17.12. | Seesoldat | Homann | Margarinefabrikation |
31.12. | Hauptm. | Maurer | Kriegsereignisse.
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Vorträge im Kokaido 1916.
28. 4. | Seesoldat | Schmitz | Definition: Was ist Eisen?
Geschichtl. Entwicklung der Eisenindustrie |
14. 5. | Seesoldat | Schmitz | Über Rohstoffe und Darstellung des Roheisens
(Hochöfen) |
28. 5. | Seesoldat | Schmitz | Darstellung des schmiedbaren Eisens
a.Herdfrischen,Puddel-,Bussemer,
Thomasverfahren. |
18. 6. | Seesoldat | Schmitz | b. Siemens-, Martinverfahren. Darstellung
des Zement-, Raffinier-, und Tiegelstahls.
Elektrische Stahlerzeugung,
Darstellung von Panzerplatten. |
2. 7. | Seesoldat | Schmitz | Formgebungsarbeiten
a. Eisen- und Stahlgießerei. |
23. 7. | Seesoldat | Vissering | Chinas Beziehungen zu den Völkerndes Westens
in der Tsin- u. Hanzeit. |
30. 7. | Seesoldat | Schmitz | b. Verarbeitung des schmiedbaren Eisens
Schmieden, Pressen, Walzen,
Granatenfabrikation. |
6.8. | Seesoldat | Klautke | Das Auge 1. Das Licht u. die Farben. |
13.8. | Seesoldat | Klautke | Das Auge 2. Der Sehvorgang. |
20.8. | Uoffz.d.R. | Arps I | Ping Hsiang |
5.9. | Uoffz.d.R. | Arps I | Ping Hsiang |
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Tennis 1916
Die ersten sonnigen Tagen des April lockten die Tennisspieler heraus. Die Winterstürme hatten dem Platz ebenso wenig anhaben können wie die Hämmer der Croquetspieler und die Kanonenstiefel der Faustballkämpfer. Mit wenigen Ausbesserungen gingen einige Verbesserungen des Platzes Hand in Hand. So wurde die Höhe der Umfassungsnetze so bemessen, so daß es selbst Bällen mit den hochfliegendsten Plänen schwer wurde, ihr Ziel – die Huldinnen von Guganji – zu erreichen.
Nach einer Unterbrechung von fast vier Monaten war das Tennisspiel in unserm ereignisarmen Dasein wieder etwas Neues, und freudig ergriff man wieder einen Schläger. Den ganzen Sommer über wurde, soweit es die Witterung irgend erlaubte, fleißig gespielt. Die Güte des Spiels überragte diejenige des Vorjahres beträchtlich, insbesondere rückten die sogenannten schlechteren Spieler den besseren bedenklich nahe. Dies hatte zur Folge, daß es bei dem im Oktober veranstalteten Tenniswettspiel zu einigen recht interessanten Spielen kam. Der Wettkampf, an dem sich 16 Spieler beteiligten, hatte folgende Ergebnisse:
1.Einzelspiel ohne Vorgabe.
F. Siemssen gegen Oblt. Trendelburg 7:5, 6:0, 6:1
2. Doppelspiel ohne Vorgabe.
Vwmstr. F. Siemssenu. Sees. W. Siemssengegen Hptm. Stecher und
Ob.Matr.Artl. Brandt 6:4, 6:0
3.Einzelspiel mit Vorgabe.
Vwmstr.d.R. G. Meyer (- 15) gegen Oblt. Trendelburg(- 3/6)
2:6, 6:3, 6:4
4.Doppelspiel mit Vorgabe.
Oblt. Trendelburgu. O.Matr.Artl. Brandt (- 3/6) gegen Hptm. Buttersack und
Festbfw. Karius (+ 5/6) 6:3, 6:3
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Nach dem Turnier flaute das Tennisspiel langsam ab, und Anfang Dezember fegten die kalten Winde allmählich die letzten Spieler vom Platze. Als man aber den Schläger zur wohlverdienten Ruhe wieder in seine Ecke stellte, da hatte wohl mancher den stillen Wunsch, daß nächstes Jahr der Arm eines freien Mannes den Schläger schwingen möge!
-dt.
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Prosit Neujahr 1917
Viel gute Wünsche zum Neuen Jahr!
Mög‘s bald in die Heimat gehen!
Doch währt‘s noch ein Jahr oder ein paar,
Wir werden auch das überstehen.
Es gibt Zeiten, wo uns das Wetter faßt
Und wo uns die Sache zu bunt ist.
Getrost! Es grünt doch wieder der Ast,
Wenn nur die Wurzel gesund ist.
Der Himmel blaut und die Sonne scheint hell.
Was kann uns viel widerfahren,
So lange wir uns ein dickes Fell
Und ein mutiges Herz bewahren!
S.
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